Es ist ruhig zur Mittagszeit im Wittelsbacher Park. Ein paar Vögel zwitschern in den Ästen und Kinder toben in der nicht weit entfernten Grundschule. Wochentags sind noch einige der Parkplätze frei - was sich bald ändern wird. Durch das seit langem wegen Einsturzgefahr geschlossene Kongressparkhaus fehlen nicht nur Parkplätze für Parkbesucherinnen und -Besucher, sondern auch für Hotelgäste. Alle, die in der Nähe des Parks ihr Auto abstellen möchten, um in den Park zu gelangen, müssen auf das Antonsviertel zurückgreifen. Das sorgt für Ärger bei den Anwohnerinnen und Anwohnern.
Aber auch denjenigen, die es eilig haben, ist die Parkhausruine ein Dorn im Auge: "Es raubt mir so viel Zeit, mein Auto irgendwo zu parken. Man muss wirklich Glück haben", sagt Thomas Hummel aus Innigen, der im angrenzenden Dorint-Hotel einen Termin hatte. Das Parkhaus sei früher schon keine Augenweide gewesen, aber irgendwo müssten die Autos ja parken. Hummel kritisiert, dass es keine Alternative gäbe. Schon in den Morgenstunden sind die Straßen des Antonsviertels zugeparkt.
Auch für Familien, die einen Spaziergang im Park machen möchten, ist der fehlende Parkplatz ein Problem. "Dort, wo das Parkhaus steht, wäre ein perfekter Platz für die Autos von Familien", sagt Jiangbo Xu, die auf einer Parkbank in der Sonne ein Buch liest. "Mit meinem Mann und den Kindern bin ich gerne und oft im Park", sagt Xu. "Ich finde das sehr, sehr schade, dass es den Parkplatz nicht mehr gibt", sagt die gebürtige Chinesin. Man könne so viel aus dem alten Gebäude machen, findet sie: Einen Spielplatz, Wohnungen, etwas zum Sport machen oder eben Parkplätze. Auch Rebecca Binder kommt häufig mit ihren Kindern zu den Spielplätzen im Park: "Wir wohnen in der Nähe, deswegen betrifft es mich nicht so sehr", erklärt Binder. "Wenn Kongresse oder andere Abendveranstaltungen stattfinden, wird es mit dem Parken aber schwierig." Tatsächlich gibt es einen Parkplatz in der Nähe, direkt neben der Erhard-Wunderlich-Sporthalle.
Auf diesen Parkplatz greifen häufig auch die Gäste des Dorint-Hotels zurück. Oftmals sehe Rebecca Binder, wie Hotelgäste mit ihren Koffern durch den ganzen Park wandern, um zum Hotel zu kommen. Der Parkplatz vor der Sporthalle ist auch um die Mittagszeit an diesem Donnerstag fast komplett belegt. Es gibt nur eine Handvoll freie Plätze. Doch manche finden auch dort keinen Parkplatz mehr. So auch Wolfgang Michel, der hier mit seinem Hund Gassi geht. "Ich musste mein Auto noch weiter hinten parken", so Michel und zeigt dabei in eine unbestimmte Richtung. Dabei wohnt er sogar im Antonsviertel. Noch mehr stört ihn an der Ruine aber die Optik: "Das Ding ist ein Schandfleck für das Viertel. Sie sollen es möglichst bald wegreißen." Er habe Verständnis für die Hotelgäste, die ihre Autos im Viertel parken, aber gefallen tue es ihm nicht. "Es muss eine andere Lösung her."
Streit über Kongressparkhaus: Besitzer sind sich nicht einig
Eine mögliche Lösung hat vor Kurzem der Minderheitseigentümer des Kongressparkhausen Jürgen Wowra vorgestellt: Es soll ein "grünes Parkhaus" mit Photovoltaikflächen und begrünter Außenfassade entstehen. Mehrheitseigentümer Spielberger zweifelt an der Rentabilität der Pläne. "Dieses ewige Gegeneinander nervt mich", sagt Michel. "Sie werden sich nie einig werden." Andere Parkbesucher haben ganz andere Vorstellungen, was mit dem Kongressparkhaus geschehen soll. Peter Buchsteiner sagt: "Wenn das Parkhaus einmal weg ist, sollten keine neuen Parkplätze entstehen. Es gibt immer mehr Autos, für die muss immer mehr Natur weichen." Ihm sei vor allem wichtig, dass die Grünflächen in Augsburg geschützt werden würden. Seine Begleiterin Aldonna Matziol sieht das ähnlich: "Noch mehr Parkplätze sind keine Lösung. Sonst geht die Natur verloren."
In Augsburg gäbe es viele schützenswerten Zonen, die durch Autos gefährdet werden. Immer mehr Bäume würden verloren gehen - "Deswegen sollten die Autos weg", meint Buchsteiner. Wo die Gäste, die nicht aus dem Antonsviertel kommen, parken sollen, wisse er aber auch nicht. Unter den Hotelgästen ist der Unmut ebenfalls groß. Zwei Seminarbesucherinnen sind zwar mit dem Zug gereist, berichten aber von verärgerten Gästen. Die Meinungen darüber, wie die Parkplatzsituation gelöst werden soll, gehen auseinander. Manche wünschen sich ein neues Parkhaus, andere wollen möglichst keine neuen Parkplätze, um die Natur zu schützen. In einem Punkt sind sich jedoch alle einig. Peter Buchsteiner bringt es in Bezug auf das Kongressparkhaus auf den Punkt: "Weg damit!"