Herta Podubrin tritt nach draußen, durch die große Glastür auf die Bürgermeister-Fischer-Straße. Schon länger sei sie nicht mehr hier gewesen, sagt die Mittsiebzigerin, die in der Firnhaberau lebt. Am Dienstag aber, da habe sie es in den Nachrichten gehört, das mit den Schließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof. Sie sei deshalb gleich am nächsten Tag in die Innenstadt gefahren, einen Anorak brauche sie ja eh. "Sehr traurig wäre das, schlimm", sagt Podubrin, als sie vor der Augsburger Filiale steht. Sie sei sich da mit ihren Bekannten, den Kartelfreunden und Turnerfrauen, einig. "Wer denkt denn an uns Rentner? An die, die mit Online vielleicht nicht so gut umgehen können? Und was ist mit den ganzen Menschen, die dann arbeitslos wären?" Es sind Fragen, die momentan nicht nur Herta Podubrin umtreiben.
Ersten Ankündigungen zufolge soll rund ein Drittel der 131 Standorte in Deutschland geschlossen werden. Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar, hieß es. Ob sich auch Augsburg auf der Streichliste befindet, ist derzeit völlig offen. Die Geschäftsführung der
Galeria Karstadt Kaufhof schließt Filialen in ganz Deutschland
Auch nach Lechs Einschätzung ist derzeit kaum abzuschätzen, welche Folgen die Insolvenz des Kaufhaus-Riesen für den Augsburger Standort hat. Grundsätzlich sei er aber attraktiv, da er sich mitten in der Stadt befinde und als einziger Standort ein "zentraler Anlaufpunkt für jeden ist, der Augsburg besucht oder Shoppen geht." Es gebe also durchaus Hoffnung. In die mische sich – neben der Wut – auch "Kampfbereitschaft". Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter glauben an den Standort und seien bereit, sich dafür einzusetzen. Viele der mehr als 100 betroffenen Beschäftigten hätten ihr gesamtes Berufsleben dort verbracht, "das gibt man nicht so einfach auf." Man plane für die kommenden Wochen Protestaktionen – welche, werde aktuell noch geklärt.
Für den Standort Augsburg sind es nicht die ersten turbulenten Zeiten, der Konzern hat seit Jahren wirtschaftliche Probleme. Bereits im Jahr 2004 stand das damalige Karstadt-Haus zum Verkauf, erst im letzten Moment wurde dies verhindert. Von 2000 bis 2015 saßen Galeria Kaufhof und Karstadt, zwei Warenhäuser mit komplettem Sortiment, gemeinsam in der Innenstadt. Erst im April 2020 suchte das Unternehmen Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Es kam in der Folge zu Schließungen, der Standort Augsburg blieb davon aber verschont.
Es gibt Anlass zur Hoffnung für den Standort Augsburg
Die Filiale in Augsburg hat für den ortsansässigen Handel eine außerordentliche Bedeutung, da sind sich viele Beteiligte einig. Sie sei ein "Gesicht der Innenstadt", sagt Sylwia Lech von Verdi. Wenn ein "Turm im Zentrum" falle, bekämen im Umfeld viele andere Probleme. Auch Ekkehard Schmölz, Leiter von Augsburg Marketing, blickt mit Sorge auf die Entwicklung. "Wir bangen mit den Mitarbeitenden und hoffen sehr, dass es in Augsburg zu keinen betriebsbedingten Kündigungen kommen wird." Es gebe aber Grund zur Hoffnung: Die Stadt, drittgrößte in Bayern, zähle zu den Standorten mit nur einer Filiale, die aktuelle Lage sei "sehr zentral", die Passantenfrequenz in der Bürgermeister-Fischer-Straße habe sich in den vergangenen Monaten kontinuierlich gesteigert.
Und was, wenn all das nichts nützt? Wäre der Wegfall nach Einschätzung von Schmölz "zunächst deutlich sichtbar". Mittelfristig sei allerdings "aufgrund der weiterhin auf dem Markt befindlichen Fläche anzunehmen, dass das Haus unter einem anderen Namen oder anderem Konzept weiterlaufen kann – wohlgemerkt als Handelsfläche." Man hoffe nicht, wiederholt Schmölz, dass der Standort Augsburg von der Schließung betroffen sei. Im Fall der Fälle werde man aber "bei der Entwicklung dann notwendiger neuer Nutzungskonzepte beratend zur Seite stehen." Nach Informationen unserer Redaktion ist Galeria Karstadt Kaufhof nicht Eigentümer, sondern Mieter der Räumlichkeiten.