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Augsburg: In der Augsburger Synagoge wird das alte Ritualbad reaktiviert

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In der Augsburger Synagoge wird das alte Ritualbad reaktiviert

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    Die Generalsanierung der Augsburger Synagoge erfolgt in mehreren Schritten.
    Die Generalsanierung der Augsburger Synagoge erfolgt in mehreren Schritten. Foto: Bernd Hohlen

    Ein Teil der Baugerüste steht schon, demnächst sollen weitere hinzukommen. Die Generalsanierung der Augsburger Synagoge nimmt Fahrt auf. Dabei rücken auch besondere historische Bauteile des über hundert Jahre alten jüdischen Gotteshauses an der Halderstraße in den Blick. Wie die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Schwaben-Augsburg mitteilt, soll auch das frühere Ritualbad Mikwe wiederhergestellt werden. Es hat besonders für Frauen eine große Bedeutung.

    So sieht die Synagoge Augsburg aus der Vogelperspektive aus.
    So sieht die Synagoge Augsburg aus der Vogelperspektive aus. Foto: Ulrich Wagner

    Früher gehörte zu jeder jüdischen Gemeinde ein rituelles Tauchbad. Es gilt als Bestandteil traditionellen jüdischen Lebens auf der ganzen Welt. Bräute besuchen am Vorabend ihrer Hochzeit die Mikwe, um sich zum ersten Mal spirituell "reinzuwaschen". Im orthodoxen und konservativen Judentum ist der Besuch der Mikwe üblich, wenn eine verheiratete Frau ihre Menstruation oder eine Entbindung hinter sich hat.

    Die Synagoge Augsburg, hier von innen, ist ein bedeutendes Baudenkmal.
    Die Synagoge Augsburg, hier von innen, ist ein bedeutendes Baudenkmal. Foto: Bernd Hohlen

    Auch Männer suchen das Tauchbad auf

    Aber die Mikwe wird nicht nur von Frauen genutzt. Sowohl weibliche als auch männliche Konvertiten müssen das Tauchbad aufsuchen, heißt es in der Jüdischen Allgemeinen, einer Wochenzeitung für Politik, Kultur, Religion und jüdisches Leben. Der Übertritt zum Judentum sei nicht vollständig, wenn die Konvertiten nicht in Anwesenheit des Rabbinatsgerichtes in einer Mikwe untergetaucht seien. Das Becken muss sieben Stufen haben, die hinab in "lebendiges Wasser" führen. Deshalb wurden vielerorts Anlagen gebaut, die meist unter der Erde und auf der Höhe des lokalen Grundwasser­spiegels lagen.

    In der Augsburger Synagoge befindet sich die historische Mikwe ebenfalls in den Kellerräumen. Sie sei jahrelang gesucht und im Zuge der Voruntersuchungen zur Sanierung 2017 gefunden worden, teilt Viktoria Kämpf, Leitung Projektmanagement der IKG, mit. Derzeit sei von dem Becken selbst nichts zu sehen. Es sei vermutlich noch vor, während oder nach dem Krieg zugeschüttet worden. Ein Ziel sei nun, ebendiese Mikwe zu reaktivieren.

    Diese Modernisierungen sind für die Synagoge geplant

    In Augsburg steht die einzige Großstadt-Synagoge in Bayern, die nicht im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Ende Juli hat nun eine lange geplante Generalsanierung begonnen, die voraussichtlich sechs Jahre dauern wird und 26 Millionen Euro kosten soll. "Es geht darum, die Bausubstanz auf die Höhe der Zeit zu bringen", so Architekt Martin Spaenle: Das große Westfenster muss etwa dringend repariert werden. Haustechnik und Brandschutz werden erneuert. Gemeindemitglieder und Besucher sollen das Gebäude und seine Einrichtungen künftig barrierefrei nutzen können. Das Jüdische Museum erhält einen neuen klimatisierten Funktionsraum. Auch die Sicherheitsvorkehrungen werden weiter verbessert.

    Wie Kämpf mitteilt, beginne jetzt die Planungsphase für drei Gewerke: die Reparaturen am Westfenster, die Dachsanierung und die Sanierung der großen Löwenfiguren oben auf dem Gebäude.

    Der Löwe auf der Augsburger Synagoge.
    Der Löwe auf der Augsburger Synagoge. Foto: Ilja Kotov

    Das Hauptziel der Generalsanierung bestehe darin, den Synagogen-Komplex für künftige Generationen zu erhalten, zu restaurieren und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, "dass alle Bedürftigen eine Unterkunft finden", so Kämpf. Ziel sei weiter, dass viele Gläubige die Möglichkeit bekommen, ihre religiösen Traditionen und Bräuche zu erleben. Das jüdische Leben in der Stadt solle wieder "gerecht und würdig" gestaltet werden. Eine herausragende Rolle bei der Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Augsburg nach innen und nach außen spiele IKG-Präsident Alexander Mazo. Die Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben hat heute rund 1400 Mitglieder.

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