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Augsburg: Jetzt kommt ein Spezialkran am Brandhaus an der Karolinenstraße zum Einsatz

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Jetzt kommt ein Spezialkran am Brandhaus an der Karolinenstraße zum Einsatz

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    Die Brandruine an der Karolinenstraße 15 ist aktuell hinter einem Baugerüst versteckt.
    Die Brandruine an der Karolinenstraße 15 ist aktuell hinter einem Baugerüst versteckt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Fast ein Jahr ist es her, dass im historischen Wohn- und Geschäftshaus an der Karolinenstraße 15 ein verheerendes Feuer wütete. Der Großbrand beschäftigte Augsburg über Wochen. Neben der Ursachenforschung und einer Zukunftsperspektive für die Bewohner ging es vor allem um die Frage, was mit der Brandruine mitten im Herzen der Stadt passieren soll. Fachleute setzen seit Monaten alles daran, die Überreste des städtebaulich wichtigen Baudenkmals nicht weit weg vom Rathaus zu sichern und die verlorenen Teile zu rekonstruieren. Demnächst wird man vor Ort sehen, dass sich etwas bewegt.

    Der Großbrand mitten im Augsburger Zentrum war eine Herausforderung für die Feuerwehr.
    Der Großbrand mitten im Augsburger Zentrum war eine Herausforderung für die Feuerwehr. Foto: Jörg Heinzle

    Hausverwalter Jörg Kudszus sagt, nun gehe es darum, die Überreste des historischen Gebäudes wieder in ein funktionierendes Haus zu verwandeln, in dem man zeitgemäß wohnen kann, und das alles unter den Auflagen des Denkmalschutzes. Der Eigentümer der Immobilie hat das Augsburger Büro Schrammel Architekten beauftragt. Stefan

    Ruine in Augsburger Karolinenstraße ist immer noch ein Baudenkmal

    Mit dem Brand in der Karolinenstraße vergangenen September ist ein Stück Augsburger Geschichte in Flammen aufgegangen. Die Historie des Bürgerhauses reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Vieles wurde vom Feuer vernichtet. Dennoch sagt Schrammel: "Es ist immer noch ein Schatz an Denkmalsubstanz da." Bauforscher hätten in der Brandruine originale Bauteile aus allen Epochen in sehr gutem Erhaltungszustand gefunden, etwa die hölzerne Balustrade eines Arkadengangs aus dem Frühbarock. Sie war hinter mehreren Schichten Verkleidung verborgen. Auch Teile der Holzkonstruktion der Decken und eine barocke Treppe seien erhalten geblieben, ebenso mittelalterliche Giebelwände. Jetzt gehe es darum, den vorhandenen Denkmalkern verträglich mit neuer Bausubstanz zusammenzufügen. Selbst für Fachleute ist das ein schwieriges Puzzle.

    Bei einem Brand in der Karolinenstraße brennt im September 2021 ein historisches Haus beinahe komplett nieder. Die Bewohnerinnen und Bewohner kommen mit dem Schrecken davon.
    Bei einem Brand in der Karolinenstraße brennt im September 2021 ein historisches Haus beinahe komplett nieder. Die Bewohnerinnen und Bewohner kommen mit dem Schrecken davon. Foto: Michael Hochgemuth

    Stadt und Denkmalpflege hatten schon bald nach dem Großbrand das Ziel ausgegeben, den historischen Rest des Einzeldenkmals zu restaurieren und verlorene Teile der Gebäudehülle zu rekonstruieren. Schrammel sagt, bei der Fassade gebe es einen großen Vorteil. Im Zusammenhang mit dem Feuer sei ein 3D-Laserscan angefertigt worden. Man wollte sehen, ob sich das Mauerwerk bewegt. Damals gab es die Sorge, dass Teile des Gebäudes einstürzen könnten. Diese Daten helfen nun, den Stuck im typischen Augsburger "Zopfstil" zu rekonstruieren. Auch ein schmiedeeisernes Balkongeländer vom abgebrannten Erker wurde gerettet, wenn auch deformiert. Mit dieser Vorlage ist ebenfalls ein detailgetreuer Nachbau möglich. Nach Angaben des Architekten kommt der Planungsprozess gut voran. Von Fachleuten der Stadt und der Denkmalpflege werde er ständig "positiv begleitet". In Kürze soll sich auch auf der Baustelle selbst etwas rühren.

    Spezialkran wird für ein Schutzdach am Brandhaus benötigt

    Voraussichtlich noch in dieser Woche kommt ein großer Spezialkran. Er ist notwendig, um im ersten Schritt ein Schutzdach für den kommenden Winter zu errichten. Das ausgebrannte Gebäude soll nicht noch weiter von Schnee und Frost beschädigt werden. Der Kran wird laut Schrammel innen auf dem Grundstück in Richtung Steingasse stehen. Damit wollen die Planer vermeiden, dass der öffentliche Nahverkehr von der Baustelle beeinträchtigt wird. Im vergangenen Jahr hatte die Karolinenstraße während der Lösch- und Sicherungsarbeiten zeitweise gesperrt werden müssen, die Straßenbahnen konnten dort nicht mehr fahren. Insgesamt gilt die Abwicklung der Bauarbeiten mitten im Augsburger Zentrum als schwierig. Schrammel spricht von einer komplexen Situation mit enger Bebauung und der Fußgängerzone in der Nachbarschaft, dazu viel Verkehr an dieser Stelle.

    Wie lange das Bauvorhaben dauern wird, ist aktuell noch unklar. Der Hauseigentümer wolle bis zum Jahresende die Architektenentwürfe vorliegen haben, um damit ins Genehmigungsverfahren zu gehen und Angebote von Handwerkern einzuholen, sagt Hausverwalter Kudszus. Ziel sei, bis zum kommenden Frühjahr eine Baugenehmigung der Stadt zu bekommen: "Baubeginn sollte möglichst früh 2023 sein." Der Wiederaufbau des Denkmals, der einen Millionenbetrag kosten dürfte, gilt als finanziell gesichert. Der Brand ist ein Versicherungsfall. Ob frühere Mieter, die vor dem Feuer fliehen mussten, künftig wieder einziehen können, ist offen. Die Mietverträge seien mit dem Brand hinfällig geworden, so der Hauseigentümer. Man könne ihnen derzeit auch keine Perspektive geben, wann das Haus wieder bewohnbar sein wird.

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