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Augsburg: Kampf gegen das Insektensterben: Erste Erfolge in Augsburg

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Kampf gegen das Insektensterben: Erste Erfolge in Augsburg

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    Auf Blühwiesen fühlen sich Insekten, etwa Wildbienen wohl. In Augsburg spürt man erste Erfolge beim Artenschutz.
    Auf Blühwiesen fühlen sich Insekten, etwa Wildbienen wohl. In Augsburg spürt man erste Erfolge beim Artenschutz. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    In Augsburger Gärten sieht man sie jetzt im Herbst öfter flattern. Die farbenprächtigen Admiral-Schmetterlinge sind auf dem Abflug nach Südeuropa in ihre Winterquartiere. Auch andere Falter waren in diesem Sommer häufiger zu sehen, und das, obwohl Experten von einem schlechten Jahr für Schmetterlinge sprechen. Beim städtischen Landschaftspflegeverband hat man dafür eine Erklärung. Geschäftsführer Nicolas Liebig sieht erste kleine Erfolge, seitdem in Augsburg mehr blühende Wiesen für Insekten angelegt werden. Er sagt: "Es ist eine Momentaufnahme, die Hoffnung macht." Ihn treibt nun aber dennoch die Sorge vor einem Rückschlag um.

    Die Stadt Augsburg stand lange in der Kritik, weil viele öffentliche Grünflächen rigoros gemäht wurden. Wenn Blumen und Gräser nicht blühen können, fehlt wilden Insekten die Nahrung. Das ist fatal, denn Wildbienen, Hummeln, Käfer, Schmetterlinge und viele andere Arten sind vom Aussterben bedroht. Beim erfolgreichen bayernweiten Volksbegehren "Rettet die Bienen" im Jahr 2019 wurde deutlich, wie viele Menschen bei diesem Thema Handlungsbedarf sehen.

    Die Admiral-Schmetterlinge fliegen jetzt in den Süden in ihre Winterquartiere.
    Die Admiral-Schmetterlinge fliegen jetzt in den Süden in ihre Winterquartiere. Foto: Patrick Pleul, dpa

    In diesem Jahr wurde in Augsburg umgesteuert. Die Landschaftspflege legte zusammen mit vielen Partnern große neue Blühflachen für mehr Artenvielfalt an. Mit einer Fläche von 18 Hektar sind sie insgesamt etwas größer als der Augsburger Kuhsee. Das Projekt läuft unter dem Stichwort "Insekten. Vielfalt. Augsburg". Dort, wo natürliche Wiesen wieder aufblühen, sieht Liebig einen ersten positiven Trend. Verschiedene Arten von Bläuling-Schmetterlingen hätten sich dort recht gut entwickelt, etwa der Kurzschwänzige Bläuling, der in Schwaben als so gut wie ausgestorben galt. Der Experte sieht damit einen Hoffnungsschimmer, vorerst aber auch nicht mehr. Denn insgesamt seien die Blühflächen immer noch viel zu klein, um dauerhafte Erfolge zu erzielen. Die ersten guten Ansätze sieht Liebig sogar in Gefahr.

    Insekten in Augsburg: Die Förderung des Freistaats läuft aus

    Zwar haben sich weitere Augsburger Unternehmen gemeldet, die auf ihren Außenflächen Blühwiesen anlegen wollen. Besonders im Stadtteil Lechhausen ist das Interesse von Firmen offenbar sehr groß. Andererseits stoße der städtische Landschaftspflegeverband bei der Betreuung bald an seine Grenzen, sagt Liebig. Das Problem: Die Förderung des Freistaats für das Projekt Insektenvielfalt läuft im Jahr 2021 aus. Damit wurde bislang Personal für diese Arbeit finanziert. Liebig spricht von einer typischen Projekt-Falle: Man legt los, es läuft gut, dann versandet alles wieder wegen fehlender Gelder. Zwar hofft man in Augsburg darauf, andere Fördertöpfe des Freistaats für Biodiversität anzapfen zu können, um weiterzumachen. Liebig ist jedoch in Sorge, ob sich bei sinkenden öffentlichen Einnahmen infolge der Corona-Krise die Prioritäten bei der Förderung verschieben werden und ob das wichtige Thema Artenvielfalt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine geringere Rolle spielen wird.

    In einem Teil des Augsburger Stadtwalds grasen seit Jahren Wildpferde. Das Beweidungsprojekt ist auch bei Spaziergängern beliebt.
    In einem Teil des Augsburger Stadtwalds grasen seit Jahren Wildpferde. Das Beweidungsprojekt ist auch bei Spaziergängern beliebt. Foto: Norbert Pantel

    Dabei bescheinigen selbst Kritiker der Stadt in Sachen Blühwiesen gute Arbeit. Die Flächen hätten sich in Augsburg sehr gut entwickelt, sagt Eberhard Pfeuffer vom Naturwissenschaftlichen Verein. Er würde sich wünschen, dass die Stadt die Entwicklungen dokumentiert und damit nachprüfbar macht. "Wir hätten dann sichere Aussagen, die wir für künftige Aufgaben verwenden können." Eine begleitende Untersuchung sei beispielsweise zu Wildbienen möglich. Wünschenswert sei darüber hinaus mehr "wilde, ungeordnete Natur" im bebauten Stadtgebiet zuzulassen, etwa Brachflächen.

    Kommen Wasserbüffel in den Augsburger Norden?

    Es geht aber nicht nur um Insekten. Auch viele andere Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Die Stadt fördert wertvolle heimische Natur über das Projekt "Weidestadt Augsburg". Im Einsatz sind besondere Tiere: Wildpferde betätigen sich im Naturschutzgebiet Stadtwald als lebende Rasenmäher, Wanderschäfer Josef Hartl pflegt mit seiner Herde die artenreichen Leichheiden, spezielle Rinder grasen im neuen Biotop bei Gut Bannacker in Bergheim und nahe der Innenstadt am Pfannenstiel. Durch die schonende Grünpflege finden selten gewordene Wildtiere und Pflanzen wieder mehr Lebensraum. Doch auch beim Projekt Weidestadt gibt es derzeit Fragezeichen.

    Liebig zufolge läuft der Vertrag mit der Stadt in diesem Jahr aus. Er hofft auf eine Verlängerung 2021. Die bestehenden Weiden sieht er zwar nicht in Gefahr. Doch es geht um neue Projekte, die Augsburg in Sachen Biodiversität weiter voranbringen sollen. Ein Ziel der Landschaftspflege wäre, im Augsburger Norden am Branntweinbach eine Weide für Wasserbüffel und Exmoor-Ponys anzulegen. Diese Tiere fühlen sich in Feuchtgebieten wie Auwäldern besonders wohl.

    Lesen Sie auch den Kommentar: Die Insekten-Retter in Augsburg brauchen Geld

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