Die Augsburger Klubbesitzer warten darauf, dass sie im Oktober wieder ihre Türen öffnen können und stecken deshalb tief in den Vorbereitungen. "Momentan wird alles gereinigt und desinfiziert", sagt Pächter Manuel Dietrich vom Barfly in der Maximilianstraße. Die Schließung während der Pandemie hat er ausgenutzt: "Lüftung und Klimaanlage wurden komplett erneuert." Auch in die Digitalisierung hat er investiert, sodass in Zukunft Tickets online gekauft werden können. Damit können ab Freitag nach vielen Monaten Pause endlich wieder Gäste bei ihm feiern, sofern sie geimpft, getestet oder genesen sind. Doch es gibt noch offene Fragen.
Für Dietrich ist es höchste Zeit, dass Clubs wieder starten können. "Im Klub feiern, sich mit Freunden treffen, soziale Kontakte, das kann durch keine App ersetzt werden", sagt er. Er schwebt allerdings wie alle anderen Klubbesitzer in Bayern, noch in der Luft, was die vorgesehene Wiedereröffnung angeht. "Wenn wir erst am 30. September die neuen Regelungen erhalten, wie soll ich dann schon am nächsten Tag meinen Klub mit allen neuen Auflagen eröffnen können?", bemängelt er die mangelnde Kommunikation seitens des Freistaats. Weil das so ist, glaubt er auch noch nicht, dass er diese Woche wirklich schon aufmachen kann.
Die Soforthilfen des Freistaats finanzierten neue Kassen
Wie Dietrich haben viele Augsburger Klubbesitzer die Zeit des Lockdowns genutzt. Benjamin Aniello Jeloucan, Inhaber des Nox Klubs, hat Neuerungen vorgenommen, die während des laufenden Betriebs nicht möglich gewesen wären: "Wir haben die Toiletten erneuert und ein neues Kassensystem angelegt." Die monatelangen Schließungen haben ihm zugesetzt. Im ersten Lockdown musste er Ware entsorgen, hatte sie aufgrund der Lockerungen danach wieder aufgestockt, nur um Anfang des zweiten Lockdowns wieder alles wegzuwerfen: "Wir haben Ware im Wert von 5.000 Euro entsorgt." Die Staatshilfen waren anfangs nicht ausreichend, sagt er, zum Ende hatten sie besser funktioniert. Der Staat hat so seine neuen Kassen finanziert, die er selbst nie hätte bezahlen können. Auch bei den Toiletten habe er Unterstützung erhalten, erzählt Benjamin Aniello Jeloucan. Beruflich hat er sich während des Lockdowns anderweitig verwirklicht: "Wir haben versucht, ein Business aufzubauen und dafür einen Online-Shop gegründet." Nun aber ist er froh, wieder starten zu können.
Auch Leo Dietz, Inhaber mehrerer Klubs wie Peaches, Mauser und Cube - hat die vergangenen eineinhalb Jahre genutzt: "Im Peaches haben wir das Lüftungssystem erneuert." Außerdem steht bei ihm im Oktober die Neueröffnung eines weiteren Live-Klubs an, der voraussichtlich "Stars" heißen wird. Dietz hat allerdings nicht vor, seine Klubs sofort am 1. Oktober zu öffnen - selbst wenn es möglich wäre. Er brauche etwas Zeit, um sich vorzubereiten und dann alles ordentlich zu machen. "Wir wollen kein zweites Ischgl sein", begründet er seine Vorgehensweise.
Es gibt außerdem ein anderes Problem: Während des Lockdowns haben sich viele Mitarbeiter neue Jobs gesucht, Dietz und einige Kollegen müssen ihr Personal deshalb fast komplett neu aufstellen. "Ich kann aber niemanden einstellen, wenn ich nicht weiß, wann wir aufmachen dürfen, wie lange und unter welchen Voraussetzungen", sagt Dietz. Nun ist er offensiv auf Mitarbeiterakquise. Ob er seine Klubs unter 2G- oder 3G-Regel öffnen darf, ist ihm nicht so wichtig. Ausschlaggebend sind für ihn volle Kapazitäten: "Wenn der Klub nur halbvoll ist, fühlt es sich falsch an. Das Feiern lebt von körperlicher Nähe und sozialem Kontakt." Außerdem könne er nur mit vollen Kapazitäten seine Kosten decken.
Manuel Dietrich vom Barfly findet, die 3G-Regel im Klub wäre prinzipiell die fairere Variante, aber das liegt nicht in seiner Verantwortung: "Ich bin kein Virologe, kein Politiker. Ich bin Klubbesitzer." Feiern mit Maske hält er allerdings für nicht realisierbar. Einig sind er und Dietz sich, dass das Bedürfnis zu feiern da ist. "Aus meiner Sicht macht das mehr Sinn in kontrollierten Bereichen - mit Kontaktdatenverfolgung und Regeln - als mit 100 Leuten in einer illegalen Lagerhalle", ist Dietz überzeugt.
Die Zeit der Schließung sei sowohl psychisch belastend als auch hoffnungsraubend gewesen, sagt Barfly-Leiter Dietrich. "Ich war ganz normal arbeiten - erst in der Logistik, dann Pakete sortieren in der Nachtschicht, und das auch zur Weihnachtszeit", erzählt er. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig, denn die Staatshilfen seien zunächst zum Überleben nicht ausreichend gewesen: "Welcher Betrieb überlebt neun Monate ohne Kostendeckung?" Auch andere Klubbetreiber suchten nach neuen Geschäftsmodellen.
KKlub in Augsburg wurde zum Corona-Testzentrum
Der Besitzer des KKlub, Andreas Kahn, hat die Initiative ergriffen und betreibt derzeit noch zusammen mit ArminLabs ein Corona-Testzentrum. Auf der Tanzfläche werden noch bis 3. Oktober Tests durchgeführt, danach zieht das Testzentrum in die Maximilianstraße, denn ab 9. Oktober soll der KKlub wieder regelmäßig öffnen. „Man muss irgendwie auch Geld verdienen und das war in unserem Fall mit den Tests möglich“ sagt Klubmanager Stefan Isner. Davor wurde in dem Klub renoviert und umgebaut: „Wir waren einer der ersten Klubs, die zugemacht haben. Gesundheit geht vor und wir haben das Beste daraus gemacht“, berichtet er.
Isner blickt positiv in die Zukunft - das müsse man, allein schon, um die Mitarbeiter und die Stammkundschaft zu motivieren. Er ist gespannt auf die Regelungen, die am 30. September festgelegt werden, am liebsten würde er den KKlub ohne Auflagen wieder normal öffnen, denn: „Keiner will mit Maske feiern.“ Leo Dietz glaubt nicht, dass die Klubs nach der Wiedereröffnung nochmals schließen müssen: "Das Verständnis wäre einfach überhaupt nicht mehr da." Er wünscht sich "maximale Auslastung und maximales Feiern bei maximaler Sicherheit".