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Augsburg
08.07.2023

Integrations-Check: Wie gut finden Geflüchtete in Augsburg Arbeit?

Abdul Bah (links) kam im Jahr 2017 aus dem Senegal nach Deutschland. Heute macht er eine Ausbildung zum Verkäufer in der Augsburger Bäckerei von Frank Schubert.
Foto: Silvio Wyszengrad

Viele außereuropäische Geflüchtete landen jährlich in Augsburg. Wie sie sich integrieren, hängt auch vom Sprung in den Arbeitsmarkt ab. Wie gelingt er? Eine Spurensuche.

Offenes Lächeln, freundlicher Blick, ein Hauch Unsicherheit. Abdul Bah räumt eine Serviette zur Seite und wischt sich die Hände an der Schürze ab. Brezen backen, Kuchen schneiden, Rosinensemmeln einpacken: Seit rund einem Jahr macht der Senegalese eine Ausbildung zum Verkäufer im Café Himmelgrün der Bäckerei Schubert. Es läuft gut, doch der Weg dahin war lang. Und kompliziert.

Abdul Bah gehört zu den Geflüchteten, die Mitte der 2010er-Jahre nach Augsburg kamen. Heute geraten die Unterkünfte in Augsburg und Deutschland vor allem wegen der Menschen aus der Ukraine an ihre Belastungsgrenzen. Doch auch aus Ländern wie Afghanistan kommen wieder mehr Menschen an. Während für ukrainische Geflüchtete viele bürokratische Hürden gesenkt wurden, tun sich Menschen aus nicht europäischen Ländern häufig schwer. Das zeigt sich gerade beim Sprung in den Arbeitsmarkt, der ein entscheidender Faktor für gelungene Integration ist, wie Studien belegen.

Wie also steht es um die Erwerbstätigkeit derer, die seit 2015 von Ländern außerhalb Europas nach Augsburg kamen? Wie viele der Geflüchteten arbeiten? Und wo liegen Hürden?

Sprung in den Arbeitsmarkt ist wichtiger Faktor für Integration in Augsburg

Die Spurensuche beginnt im Café Himmelgrün, an einem Tisch etwas abseits von krabbelnden Kindern und Laptop-tippenden Erwachsenen. Himbeerkrapfen oder Hagebuttenkrapfen? Für Abdul Bah war das am Anfang seiner Ausbildung eine schwierige Frage. Heute erklärt er mühelos die Unterschiede von Dinkel-, Vollkorn- und Roggengebäck. Sein Weg nach Augsburg begann im Jahr 2015, als er aus dem Senegal aufbrach. Zunächst kam er über das Meer nach Frankreich, 2017 landete er in Deutschland. Er stellte einen Asylantrag und gelangte über ein Praktikum zur Bäckerei Schubert. Am liebsten wäre er gleich geblieben. "Wir haben uns schnell gut verstanden und haben ihm einen Ausbildungsplatz in Aussicht gestellt", sagt Frank Schubert, Chef des Familienunternehmens.

So einfach war es aber nicht: Die Bleibeperspektive von Abdul Bah verschlechterte sich, da der Senegal als sicheres Herkunftsland eingestuft ist. Damit er trotzdem die Ausbildung machen konnte, musste er zurück in den Senegal reisen und dort in der deutschen Botschaft vorstellig werden. Da er ein konkretes Stellenangebot – die Bäckereiausbildung bei der Bäckerei Schubert – vorweisen konnte, erhielt er ein Arbeitsvisum für Deutschland. 2022, fünf Jahre nach seiner ersten Ankunft in Deutschland konnte er seine Ausbildung beginnen.

Abdul Bah gehört zu denen, die es "geschafft" haben: Er hat ein sicheres Einkommen und eine Bleibeperspektive. Doch ist das bei nicht europäischen Geflüchteten Ausnahme oder Regel? 

