Die Personalnot macht auch vor den städtischen Kindertagesstätten nicht halt. Während die Stadt bemüht ist, das Angebot mit weiteren Gruppen stetig auszubauen, scheinen fehlende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Anstrengungen Grenzen zu setzen. Teilweise können sogar Gruppen nicht besetzt werden, weil die Mitarbeiter fehlen. Die soziale Fraktion im Stadtrat hat jetzt die Stadt aufgefordert, mit besserer Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen Anreize zu schaffen, dass mehr Menschen in den städtischen Kitas arbeiten wollen. Sie mutmaßt in einer Presseerklärung auch, dass andere Träger, wie die AWO, mit besseren Bedingungen der Stadt Personal abspenstig machen. Die freien und kirchlichen Träger der Kinderbetreuung sind von diesen Aussagen allerdings nicht angetan.
"Wir sitzen alle im selben Boot", sagt etwa Robert Bläß, der Personalvorstand des Kita-Zentrums St. Simpert, das katholische Betreuungseinrichtungen verwaltet. "Über Zulagen schaffen wir keinen einzigen zusätzlichen Mitarbeiter, sondern sorgen nur dafür, dass die Mitarbeiter von anderen Einrichtungen abwandern", so der Personalvorstand. In Augsburg, aber auch dem Umland, hingen die Einrichtungen der Kinderbetreuung eng zusammen - wenn beispielsweise die Stadt mehr bezahlen würde, müssten alle anderen nachziehen - einen Effekt auf die Zahl der Betreuerinnen habe das nicht. "Das ist eine heikle Geschichte und wir tun uns mit solchen Überlegungen bayernweit keinen Gefallen", glaubt Bläß, der das Problem auch aus anderen schwäbischen Landkreisen und Städten kennt.
Wichtiger sei jetzt, in Ausbildung zu investieren, als kurzfristig Löcher zu stopfen. Bei den vorhandenen Kita-Mitarbeiterinnen herrsche oft eine hohe Wechselbereitschaft - der könne man nur mit einer hohen Zufriedenheit entgegenwirken. In den katholischen Kitas sei man dazu übergegangen, die Leitungskräfte besser auszubilden. "Den höchsten Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit hat der Vorgesetzte", glaubt Bläß. Deshalb investiere man in Coachings und Führungsseminare, um an dieser Stelle anzusetzen.
AWO Schwaben kämpft ebenfalls mit dem Mitarbeitermangel
Bei der AWO Schwaben weiß man nichts von Kita-Personal, das in größerem Maße von der Stadt zugewandert sei. "Es kommen natürlich immer mal wieder auch Mitarbeiterinnen aus städtischen Kitas zu uns, weil wir als attraktiver Arbeitgeber gelten, sagt die AWO-Vorständin für Kinder- und Jugendhilfe, Silke Scherer. Die 35-Stunden-Woche der AWO Augsburg gelte für die Pflege und sei sicher nicht der Grund, dass städtische Erzieher zur AWO Schwaben wechselten. Eine entsprechende Vermutung hatte die Sozialfraktion geäußert. "Wir kämpfen genauso wie alle anderen Betreuungseinrichtungen mit dem Mitarbeitermangel, betont Scherer.
Bei der AWO setze man vor allem auf Maßnahmen zur Gesundheitsprophylaxe, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen, so Scherer. Es gebe ein eigenes Budget für Stressreduktions-Seminare und andere Angebote, um das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen. Fachkräfte zu gewinnen sei auch für die AWO ein Thema, das in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen habe.
In den städtischen Kitas fehlten derzeit rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sagt Bürgermeisterin und Bildungsreferentin Martina Wild. "Den Fachkräftemangel spüren die städtischen Kitas genauso wie die Kitas in kirchlicher und freier Trägerschaft", so Wild. Neben einer umfangreichen Werbekampagne mit Plakaten, Bannern und Anzeigen in den sozialen Medien setzt die Stadt stark auf Ausbildung.
So gebe es seit September 2020 in Augsburg neben den bereits existierenden Fachakademien auch eine städtische Fachakademie für Sozialpädagogik, die angehende Erzieherinnen und Erzieher fundiert und praxisnah ausbilde, sagt Wild. Ziel der Akademie sei es, möglichst viele Erzieherinnen und Erzieher für die wachsende Stadt Augsburg zu gewinnen.
Klassische Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern könnte künftig bezahlt werden
In Kooperation mit der Fachakademie Maria Stern bildet die kommunale Kita-Trägerin Stadt Augsburg in Nördlingen Abiturientinnen und Abiturienten zu Erziehern aus. Die sogenannte Optiprax-Ausbildung ist eine praxisnahe und vor allem durchgängig bezahlte Ausbildung von Abiturienten. Bei diesem Ausbildungsgang sei die Quote von männlichen Bewerbern besonders hoch, freut sich die Referentin. Die auf drei Jahre verkürzte Erzieherausbildung gebe es seit sieben Jahren.
Weiterhin gebe es die mittlerweile auf vier Jahre verkürzte klassische Erzieherausbildung - gerade werde versucht, diese über die gesamte Ausbildungsdauer mit einer Bezahlung zu hinterlegen, um sie attraktiver zu machen, sagt Wild. Auch würden beispielsweise pädagogische Assistenzkräfte ausgebildet und Fachkräfte aus dem Ausland angeworben.
"Unser Anliegen ist es, die Kita-Träger in Zeiten des Fachkräftemangels nicht gegeneinander auszuspielen, sondern die notwendigen Schritte gemeinsam zu gehen im Bewusstsein, dass wir alle gemeinsam unseren Kindern eine gute Bildung und Betreuung zukommen lassen wollen", betont Wild.