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Kongress-Parkhaus: Stadt Augsburg erwägt Abrissverfügung

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Stadt Augsburg erwägt eine Abrissverfügung für das Kongressparkhaus

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    Gehört dieser Anblick bald der Vergangenheit an? Die Stadt erwägt einen Abriss am Kongressparkhaus. Betroffen wäre zunächst nur der auf Säulen stehende Überbau (im Bild die Plattform mit der Ziegelmauer).
    Gehört dieser Anblick bald der Vergangenheit an? Die Stadt erwägt einen Abriss am Kongressparkhaus. Betroffen wäre zunächst nur der auf Säulen stehende Überbau (im Bild die Plattform mit der Ziegelmauer). Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Bauzäune wurden kurz vor Weihnachten auf den Weg im Wittelsbacher Park gestellt, seitdem müssen Radler und Fußgänger an der Strecke neben dem Kongressparkhaus in Augsburg auf einen benachbarten Weg ausweichen. Der Grund für die Absperrung (wir berichteten): Die Stadt sah nach den Schneefällen Anfang Dezember eine potenzielle Gefahr vom Überbau des

    Das Bauordnungsamt denkt offenbar recht konkret über eine Abrissverfügung nach, nachdem die Sicherheit auf öffentlichem Grund ein Thema ist. Das wäre in dem jahrelangen Streit zwischen den Eigentümern, die sich weder auf Abriss noch auf Sanierung des aus Sicherheitsgründen gesperrten Parkhauses einigen können, womöglich ein Wendepunkt. Eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen bei der Stadt steht kurz bevor. 

    Das Augsburger Kongressparkhaus verfällt seit Jahren

    Beziehen würde sich die Abrissverfügung aufgrund der Sicherheitsbedenken zunächst aber nur auf den ruinenartigen Überbau des gescheiterten Wohnungsbauprojekts und nicht aufs Parkhaus selbst. Damit bliebe der Grundkonflikt bestehen - Mehrheitseigentümer Bernhard Spielberger will einen Abriss und einen Wohn-Komplex mit großer Tiefgarage bauen, die Bewohnern und Kongresshallen-Besuchern offen stehen soll. In der Eigentümergemeinschaft tragen aber nicht alle diesen Kurs mit. Die Angelegenheit beschäftigt seit Jahren die Gerichte über mehrere Instanzen. Das Parkhaus verfiel in den vergangenen Jahren zunehmend, Spielberger machte mit eigenwilligen Aktionen wie einem kühlschrankgroßen Stein in der Einfahrt Schlagzeilen. Seit mehr als zehn Jahren haben Besucher der Kongresshalle keinen Stellplatz, zuletzt traf es die Gäste des Dorint-Hotels. 2022 verfügte die Stadt die Sperrung des Parkhauses aus Sicherheitsgründen.

    Nun sieht sie weitere Gefahr im Verzug, weil der unvollendete Überbau – seit 15 Jahren ungeschützt der Witterung ausgesetzt – bei starker Schneelast womöglich nicht mehr standsicher ist und auch außerhalb des Grundstücks gefährlich werden könnte. Baureferent Steffen Kercher bestätigte auf Anfrage, dass die Stadt sich mit der Frage beschäftige, wie problematisch der Überbau ist. Auch für das darunter stehende Parkhaus müsse man eine Lösung finden. Als Stadt müsste man aber das mildeste Mittel wählen, wenn man in Privateigentum eingreife. Zudem müsse das, was die Stadt anordnet, auch vollziehbar sein. Kercher spielt damit auf die unterschiedlichen Interessen der Eigentümer an. Dass versucht werden könnte, gegen eine Abrissverfügung rechtlich vorzugehen, ist fast absehbar. 

    Mehrheitseigentümer will den kompletten Abriss des Kongressparkhauses

    Mehrheitseigentümer Spielberger begrüßt, dass nun Bewegung in die Angelegenheit zu kommen scheint. "Das Gebäude ist seit Jahren einsturzgefährdet. Aber nicht nur der Überbau, sondern der gesamte Komplex", sagt der Unternehmer unserer Redaktion. Einen isolierten Abriss des Überbaus hält er für falsch. Laut Spielberger wäre dies nur möglich, "wenn man im Umkreis von 20 Metern auf der Nord- und Westseite Richtung Wittelsbacher Park alle Bäume fällen würde." Da würden die Bürger nicht mitspielen. Sollten Teile des Überbaus bei einem isolierten Abbruch auf das Parkhaus fallen, würde zudem das marode Gebäude wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Nur mit einem kompletten Abriss könnte die Gefährdung des öffentlichen Raums beseitigt werden, so Spielberger. Er werde der Stadt eine Stellungnahme mit einem Schreiben des für die Arbeiten vorgesehenen Abbruchunternehmens zukommen lassen, dass ein isolierter Abbruch nicht möglich sei.

    Spielberger will nach eigenen Aussagen nächste Woche einen Bauantrag bei der Stadt einreichen. Seine aktuellen Planungen sähen eine Anlage für betreutes Wohnen mit rund 200 Apartments vor. Diese sollen im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus öffentlich gefördert werden, Spielberger spricht von einem "Albaretto light". Die Seniorenresidenz an der Luther-King-Straße (Kriegshaber) gehört ebenfalls dem Unternehmer. Am Wittelsbacher Park wolle er eine günstigere Alternative schaffen, die sich auch ältere Menschen mit kleinerem Geldbeutel leisten könnten. Unterirdisch soll für die Bewohner des Seniorenheims wie für die Gäste des benachbarten Dorint-Hotels eine Tiefgarage gebaut werden, so Spielberger.

    Idee eines Hotelturm-"Zwillings" scheiterte am Baukunstbeirat der Stadt Augsburg

    Das Parkhaus hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Es wurde zusammen mit Hotelturm und Kongresshalle errichtet und tat jahrzehntelang seinen Dienst. Anfang der 2000er-Jahre kam seitens eines Investors die Idee auf, über dem Parkhaus auf Säulen schwebend 41 Wohnungen (Projektname "Semiramis") mit Blick auf die Baumkronen des Wittelsbacher Parks zu bauen. Die Arbeiten begannen, 2009 meldete die Projektgesellschaft Insolvenz an. Ab da begann der Verfall. Spielberger kaufte sich nach der einen halb so hohen "Zwilling" des Hotelturms auf das Grundstück zu stellen, allerdings waren diese Überlegungen dem Baukunstbeirat, der die Stadt in städtebaulichen Fragen berät, wohl zu wuchtig. Spielberger legte sie zu den Akten und kündigte eine herkömmliche Bebauung an. Zuletzt führte Spielberger mit seinen Anteilen in der Eigentümerversammlung 2022 einen Beschluss zum Abriss herbei. Vor Gericht klagte unter anderem das Dorint-Hotel als Teileigentümer mit Erfolg, sodass das Parkhaus zunächst stehen blieb

    Schauen Sie sich dazu auch unsere Video-Serie über den Augsburger Hotelturm an. In der dritten Folge sehen Sie, wie es im maroden Parkhaus aussieht:

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