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Augsburg: Kater lebte in der Wohnung eines Toten: Neues Zuhause für traumatisiertes Tier

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Kater lebte in der Wohnung eines Toten: Neues Zuhause für traumatisiertes Tier

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    Kater Störtebeker, der bei einem Toten gefunden wurde, hat ein neues Zuhause und einen neuen Namen bekommen. Er heißt jetzt Merlin.
    Kater Störtebeker, der bei einem Toten gefunden wurde, hat ein neues Zuhause und einen neuen Namen bekommen. Er heißt jetzt Merlin. Foto: Sara Kormann

    Kater Störtebeker heißt jetzt Merlin. Mit seinem neuen Namen beginnt für ihn ein neues Leben, nachdem er ein schlimmes Schicksal hatte. Er musste lange Zeit neben seinem verstorbenen Besitzer in der Wohnung ausharren, bis der Tote und das völlig verstörte Tier gefunden wurden. Der Augsburger Tierschutzverein bietet eine neue Tiervorsorge-Telefonnummer an, um ähnliche Fälle künftig zu vermeiden.

    Todesfall in Augsburg: Der Besitzer des Katers starb allein daheim

    Der etwa zehnjährige Kater war Anfang des Monats völlig verstört aus einer Wohnung im Augsburger Stadtteil Göggingen gerettet worden. Dort starb sein 91-jähriger Besitzer, ein einsamer alter Mann, ohne dass es irgendjemand mitbekam. Einsatzkräfte hatten sich schließlich Zutritt zu den Räumen in dem Mehrfamilienhaus verschafft. In der Wohnung war bereits ein deutlicher Verwesungsgeruch wahrnehmbar.

    Die Geschäftsführerin des Augsburger Tierschutzvereins, Sabina Gassner, sagt, dass zumindest das Tier gerettet werden konnte, sei einem glücklichen Zufall zu verdanken. Zunächst hatte sich der verschreckte Kater vor den Rettern versteckt. Als er doch noch entdeckt wurde, brachte man ihn ins Tierheim, wo er tierärztlich untersucht und versorgt wurde. Nun hat er auch recht schnell ein neues Zuhause mit menschlicher und tierischer Gesellschaft gefunden.

    Tierfreunde nehmen den Augsburger Kater Störtebeker auf

    Sara und Michael Kormann lasen einen Bericht über Störtebeker in unserer Zeitung. "Sie haben gleich reagiert und im Tierheim angerufen", sagt Sabina Gassner. Im Haushalt der Familie lebt bereits eine etwa gleichaltrige Katze namens Samy. "Sie hilft Störtebeker dabei, sein Trauma zu überwinden", meint Gassner. Auch einen neuen Namen hat der Kater bekommen: Er heißt jetzt Merlin, so wie der mythische Zauberer.

    Herrenlose Katzen: Wann müssen sie ins Tierheim?

    Wo gibt es streunende Katzen? Herrenlose Katzen laufen auch in Augsburg herum. Sie sind auf Friedhöfen, in Gartenanlagen und Parks oder an Industrieanlagen unterwegs, weil sie dort Versteckmöglichkeiten und Futter finden. Doch was ist zu tun, wenn man ein solches Tier auf der Straße findet? Und wann muss eine streunende Katze ins Tierheim?

    Wann braucht eine Katze Hilfe? Nicht immer brauchen allein herumlaufende Tiere Hilfe, sagt Sabina Gassner, die Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Augsburg und Umgebung: "Nur weil eine Katze alleine über Straßen und Gärten läuft, ist sie noch lange nicht herrenlos!" Wer streunenden Katern und Katzen helfen möchte, sollte einige Punkte beachten.

    Ist der Fundort gefährlich? In der Regel leben herrenlose Katzen an Orten, die ihnen Versteckmöglichkeiten und Nahrung bieten. Findet man ein Tier dagegen an einem gefährlichen und unruhigen Ort wie einer stark befahrenen Straße, ist das ein Anzeichen dafür, dass die Katze hilflos ist.

    Wie ist der Zustand des Tieres? Anhand des Fells kann man meist schnell und einfach auf den gesundheitlichen Zustand der Katze schließen. Ist es glänzend und sauber, geht es dem Tier in der Regel gut. Wenn im Fell dagegen viel Schmutz oder Ungeziefer sichtbar ist, sind das Anzeichen für eine Verwahrlosung der Katze.

    Ist die Katze verwundet oder krank? Auch andere äußerliche Merkmale deuten darauf hin, dass ein herrenloses Tier in Not ist. Hat die Katze Wunden an Körper, Augen, Nase oder Ohren oder wirken ihre Augen eitrig und verklebt, ist sie nicht gesund und braucht Hilfe.

    Wann muss eine Katze ins Tierheim? Nur wenn sicher ist, dass es sich bei einem Tier tatsächlich um einen unversorgten Streuner handelt, sollte man eine gefundene Katze ins Tierheim bringen. Auf den Finder kommen dabei keine Kosten zu, allerdings muss er sich wie bei einer Abgabe von Fundsachen im Fundbüro ausweisen.

    Kann ich eine Katze auch privat versorgen? Ein Fundtier einfach bei sich zu behalten, sei keine gute Idee, sagt Tierschützerin Sabina Gassner: "Wer eine Katze findet, sollte unbedingt nachschauen, ob sie gechipt ist und sich bei einem Tierheim melden." Anschließed könne es der Finder auch gut weiterversorgen, müsse sich aber per Anzeigen oder Aushängen in der Nachbarschaft darum bemühen, dass ein möglicher Besitzer gefunden wird.

    Störtebeker alias Merlin ist kein Einzelfall. Bei der Feuerwehr schätzt man, dass es in Augsburg etwa ein bis zwei Fälle dieser Art pro Jahr gibt. Der Tierschutzverein Augsburg hat immer wieder mit der Problematik einsamer Tierhalter zu tun, die Hilfe brauchen. Deshalb macht der Verein ab 1. März ein neues Angebot: Jeden Mittwoch zwischen 14 und 16 Uhr gibt es eine freie Telefonleitung für Menschen, deren Tier Gefahr läuft, im Notfall alleine zurückzubleiben.

    Tiervorsorge-Nummer: Angehörige und Nachbarn können sich an den Tierschutzverein Augsburg wenden

    Vereinsvorsitzender Heinz Paula erklärt, auch bei einem Anruf bei der üblichen Nummer des Tierheims oder per Mail könne man sich Rat holen. Die Vorsorgenummer sei jedoch nur für diesen Zweck bestimmt. "Wir erkennen hier ein großes Problem, das sich in Zeiten von Corona mit den bekannten Distanzregeln noch verschärft haben dürfte.“

    Melden können sich auch Angehörige, Bekannte oder Nachbarn einer Person, die Hilfe braucht, aber zurückgezogen lebt und Tiere hat. Geklärt werden soll beim Gespräch, um welches Tier es sich handelt, welche Gefahr für den Menschen besteht, welche Hilfe gebraucht wird, welche Maßnahmen notwendig sind, um im Notfall schnell helfen zu können und welche Angaben gespeichert werden dürfen. Am Telefon sitzt nach Angaben von Paula eine tierkundige, erfahrene Kraft, die alltagstaugleiche Tipps für alleinstehende Tierhalter geben kann. Falls gewünscht, könne einen Hausbesuch vereinbart werden.

    Die Tiervorsorge-Nummer lautet 0821/455 290-16, besetzt ist das Telefon mittwochs von 14 bis 16 Uhr.

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