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Augsburg: Kajakfahrer bei Hochwasser auf der Wertach: Das sagen erfahrene Kanuten

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Kajakfahrer bei Hochwasser auf der Wertach: Das sagen erfahrene Kanuten

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    Mehrere Gruppen von Kajakfahrern waren am Wochenende auf der Wertach unterwegs. Profis vom Weltcup waren aber wohl nicht darunter.
    Mehrere Gruppen von Kajakfahrern waren am Wochenende auf der Wertach unterwegs. Profis vom Weltcup waren aber wohl nicht darunter. Foto: Screenshot privat

    Die Aktion sorgte in den vergangenen Tagen für Aufregung. Während Fluthelfer in ganz Schwaben am Wochenende gegen die Wassermassen kämpften, waren in Augsburg mehrere Gruppen von Kajakfahrern auf den reißenden braunen Fluten der Wertach unterwegs. In den sozialen Netzwerken gab es dafür viel Kritik. Andere vermuteten angesichts der Videoaufnahmen, in denen die Sportler geschickt durch die schäumende Wochenende beim Kajak-Weltcup in Augsburg an den Start gingen und nach dem Ende der Wettkämpfe noch eine Runde im Wildwasser drehen wollten. Doch das, sagt Hans Koppold, Vorsitzender von Kanu Schwaben Augsburg, halte er für absolut unwahrscheinlich. Denn die seien nach dem Weltcup in Augsburg allesamt nach Prag weitergezogen. Auch Koppold hat die Videos von den Kajakfahrern auf der Wertach gesehen.

    Vorsitzender des Kanu-Vereins: Es waren keine Weltcup-Kanuten

    Eine Vereinsfahrt der Augsburger Sportler, sagt er klar, sei es ebenfalls nicht gewesen. "Und hätte uns jemand gefragt, dann hätten wir davon auch abgeraten. Aber im Grunde ist es die Angelegenheit jedes Einzelnen." Die Gefahr, dass einer der Kajakfahrer in den Fluten hätte kentern können und dann von den ohnehin stark belasteten Einsatzkräften hätte gerettet werden müssen, hält Koppold für gering. "Es war keiner alleine unterwegs, es ist immer eine Gruppe. Da ist man füreinander verantwortlich." Koppold sagt man könne davon ausgehen, dass Menschen, die in einem solchen Fluss paddeln, sehr gut rollen könnten. "Wenn sie kentern, rollen sie sich wieder hoch." Für Laien sähe die Fahrt auf den Videos zwar spektakulär aus, doch anderswo gäbe es Wildwasserstrecken, die wesentlich anspruchsvoller seien. 

    Auch die Gefahr, die von im Wasser treibenden Baumstämmen ausgeht, sei nicht übermäßig groß. "Bei so einem Hochwasser hat man mit dem Kajak kaum Tiefgang", erklärt Koppold. Gefährlich könne es allenfalls im Uferbereich werden, wo Äste und Gebüsch ins Wasser ragen. "Wenn man da mal drin ist, kommt selbst ein Profi nicht mehr raus." Deshalb sei es oberstes Gebot beim Wildwasserfahren, die Strecke im Vorfeld von außen zu begutachten. "Kein Kanute, der noch länger leben möchte, fährt ins Blaue hinein." Dennoch hinterlassen die Videos vom Wochenende bei Hans Koppold einen schalen Beigeschmack. Denn auch er findet, dass es angesichts der dramatischen

    Früherer Kajak-Weltmeister kann die Sportler verstehen

    Fabian Dörfler, Wettkampfleiter des Kanu-Weltcups und mehrfacher Kajak-Weltmeister, sieht die Sache etwas anders. Natürlich, sagt er, müsse man als Sportler, der in dieser Lage auf den Fluss geht, ganz genau wissen, was man tue, damit man am Ende nicht auch noch Retter in Gefahr bringe. Doch für das Stadtgebiet Augsburg sei am Wochenende kein Katastrophenalarm ausgerufen worden, es habe an der Wertach und in Augsburg auch keine Todesfälle durch Hochwasser gegeben. Dass einige Kajakfahrer da den hohen Wasserstand der Wertach, der am Sonntagnachmittag bei Meldestufe 2 lag, genutzt hätten, hält er für nachvollziehbar. "Wenn ich Zeit gehabt hätte, wäre ich vielleicht auch gegangen."

    Augsburger Polizei hat wenig Verständnis für die Aktion

    Wenig Verständnis für die Aktion hat man hingegen bei der Polizei. Wie Sprecher Markus Trieb erklärt, sei es zwar am Wochenende nicht verboten gewesen, sich auf dem Fluss aufzuhalten und insofern müssten die Fahrer auch keine strafrechtlichen Konsequenzen befürchten. Andererseits seien die Bürgerinnen und Bürger aber auch in Augsburg dazu aufgerufen gewesen, die Umgebung von Flüssen und die Flüsse selbst zu meiden. Eine Streife war nach Hinweisen von Passanten ausgerückt, um die Kajakfahrer darauf hinzuweisen. "Das war schlichtweg unangebracht und gefährlich und bindet im Notfall Einsatzkräfte, die anderswo dringend gebraucht wurden", sagt Trieb. Denn wenn es doch zu einem Unfall käme, dann würden natürlich trotzdem Retter zur Hilfe eilen. Ob der Notfall selbstverschuldet sei oder nicht, spiele da keine Rolle. 

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