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Augsburg: Klimacamp schließt nach vier Jahren

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Klimacamp beendet nach vier Jahren seine Dauerdemo

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    Das Klimacamp neben dem Augsburger Rathaus streicht in einigen Tagen die Segel.
    Das Klimacamp neben dem Augsburger Rathaus streicht in einigen Tagen die Segel. Foto: Peter Fastl (Archiv)

    Das Augsburger Klimacamp wird ab Ende Juli seine seit vier Jahren fortwährende Dauerdemo beenden und auch nicht an anderer Stelle in der Stadt fortsetzen. Dass das Camp wegen der anstehenden Rathaussanierung seine Zelte in einer Woche abbrechen wird, war klar gewesen, zuletzt hatten die Aktivisten sich aber noch Gedanken über einen Ausweichort gemacht (wir berichteten). Nun soll es auf andere Protestformen hinauslaufen. Das Camp war wegen seines Erscheinungsbildes in Teilen der Stadtgesellschaft umstritten gewesen.

    Klimacamp-Mitinitiator Ingo Blechschmidt sagte, dass man nun auf andere Formate wie ein „Pop-Up-Klimacamp“, das nur für wenige Stunden oder Tage vor Ort ist, oder ganz andere Aktionen setzen werde. Ein Punkt sei gewesen, dass es nicht einfach gewesen wäre, einen gleichermaßen symbolträchtigen wie von Passanten stark frequentierten Standort zu finden. Der Fronhof, an dem die Regierung von Schwaben ihren Sitz hat, sei zwar schön, mit viel Publikum brauche man dort aber nicht zu rechnen.

    Klimacamp Augsburg: Eine der längsten Klimaschutzdemos

    Gleichzeitig hatte sich in den vergangenen Monaten gezeigt, dass sich diese aufwändige Form des Protests womöglich nicht dauerhaft hätte aufrechterhalten lassen. Auch innerhalb des Klimacamps waren nach Informationen unserer Redaktion Zweifel daran aufgekommen, ob man Standortwechsel erfolgreich meistern könne. Mit dem Dauerprotest, der zum Stichtag 31. Juli 1492 Tage angedauert haben wird, ist das Klimacamp bundes- und europaweit eines der Camps mit dem größten Durchhaltevermögen, wenn nicht die am längsten andauernde Klimaschutz-Demo in Deutschland überhaupt.

    Nach eigenen Angaben sei man Vorbild für etwa 50 Camps in anderen Städten gewesen. Das Augsburger Camp hatte sich vor Gericht erfolgreich gegen eine Räumungsverfügung der Stadt gewehrt, gleichzeitig war es in den Wintern schwierig geworden, genug Aktivisten für die schichtweise Besetzung des Hüttendorfs (es müssen mindestens zwei Aktivisten anwesend sein, damit rechtlich eine Kundgebung stattfindet) zu finden. Die Stadt hatte zuletzt erklärt, dass man das Camp genau im Blick behalte, was die Dichte an Veranstaltungen zum Klimaschutz und die Besetzung betrifft.

    Klimacamp Augsburg: „Wir wollen die Schlagzahl wieder erhöhen“

    Als Scheitern wollen die Aktivisten die jetzt anstehenden Änderungen nicht verstanden wissen. „Wir wollen jetzt im Gegenteil die Schlagzahl wieder erhöhen“, so Blechschmidt. Was an Aufwand für die 24-Stunden-Besetzung des Camps nötig war, werde man in temporäre Aktionen stecken. Die Aussicht auf neue Protestformen motiviere, gleichzeitig sei man organisatorisch gut aufgestellt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir ohne 24/7-Camp an diesen Punkt gekommen wären.“ Man habe in den vergangenen vier Jahren viele Erfolge in Augsburg erzielt - von einem Fahrradbürgerbegehren über den Beschluss eines CO2-Restbudgets durch den Stadtrat bis hin zur Rettung der Bäume auf dem Bahnhofsvorplatz (gemeinsam mit der Baumallianz). Auch das Radlnacht-Bündnis, das am Samstagabend eine Fahrraddemo mit mehr als 3000 Teilnehmern organisierte, entstand unter Klimacamp-Beteiligung. Ein Ansatz für künftige Protestformen sind die seit mehr als einem Jahr in Augsburg stattfindenden angemeldeten 15-Minuten-Demos an Verkehrsbrennpunkten.

    Stadt hat aus Sicht der Aktivisten noch viel zu tun

    Aus Sicht der Aktivisten gibt es in punkto Klimaschutz weiterhin viel zu tun. Die Stadt habe mit der Reform des Straßenverkehrsgesetzes mehr Spielräume bekommen, die sie auch ausnutzen müsse. Die Folgen des Klimawandels seien in Augsburg mit Hochwasser- und Starkregenereignissen bereits angekommen. „Schicke Fotos in Einsatzjacke ersetzen keine Krisenpolitik. Es bringt nichts, sich so zu inszenieren, aber die Rufe aus dem Klimacamp nach Veränderung zu ignorieren“, so Aktivistin Antonie Gruber, Arboristik-Studentin und Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr im Hinblick auf Social-Media-Auftritte der Stadtregierung. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sei in den vergangenen vier Jahren nur einmal im Klimacamp gewesen, und zwar in der ersten Woche, um die Räumungsabsicht kundzutun, so die Aktivisten.

    Teil des Camps zieht in den Landkreis Landsberg um

    Der Abbau des Klimacamps hat bereits begonnen. Bis zum 31. Juli sollen alle Bestandteile vom Fischmarkt verschwunden sein. Ein Teil der Camp-Bestandteile soll nach Reichling (südlich Landsberg am Lech) umziehen, wo sich Protest von Bürgern und Aktivisten gegen eine Erdgas-Bohrung formiert. Auch einige Augsburger Aktivisten werden, nachdem die Augsburger Lokalpolitik in Sommerpause geht, während des Augusts nach Oberbayern umziehen, um den dortigen Protest mit Know-How zu unterstützen.

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    2 Kommentare
    Hans Meixner

    "Symbolträchtig" war das Klimacamp nur im negativen Sinn. Bei den meisten Passanten (und hauptsächlich Touristen) hat es nur Kopfschütteln und Unverständnis ausgelöst, auch durch das, in der meisten Zeit, schlampige Aussehen an einem geschichtsträchtigem Ort Dem Klimaschutz hat dies nichts geholfen und nur mehr Unverständnis gegenüber diesen sogenannten "Aktivisten" gebracht.

    Felix Strobel

    Eine sehr starke Sache, die Augsburg einzigartig gemacht hat, endet. Sehr schade! Ich freue mich schon über ihre neuen Aktionen zu lesen.

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