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Abriss der Kahnfahrt? Stadt lotet Möglichkeiten für Neubau aus

Augsburg

Stadt will Möglichkeiten für Neubau an der Kahnfahrt ausloten

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    Der Gastraum des Kahnfahrt-Lokals (im Hintergrund) soll abgerissen werden. Dafür müsste ein Neubau her.
    Der Gastraum des Kahnfahrt-Lokals (im Hintergrund) soll abgerissen werden. Dafür müsste ein Neubau her. Foto: Felix Ebert

    Die Stadt Augsburg will nun eine zügige Perspektive entwickeln, was einen Neubau des Restaurant-Gebäudes in der Kahnfahrt betrifft. Liegenschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) kündigte am Dienstag auf Nachfrage unserer Redaktion an, dass er eine Machbarkeitsstudie vorschlägt. Der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats soll darüber kommende Woche beschließen. Nach Möglichkeit soll es noch vor der Sommerpause Ergebnisse geben. "Mit der Studie werden dann auch dem Stadtrat verschiedene Lösungsansätze im Hinblick auf bauliche Parameter oder Betriebs- und Betreibermodelle vorgestellt", kündigt Hübschle an. 

    Wer zahlt für den Neubau des Kahnfahrt-Lokals in Augsburg?

    Eine entscheidende Frage dürfte dabei sein, ob Stadt oder Pächter für den Neubau aufkommen müssen. Pächter Bela Balogh hatte zuletzt erklärt, dass ein Neubau seine finanziellen Möglichkeiten übersteige. Die rechtlich wohl einfachste Lösung wäre, wenn die Stadt ein Gebäude auf eigene Kosten baut und Eigentümer wird, da es sich auch um städtischen Grund handelt. Zu diskutieren wäre dann aber wohl, wie es sich mit der Höhe der künftigen Pacht verhält. 

    Wie berichtet gibt es in der Kahnfahrt zwei Probleme: Zum einen fehlt ein zweiter Fluchtweg aus dem Areal, zum anderen handelt es sich bei dem Gastraum des Lokals um einen jahrzehntealten Schwarzbau. Das ist seit vergangenem Sommer bekannt. Bei der Stadt hatte in der Vergangenheit wohl nie jemand die Akten zum Grundstück herausgezogen und auf eine Baugenehmigung hin überprüft, weil es keinen konkreten Anlass dazu gab. 

    Schwarzbau bei der Kahnfahrt: Eva Weber spricht von "ärgerlicher Situation"

    Am Dienstag schaltete sich auch Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) in die Diskussion ein: "Die Kahnfahrt gehört zu Augsburg. Wir Augsburgerinnen und Augsburger hängen an dieser wichtigen und traditionsreichen Institution." Darum verstehe sie die Emotionen, die in den vergangenen Tagen entstanden sind. "Auch ich finde die aktuelle Situation in höchstem Maße ärgerlich." Bootsverleih und Außengastronomie seien für diese Saison aber gesichert, bekräftigte Weber. Die Stadt prüft wie berichtet einen zweiten Fluchtweg mittels Durchbruch durch die Stadtmauer oder eine Ponton-Konstruktion auf dem Wasser als Fluchtpunkt. Solange diese nicht realisiert sind, wird es wohl eine Besuchereinschränkung (Bootsverleih und Außengastro) von 60 Personen geben.

    Dieses Aquarell von der Augsburger Kahnfahrt stammt aus dem Jahr 1827. Schon damals waren auf dem Stadtgrabenabschnitt um den Oblatterwall Ruderboote unterwegs.
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    Der Augsburger Kahnfahrt droht das Aus. Der Bootsverleih hat eine weit über hundert Jahre alte Tradition, wie diese Bilder aus der Vergangenheit zeigen.

    Für den ohne Genehmigung gebauten Gastraum sieht die Stadt keine Perspektive. Es handle sich um einen über die Jahrzehnte immer wieder erweiterten Schwarzbau, der inzwischen baufällig ist, so Weber. Deshalb sei der Abriss nötig. "Es handelt sich nicht um bürokratische Hürden, sondern um faktische Gegebenheiten, mit denen wir jetzt umgehen müssen." Das Ziel laute aber klar, die Kahnfahrt zu erhalten. 

    Keine Baugenehmigung bei der Kahnfahrt: Kritik an Stadt Augsburg

    Kritik am bisherigen Vorgehen der Stadt kam am Dienstag aus der Opposition. Die Stadträte Peter Grab (WSA) und Roland Wegner (V-Partei) forderten zügige Aufklärung. Das bisherige Vorgehen werfe die Frage auf, ob man die Sensibilität des Themas erkannt habe, so Wegner. Eine Breitseite kam von der Bürgerlichen Mitte. Die Gemengelage erinnere an ein "mittelmäßiges Drehbuch für eine Behördenposse", sei in Augsburg aber Realität. Man frage sich, was in den vergangenen Monaten passiert sei, um die Kuh vom Eis zu holen. "Hier hätten wir uns mehr Verantwortung und Kreativität von der Stadt gewünscht, denn sie ist es ja, die hier einen Schwarzbau ohne geeignetes Brandschutzkonzept verpachtet. Dass nun nach 50 Jahren einzig die Pächterfamilie Leidtragende sein soll, ist in höchstem Maße ungerecht", so Schabert-Zeidler. Das Agieren der Stadt zeuge von "Geheimniskrämerei, mangelnder Bürgernähe und einer beispiellosen Ignoranz bezüglich einer der wichtigsten touristischen Attraktionen in Augsburg". Schwarz-Grün betreibe kein Krisenmanagement, sondern stecke den Kopf in den Sand, wenn es Probleme gebe.

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