Keller unter Wasser: So kämpft Haunstetten gegen den Regen
Anwohner und die Feuerwehren kämpfen in Haunstetten gegen das Grundwasser an. Auch in der Fuchssiedlung bei Inningen sind die Menschen angespannt.
Bedrohlich voll fließt der Mittelbach an diesem Samstagmittag durch Haunstetten. Und gleich nebenan, in der Loisachstraße, da fließt es auch. Aus nahezu allen Häusern in der Straße führen Schläuche auf die Straße. Weil der Grundwasserspiegel nach den andauernden Regenfällen stark gestiegen ist, sind zahlreiche Keller vollgelaufen.
Eine Stunde hat Barbara Schreiber in der Nacht auf Samstag geschlafen, ihr Mann gar nicht. Unermüdlich haben sie Eimer um Eimer mit Wasser aus dem Keller hochgetragen, der sich beständig mit neuem Wasser gefüllt hat. "Die Kinder haben drei oder vier Stunden geschlafen, dann haben wir sie wieder aufwecken müssen, weil wir es zu zweit nicht geschafft haben", sagt die Haunstetterin. Seit Freitagabend kämpfen sie hier gegen das Wasser und konnten es so auf fünf Zentimeter halten. Bei vielen Nachbarn, etwa bei Darius Kisiel, steht es knapp 20 Zentimeter hoch. Bei ihm surrt im Keller eine Pumpe, ebenso wie bei den Schreibers.
Klares Grundwasser strömt durch kleine Löcher in den Keller
Ein Bekannter hat ihnen um kurz nach 6 Uhr morgens zwei Pumpen vorbeigebracht. In der Nacht haben sie im Baumarkt online zwei weitere Pumpen vorreserviert und gleich am Morgen abgeholt. Die Feuerwehr war da, und hat ihnen Sandsäcke gebracht. Doch obwohl die vier Pumpen durch die Schläuche unablässig das Wasser auf die Straße befördern, die ausgerechnet nach einem Fluss benannt ist, bekommen sie den Keller nicht ganz trocken. Ein solche Situation, sagt Barbara Schreiber, die hätten sie hier noch nie erlebt.
Aus zwei kleinen Löchern in der Ecke des Kellers ströme das klare Grundwasser wie aus einem Springbrunnen. Und die Haunstetterin hat Sorge, dass das auch noch eine ganze Weile so weitergehen könnte. "Ich habe die Befürchtung, dass es, auch wenn es aufhört zu regnen, noch einige Tage braucht, bis das Grundwasser wieder abgesunken ist", sagt sie. Trotz allem glaubt sie, dass sie in Haunstetten bisher noch glimpflich davongekommen sind. "Wir haben in Markt Wald gelebt, wenn ich da die Nachrichten vom Schnerzhofer Weiher höre, möchte ich gar nicht wissen, wie es da ausschaut", sagt sie noch schnell, bevor sie gemeinsam mit ihrer Familie weiter gegen das Wasser im Keller kämpft.
Viele Einsatzkräfte der Feuerwehr haben die Nacht durchgearbeitet
Nur wenige Meter von ihrem Haus entfernt stehen die Feuerwehrfrauen und -männer der Freiwilligen Feuerwehr Haunstetten am Samstagmittag erschöpft vor ihrem Gerätehaus. Seit Freitagnachmittag um 15 Uhr sind einige von ihnen schon im Einsatz. Bis zur Hüfte standen sie teilweise im Wasser der vollgelaufenen Keller. So etwas wie an diesem Wochenende, sagt der stellvertretende Kommandant Stephan Dreher, habe man bisher nur beim Pfingsthochwasser erlebt. 40 bis 50 Männer und Frauen seien im Dauereinsatz gewesen. Nun sind sie durchnässt bis auf die Unterwäsche, müde von den vielen Einsätzen. Viele haben in der Nacht gar nicht geschlafen, manche nur einige Stunden.
So wie die Einsatzkräfte vieler anderer Stadtteilfeuerwehren auch. Doch Ausruhen, glaubt Stephan Dreher, werden sie sich so schnell nicht können. Denn er teilt die Einschätzung von Barbara Schreiber. So lange es regnet, werde sich der Grundwasserstand nicht absenken. Und selbst wenn es aufgehört hat zu regnen, dauere es erfahrungsgemäß noch einmal einige Tage, bis das Grundwasser wieder absinke. "Wir sammeln uns jetzt kurz, organisieren uns nochmal und dann geht es weiter", sagt Dreher, während der Regen unerbittlich weiterprasselt.
In ihrem gelben Regenmantel kämpft sich am Nachmittag in der Fuchssiedlung bei Inningen Romana Ziegler durch den Regen. Gerade war sie an der Wertach und hat nach dem Wasserstand geschaut. So wie zahlreiche andere Menschen, die mit Regenschirmen gekommen sind, um die reißenden braunen Fluten des Flusses zu sehen. Noch gut kann sich Ziegler an das Pfingsthochwasser erinnern, Sandsäcke hat sie vorsorglich schon im Haus. Damals habe sie Wasser im Keller gehabt. Doch bisher ist es dort noch trocken. Damit dass auch so bleibt, bauen die Einsatzkräfte der Feuerwehr ein paar hundert Meter weiter am Diebelbach am Nachmittag vorsorglich den Hochwasserschutz auf. Ihnen, sagt Romana Ziegler, könne man nicht genug danken. Christian Jenne wohnt ebenfalls in der Fuchssiedlung und hat soeben mit den Einsatzkräften gesprochen.
Anwohner der Fuchssiedlung behalten Lage am Diebelbach im Blick
Noch hätten sie die Lage als überschaubar eingeschätzt. "Sie haben gesagt sollte das Wasser wirklich zu uns kommen, dann werden sie mit Lautsprecherdurchsagen davor warnen. Wollen wir hoffen, dass es gut ausgeht", sagt er und erzählt von Bekannten aus Haunstetten, deren Keller schon vollgelaufen ist. Seinen Fotovoltaikspeicher im Keller hat Jenne vorsorglich abgeklemmt. Was ihn positiv stimmt, ist ausgerechnet der Rückblick auf das Pfingsthochwasser 1999. Seitdem sei viel passiert, etwa durch das Projekt Wertach Vital. Dass die Wertach bis zum Nachmittag in Augsburg nur die Meldestufe 2 erreichte, führt er auch darauf zurück. "Ich möchte nicht wissen, wie es hier aussehen würde, wenn man da nichts gemacht hätte. Dann wären wir hier schon lange abgesoffen."
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