Die Zahl erwerbstätiger Geflüchteter im Raum Augsburg steigt

Erste Antworten auf diese Frage finden sich in der Beschäftigungsstatistik der Agentur für Arbeit. Zwar werden keine expliziten Daten zu Geflüchteten erfasst, ermitteln lässt sich jedoch die Zahl der Erwerbstätigen aus den häufigsten nicht europäischen Asylländern – und die hat eine eindeutige Tendenz: Sie steigt. So hat sich die Zahl der erwerbstätigen Geflüchteten im Agenturbezirk Augsburg, der auch die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg umfasst, zwischen 2017 und 2022 mehr als verdoppelt. Im September 2022 waren 4730 Geflüchtete sozialversicherungspflichtig beschäftigt, hinzu kamen knapp 1400 Minijobberinnen und -jobber. 

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Inwiefern sich der prozentuale Anteil der arbeitenden Geflüchteten im Lauf der Jahre verändert hat, ist schwer zu bestimmen – unter anderem, weil es an vergleichbaren Daten zur Gesamtzahl der hier lebenden Geflüchteten fehlt. Auch ist häufig unklar, wie viele überhaupt Anspruch auf eine Arbeitserlaubnis haben. Zumindest Orientierung kann eine bundesweite Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geben. Sie kam zu dem Ergebnis, dass rund 55 Prozent der Geflüchteten von 2015 heute erwerbstätig sind, Tendenz steigend. Zur Einordnung: Die Erwerbstätigenquote bei der einheimischen Bevölkerung in Deutschland liegt bei rund 75 Prozent.

In welchen Branchen Geflüchtete im Raum Augsburg arbeiten, zeigt die Beschäftigungsstatistik der Arbeitsagentur. Demnach sind sie insbesondere in Kfz-Vertrieb und -Reparatur sowie im verarbeitenden Gewerbe angestellt. Aber auch in Leiharbeit, Logistik, Pflegeberufen und im Gastgewerbe finden viele Arbeit.

Trotzdem sind Ausbildung und Beschäftigung von außereuropäischen Geflüchteten eine Herausforderung für alle Beteiligten. Woran liegt das? Anruf bei Helge Lemmer, Geschäftsführer des Augenoptik- und Hörgerätegeschäfts Lemmer & Lemmer. Er sah keinen anderen Ausweg, als einen Auszubildenden nach der Probezeit wieder zu entlassen. Lemmer erzählt, dass die Ausbildung des Syrers zunächst gut begonnen habe, dann jedoch durch Schwierigkeiten in der Berufsschule ins Stocken gekommen sei. Zwar habe der coronabedingte Onlineunterricht eine weitere Hürde dargestellt. Doch für Lemmer stehe fest: "Da hätte er mehr dahinter sein müssen, von der Motivation her." Zudem habe der junge Mann Schwierigkeiten gehabt, sich in das Team einzufinden. Lemmer räumt ein, dass der Mann zuvor wohl mehrere Verwandte verloren hatte und somit vermutlich traumatisiert war. Jedoch: "Man ist ja ein Wirtschaftsunternehmen. Da will man sich keinen Klotz ans Bein binden."

Unternehmen stellen auch aus ideellen Gründen ein

Die Eigenmotivation und das Interesse für den Ausbildungsberuf spielen auch nach Einschätzung von Sascha Schneider von der Handwerkskammer (HWK) Schwaben eine wichtige Rolle für die Integration. Das Gelingen hänge jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Herausfordernd seien beispielsweise auch die rechtlichen Umstände wie Aufenthaltsstatus und Arbeitserlaubnis – besonders auch für die Unternehmen. Schneider betont zwar, dass viele Betriebe Geflüchtete nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus ideellen Gründen einstellen und sich "oft enorm engagieren für ihre ausländischen Auszubildenden und Gesellen". Trotzdem kommt eine Umfrage des Netzwerks "Unternehmen integrieren Flüchtlinge" zu dem Schluss, dass für Unternehmen 2022 die größte Herausforderung die rechtlichen Verfahren gewesen seien.

