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Augsburg: Kommentar: Wie Baustellen Augsburg schöner machen

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Kommentar: Wie Baustellen Augsburg schöner machen

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    Die Baustelle am Leonhardsberg kostet Nerven. Doch eines ist sicher: Hier kann es nur attraktiver werden.
    Die Baustelle am Leonhardsberg kostet Nerven. Doch eines ist sicher: Hier kann es nur attraktiver werden.

    Mein Leben ist eine einzige Baustelle. Na ja, zumindest hat es in diesen Tagen den Anschein. Vielleicht ist es auch nur der angehende Herbst, der meinen Blick etwas trübt. Der fällt nämlich, sobald ich die Haustüre verlasse, in ein großes Loch – in den Tunnel, durch den künftig die Straßenbahnen unterhalb des Hauptbahnhofs durchfahren werden. Kurz vor der Lokalredaktion stelle ich fest, dass an dem Bauprojekt Max 23, dem Lückenschluss am Judenberg, immer noch eifrig gewerkelt wird. Und das schon seit drei Jahren!

    Rathaus: Verkleidet war schön, original ist besser

    Schließlich fällt mein Blick auf meinem Weg in die Arbeit auf das Rathaus, das nicht mehr eingerüstet ist und im frischen Glanz erstrahlt – zumindest von vorne. Die bedruckte Plane war zwar ein charmanter Ersatz, aber eben letztlich nur ein Ersatz für den sonst so lieb gewordenen Anblick. Mir hatte das Bild vom Original den ganzen Sommer über irgendwie gefehlt, obwohl das Rathaus doch da war.

    Ein Blick aus dem Büro verrät: Auch in der Sterngasse in der Altstadt wird noch gearbeitet. Dort wird ein Haus saniert, das einmal als Gemeinschaftsunterkunft für Frauen und Kinder genutzt werden soll. Die Wagen der Handwerker stehen schön in Reih und Glied auf dem Elias-Holl-Platz. Am Wochenende findet dies inzwischen Nachahmer von normalen Autofahrern, die zwangsläufig denken müssen, dass es sich bei dem aufgehübschten Platz um einen öffentlichen Parkplatz handelt.

    Stadtbaustellen: Bleibt nur die Flucht aufs Land, oder doch nicht?

    Bleibt nur die Flucht ins Umland. Doch da komme ich nicht weit. Auf der B17 südlich von Augsburg geht schon bald nichts mehr: Stau an der Baustelle… irgendwo auf Höhe Königsbrunn. Ich schalte den Motor meines Autos aus und hadere ein bisschen in

    Doch das Granteln funktioniert nicht: Es wollen mir nur Beispiele einfallen, bei denen nach einer beschwerlichen und nicht enden wollenden Umbauphase doch etwas Gutes herausgekommen ist. Die breiten Gehwege auf der Maximilianstraße beispielsweise, die dieser Prachtstraße den richtigen Rahmen gegeben haben und einfach Lust zum Flanieren machen.

    Wo früher Verkehr gewütet hat, kann man heute schlendern

    Oder das Haltestellendreieck am Königplatz, das durch den Umbau in meinen Augen deutlich gewonnen hat. Nicht zuletzt durch die Verkehrsberuhigung der Konrad-Adenauer-Allee. Dort wo sich früher Autos auf zwei Spuren ihren Weg durch die Innenstadt bahnten, kann nun gemütlich spaziert und geradelt werden. Oder aber auch im Kleinen. Das Eckhaus am Judenberg wurde in den vergangenen Jahren aufwendig saniert. Das Haus, das immer ein bisschen als Schandfleck am Eingang zur Altstadt galt, ist kaum wiederzuerkennen. Den Tafeldeckern, die in den ehemaligen Fuggerei-Stuben in der Jakobervorstadt residieren, wird nach der Eröffnung regelrecht die Bude eingerannt, was zweifelsohne an Küche und Konzept des Restaurants liegt. Aber natürlich auch an der neu gestalteten Lokalität.

    Die Fugger’schen Stiftungen haben in eine monatelange Sanierung des Gebäudes, das sich im Durchgang zur Fuggerei befindet, investiert. Das hat sich gelohnt. So kommen auch wieder mehr Augsburger auf die Idee, der weltbekannten Sozialsiedlung einen Besuch abzustatten und das vielleicht mit einem Spaziergang durch das schöne Areal zu verbinden. Das hat kürzlich erst der Augsburger Sänger Andreas Bourani getan und ein Foto davon auf seiner Seite im sozialen Netzwerk Facebook gepostet. Darüber schrieb er: „Ich gehör’ vom ganzen Herzen dorthin… Schön, zuhause zu sein.“

    Das stimmt. Die Zeilen stimmen mich milde. Wenn am Ende etwas Gutes herauskommt, dann lohnen sich die Baustellen. Und wer schön sein will, der muss bekanntlich immer ein bisschen leiden.

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