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Augsburg: "Es gibt keinen Spielraum mehr": Augsburger Kinderkliniken schlagen Alarm

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"Es gibt keinen Spielraum mehr": Augsburger Kinderkliniken schlagen Alarm

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    Viele Kinderkliniken sind derzeit überlastet. Grund ist unter anderem das RS-Virus, mit dem auch in Augsburg viele Kinder infiziert sind. Auch Personalmangel verschärft die Lage.
    Viele Kinderkliniken sind derzeit überlastet. Grund ist unter anderem das RS-Virus, mit dem auch in Augsburg viele Kinder infiziert sind. Auch Personalmangel verschärft die Lage. Foto: M. Murat, dpa (Symbol)

    Derzeit sind es meist Kinder im Grundschul- und Kindergartenalter, die über die Notaufnahme ins Josefinum kommen. Mal sind es 60 pro Tag, mal 90, normalerweise irgendetwas dazwischen. Oft reicht eine ambulante Behandlung, bei Weitem aber nicht immer: Zehn bis 20 dieser Kinder müssen dort stationär aufgenommen werden, jeden Tag. Der häufigste Grund ihres Leidens ist kein unbekannter, Atemwegserkrankungen unter jungen Menschen sind per se keine Besonderheit. Doch die schiere Masse an kleinen Patientinnen und Patienten, mit denen die Kliniken derzeit konfrontiert sind, ist neu. Die Versorgung der Jüngsten gerät an Grenzen.

    "Wir nehmen aktuell eine ungewöhnliche Häufung der Infekte bei Kindern wahr", bestätigt Thomas Völkl, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche an der KJF Klinik Josefinum. Er spricht von einer "Ausnahmesituation". Den Bedarf aus Stadt und benachbarten Landkreisen könne man bislang über die Notaufnahme auffangen, die Versorgung grundsätzlich gewährleisten, notwendige stationäre Aufenthalte abdecken. Übernahmen aus Krankenhäusern anderer Regionen seien aktuell aber in der Regel nicht möglich. Gerade zu Spitzenzeiten sei die Notaufnahme stark belastet, zwischen Neuaufnahmen und Entlassungen könne es auch zu Wartezeiten auf dem Gang kommen, bis ein Zimmer frei wird. Eine Behandlung oder eine komplette durchgängige Unterbringung auf dem Gang gebe es jedoch nicht.

    Infektwelle rollt über Augsburg, Belastung in Kinderkliniken steigt

    Die Infektwelle, die derzeit über Augsburg schwappt, ist in Augsburg vielerorts spürbar: In manchen Schulklassen liegt mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler flach, in Apotheken sind mehrere Medikamente zur Behandlung von Atemwegserkrankungen seit Wochen kaum zu bekommen – darunter auch Antibiotika –, Kinderarzt-Praxen ächzen unter einem Ansturm. "Wir werden momentan überrannt", sagt Christian Voigt, Obmann der Kinderärzte in Augsburg und Oberschwaben und Leiter einer Praxis in Stadtbergen. Die aktuelle Situation sei weder mit Corona noch mit Vor-Corona zu vergleichen, innerhalb "kürzester Zeit" habe man 30 Prozent mehr Patientinnen und Patienten bekommen. Darunter seien auch Babys, die nur wenige Wochen alt seien und bis zu 40 Grad Fieber entwickelten. "Das ist eher ungewöhnlich."

    Dass derzeit viele Kinder erkranken, kommt für Expertinnen und Experten wie Voigt nicht ganz überraschend. Atemwegserkrankungen greifen im Winter immer stärker um sich; vor allem aber führten Corona-Maßnahmen wohl dazu, dass Infektionen generell zurückgingen – und damit bei vielen ein natürliches "Immun-Update" durch regelmäßigen Kontakt mit Erregern ausblieb. Zu Beginn des Winters gab es so mindestens zwei Generationen, die noch nie Infektwellen mitgemacht hatten – mit der Folge, dass es in der Breite deutlich mehr Kinder trifft und anteilig auch schwerere Fälle zunehmen. "Wir setzen alles daran, dass die Kinder nicht in die Klinik müssen. Die Krankenhäuser sind schon jetzt über dem Limit, wir versuchen deshalb, unnötige Belastungen fernzuhalten. Aber wenn ein Kind extrem niedrige Sauerstoffsättigung hat, nicht mehr trinkt, vom Fieber ausgelaugt ist – dann ist Alarmstufe Rot, dann bleibt nur das Krankenhaus."

    Josefinum und UKA melden vor allem wegen RS-Virus mehr Patienten

    Alarmstufe Rot, das ist derzeit an der Kinderklinik am Uniklinikum Augsburg (UKA) Alltag. "Es gibt keinen Spielraum mehr, es ist ein täglicher Kampf", sagt Direktor Michael Frühwald. Schwarz auf weiß: 80 Kinder kommen aktuell pro Tag in die Notaufnahme, davon müssen 30 Prozent aufgenommen werden und brauchen Atemhilfe; eine 30-Betten-Station ist komplett voll, davon 17 Kinder mit RSV-Infektion, vier mit Influenza, eines mit Covid-Kontakt. Verschiebbare Eingriffe werden verschoben, verlegbare Patientinnen und Patienten verlegt, teils auch auf die Onkologie. "Am Samstagmorgen mussten wir kurzfristig diskutieren, ob wir nicht Chemotherapien verschieben müssen, um infektiöse Kinder zu versorgen", so Frühwald. "Das konnten wir bislang noch umgehen – aber wie lange noch?" Auch in anderen Kinderkliniken sei die Lage "gleich desaströs".

    Was also hilft? Der Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Personal aus dem Erwachsenen- in den Kinderbereich zu verlegen, stößt auf wenig Gegenliebe. "Da der Vorschlag kompletter Unsinn ist, wird er nicht verfolgt", sagt Frühwald. Kinder seien "keine kleinen Erwachsenen". Gerade bei Atemwegserkrankungen sowie kleinen Säuglingen und Kleinkindern sei besondere Expertise notwendig. "Wann kapiert endlich mal jemand, dass Kinder- und Jugendmedizin ein eigenes Fach ist?" Um die aktuelle Notsituation zumindest abzufedern, fordert Frühwald die Übernahme von Vorhaltekosten. In den Kliniken gebe es keine Verschiebemasse. "Wenn etwa zwei Schwestern gesundheitsbedingt ausfallen, bricht das System zusammen, Dienste können nicht besetzt werden, Betten müssen gesperrt werden", so Frühwald. "Aber die Patienten kommen trotzdem."

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