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Dieses Problem kennt Bäcker Frank Schubert nur zu gut. Bereits seit den 1990er-Jahren arbeiten Geflüchtete in seinem Betrieb, nach seiner Auskunft hat mittlerweile sogar die Mehrheit der Angestellten in Produktion und Verkauf einen Migrationshintergrund. Die rechtlichen Umstände seien häufig ein großer Mehraufwand, sagt er. Neben dem Werdegang von Abdul Bah erinnert sich Schubert noch an eine zweite Konstellation, bei der die rechtlichen Umstände herausfordernd waren. 

Bubacarr Jabug war Bäcker-Azubi bei der Firma Schubert. Er habe in einer Unterkunft in Meitingen (Kreis Augsburg) gewohnt, erzählt Schubert. Wegen seines Aufenthaltsstatus durfte er sich eigenständig keine Wohnung suchen. Auf einmal sei Jabug per Brief dazu aufgefordert worden, innerhalb von vier Tagen in die Unterkunft in Fischach umzuziehen. Der Ort liegt zwar ebenfalls im Landkreis Augsburg, ist allerdings schlechter mit Bus und Bahn zu erreichen. Wegen des weiten Arbeitsweges hätte der Umzug das Ende der Ausbildungsstelle bedeutet. Schubert konnte über einen Berufsschullehrer den Kontakt in das Ausländeramt herstellen und so die Verlegung verhindern. In einem anderen Fall musste sogar ein Anwalt eingeschaltet werden. 

All das verunsichere die Geflüchteten, meint Schubert. "Die fühlen sich nie sicher." Wenn in der Region Abschiebungen stattfinden, löse das auch unter seinen Azubis große Unruhe aus, schildert er. Doch auch er als Arbeitgeber ist betroffen: "Eigentlich dachten wir, wir könnten für unsere Azubis bürgen, weil auch wir ja Energie in deren Ausbildung stecken." 

Die größte Herausforderung ist die Sprachbarriere

Auch die Sprachbarriere bedeutet für viele Beteiligte eine enorme Herausforderung. Sascha Schneider von der Handwerkskammer betont etwa: "Die Sprache ist ein wichtiger und entscheidender Faktor, der eine große Rolle bei der beruflichen Integration von Migranten und Geflüchteten spielt."

Verständigungsprobleme können auch unerwartete Konsequenzen haben. So berichtet Schubert von einem Azubi, der zunächst engagiert gearbeitet, mit der Zeit aber immer weniger Leistung erbracht habe. Erst nach einem halben Jahr wurde klar, dass das nicht – wie vermutet – an ausgelassenen Feiern oder mangelnder Motivation gelegen hatte. Der junge Mann litt an Tuberkulose. Nach der Diagnose wurde die Zusammenarbeit wieder besser. Mittlerweile konnte er seine Ausbildung abschließen und ist nach wie vor im Betrieb angestellt. 

Trotz vieler Hürden gibt es auch Fortschritte

Es gibt also viele Hürden – aber auch Fortschritte. So ist neben den ansteigenden Zahlen arbeitender Geflüchteter noch ein weiterer Trend zu beobachten: Die Integration gelingt zunehmend nachhaltig. In den Jahren nach 2015 waren viele Geflüchtete in Form von Praktika und Minijobs – also nicht sicher – beschäftigt. Doch der Anteil regulärer Beschäftigung steigt in Augsburg und bundesweit immer weiter an. Auch die Qualifikationsstufe spielt hier eine Rolle. Die Arbeitsagentur unterscheidet zwischen unausgebildeten "Helfern" und "Fachkräften, Spezialisten und Experten". Laut Beschäftigungsstatistik waren 2022 im Raum Augsburg erstmals mehr Geflüchtete als Fachkräfte denn als Helfer beschäftigt. 

Auch für Unternehmen könnte darin eine Perspektive liegen. Denn der Fachkräftemangel wird mehr und mehr zur Herausforderung, bestätigt die Handwerkskammer. In Schwaben sei der Fachkräftemangel "in allen Gewerken" ein "immer größer werdendes Problem". Ebenso sinke die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge kontinuierlich. Frank Schubert äußert sich jedoch auch besorgt über Tendenzen in der Migrationspolitik: Er befürchte, irgendwann zu Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen fahren zu müssen, um Auszubildende für seine Bäckerei anzuwerben. 

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