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Augsburg: Jüngere Obdachlose finden in Augsburg nur schwer eine Bleibe

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Jüngere Obdachlose finden in Augsburg nur schwer eine Bleibe

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    Manche Obdachlose schlafen auch im Winter draußen - wie hier etwa in einem Durchgang in der Altstadt. Auch Jüngere sind betroffen.
    Manche Obdachlose schlafen auch im Winter draußen - wie hier etwa in einem Durchgang in der Altstadt. Auch Jüngere sind betroffen. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    In der Wärmestube im Augsburger Domviertel treffen sich viele Bedürftige. Manche von ihnen haben eine Wohnung, manche nicht - was sie vereint, ist die Armut. Ihnen reicht das Geld nicht für das Notwendigste. In der

    An Weihnachten sollte es etwas Besonderes geben. Sechs hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sieben Freiwillige waren am Vormittag des Heiligabends in der Wärmestube im Einsatz, um bedürftigen Menschen eine Freude zu machen. Irene Krapf, Inhaberin der Rosenaugaststätte, steuerte das Weihnachtsessen bei und gab es mit ihrem Team aus. 100 Portionen Gulasch, Spätzle und Blaukraut gingen über den Tresen - entweder zum Mitnehmen oder zum Essen vor Ort im Wärmestubenzelt. Bis zu 100 Personen sind es sonst auch, die in der Einrichtung versorgt werden, berichtet Knut Bliesener vom SKM. Die Anzahl der bedürftigen Personen sei in den vergangenen Jahr ungefähr gleich geblieben - sie würden nun aber "besser verteilt", so der Fachmann.

    In der Wärmestube vom SKM wurden an Heiligabend Geschenke an Bedürftige ausgegeben.
    In der Wärmestube vom SKM wurden an Heiligabend Geschenke an Bedürftige ausgegeben. Foto: Annette Zoepf

    In den vergangenen Jahren waren die Plätze des Übergangswohnheims in der Johannes-Rösle-Straße in den kalten Monaten schnell belegt. Seit der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Augsburg speziell für Frauen in schwierigen Lebenslagen und prekären Wohnsituationen ein eigenes Angebot hat und im Georg-Beis-Haus rund 50 ehemals obdachlose Männer untergekommen sind, hat sich die Situation etwas entspannt. "Die Einrichtung in der

    Kältebus ist in Augsburg seit Anfang November unterwegs

    Die Gründe dafür seien vielfältig. Bliesener: "Das sind teils Leute, die nur kurz in Augsburg sind, Pärchen, die nicht getrennt werden wollten oder Personen, die einfach mit einer Einrichtung nichts am Hut haben." Der Kältebus des SKM ist seit Anfang November wieder unterwegs. Festangestellte und Ehrenamtliche fahren bekannte Stellen ab und versorgen obdachlose Menschen mit warmen Getränken, Brotzeit, Schlafsäcken, Winterkleidung sowie Beratungs- und Hilfsangeboten. Unter der Notfallnummer (Mobil 0163/3126275) könnten sich täglich von 18 bis 20 Uhr Bedürftige selbst melden, es könnten aber auch unter der Nummer Personen, die Hilfe benötigen, gemeldet werden. "Zuletzt hat eine Frau angerufen, die in der Karolinenstraße jemanden liegen sah. Der

    Junge Menschen, die keine Bleibe haben, sind auch ein Thema in Augsburg. Sie suchen oft nicht im Übergangswohnheim in der Johannes-Rösle-Straße Unterschlupf. Von etwa einer Handvoll junger Menschen, die in Augsburg auf der Straße leben, wissen Knut Bliesener und Norman Henning, Streetworker beim Stadtjugendring. Etwa zehn junge Erwachsene würden Couchsurfing betreiben. "Die Dunkelziffer ist aber bestimmt höher", sagt Henning. Gründe, warum auch junge Menschen plötzlich kein Dach mehr über den Kopf hätten, gebe es viele. Suchtproblematiken oder Streit im Elternhaus, oder weil plötzlich das WG-Zimmer aufgrund von Eigenbedarf weg ist, zählt der Streetworker auf. Rund zehn junge Erwachsene kenne er, die sich Abend für Abend einen neuen "Pennplatz" suchten und dafür Freunde und Bekannte abklapperten. "Das ist natürlich eine große Belastung, immer auf der Suche sein zu müssen. Man ist dann ständig unter Leuten und hat keine Privatsphäre."

    Junge Erwachsene leiden unter der angespannten Wohnsituation

    Er wisse, dass das Projekt Biwak, eine Inobhutnahmestelle für Jugendliche in einer Notsituation, eine Anlaufstelle für junge Menschen sei. Aber gerade für junge Erwachsene fehle es an einer Notunterkunft. "Da ist Bedarf da", sagt Streetworker Henning. In den vergangenen Jahren sei dieser Bedarf gestiegen, was seiner Meinung nach auch mit der angespannten Wohnsituation in Augsburg zu tun hat. Zuletzt wurden in der Innenstadt mehr bedürftige Menschen gesehen, die dort einen Schlafplatz suchten oder um eine kleine Spende baten. Ein Grund sei, dass sich "Schnorren" vor allem auch vor Weihnachten lohne, weiß Henning. Ob sich die Notlage vergrößert habe, sei schwer einzuschätzen.

    Eine Anlaufstelle von Obdachlosen ist auch die Bahnhofsmission. Sabine Ortloff, Mitarbeiterin der Diakonie in der Bahnhofsmission, berichtet von einer gleichbleibenden Nachfrage. Täglich zähle die Augsburger Einrichtung etwa 55 bis 65 Kontakte. Menschen, die dort etwas zu Essen und Trinken erhielten. "Wir erhalten übrig gebliebene Waren von Yormas, Balletshofer und Dichtl. Das ist ganz wichtig für unsere Besucher", sagt sie. Daneben gebe es - je nach Bedarf - mal Kleidung, warme Mützen oder Schals oder auch einen Schlafsack. Sabine Ortloff: "Wir geben auch Hilfestellungen, wie die Personen an eine Impfung kommen, verteilen Masken und vermitteln an andere Fachberatungsstellen." Aufgrund einer jährlichen finanziellen Zuwendung kann die Bahnhofsmission dafür ab Januar ihre Öffnungszeiten ausweiten - aufgrund der Corona-Pandemie findet derzeit der Kontakt nur über das Fenster am Gleis 1 des Hauptbahnhofs statt. Im neuen Jahr sollen auch wieder die "Barber Angels" zu Besuch kommen, sagt Ortloff. Das sind Friseurinnen und Friseure, die obdachlose Menschen kostenlos frisieren.

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