Mode wurde dafür gemacht, um aus der Mode zu kommen, sagte einmal Coco Chanel. Die Begehrlichkeit nach Neuem zu wecken, das treibt die Branche an. Mode war schon immer ein schnelles Geschäft. Birgit Fischer, 27, aus Augsburg ist das egal. Bei ihr, bei Onimos, ticken die Uhren anders.
Im Laden von Birgit Fischer zu stehen, das fühlt sich ein bisschen nach Berlin, ein klein bisschen nach Wohnung der Großeltern, in jedem Fall aber speziell an. Mitten im Raum parkt ein goldener alter Servierwagen, daneben verleihen grüne Plastikpflanzen, ein langer creme-braun-gemusterter Teppich und ein neonfarbener Stoffesel dem sonst schlichten, in Weiß gehaltenen Raum dieses Flair. Jedes Teil wirkt für sich einzigartig und ist doch auf das andere abgestimmt.
Im Mittelpunkt von Onimos aber steht etwas anderes, etwas, das noch mehr ins Auge sticht. Auf drahtigen goldenen Kleiderbügeln hängt Mode, die meisten Teile davon so bunt, glitzernd, ausgefallen, wie man sie auf Augsburgs Straßen selten sieht. Dessen ist sich auch Birgit Fischer bewusst. „Sicher ist vieles davon speziell“, sagt die junge Frau mit den blau gefärbten Haaren. „Aber genau das ist doch der Punkt. Solche Sachen in Augsburg zu kriegen, das ist wirklich schwer. Eigentlich haben die Leute Lust darauf, davon bin ich überzeugt.“ Bekannte nannten sie vorab trotzdem „verrückt“ und Augsburg „zu uncool“ für ihre Idee.
Die junge Augsburgerin setzt auf "entschleunigte Mode"
Hinter dieser steckt nicht nur Birgit Fischers eigenes Label Onimos Clothing, unter dem erste nachhaltige T-Shirts entstanden sind, sondern vor allem Second-Hand-Mode in allen Formen, Farben und Stilrichtungen. Viele Dinge in dem Geschäft am Obstmarkt sind Vintage, also mindestens 20 Jahre alt. Zwischen einzigartigen Stücken finden sich immer wieder auch Klassiker wie die Levis 501 sowie Teile kleinerer Labels, die lokal produzieren, zum Beispiel Degree aus Augsburg. Slow Fashion nennen Fachleute das, Birgit Fischer spricht von „entschleunigter Mode“ und dass es im Grunde einfach nur darum gehe, bewusster zu shoppen. Kleidung sei keine Wegwerfware.
Nach diesem Prinzip funktionieren auch die „Oniboxen“, 50 Zentimeter breit, 60 hoch und 40 tief, die in einem zweiten, etwas abgetrennten Bereich stehen. Kunden können diese für neun Euro pro Woche anmieten. Onimos verkauft dann ihre Kleidung, Taschen, Schuhe und Accessoires und bekommt dafür zusätzlich zehn Prozent des Erlöses. Wie Flohmarkt, nur anders – spezieller.
Wenn es um schnelllebige Massenware geht, wird die junge Geschäftsfrau schnell direkt: „Auf diese H&M-Uniform habe ich keinen Bock.“ Individualität, Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen sind ihr wichtig, es sind die drei Säulen von Onimos. „Ich möchte mein Geld nur mit Kleidung verdienen, bei der Mensch, Tier und Umwelt nicht ausgebeutet oder zerstört werden“, sagt Birgit Fischer. Bei dem Begriff „Öko“ rollte sie die Augen. „Ich will zeigen, dass Slow Fashion auch glamourös sein kann“, sagt die 27-Jährige und lacht. Sie selbst, in lässigen Jeansshorts, einem selbst designten Shirt und einem blauen Oversize-Cardigan, hat eine besondere Vorliebe für die 80er Jahre: „Der Stil von Miami Vice, das ist mein Ding.“
Onimos, das ist jetzt auch ihr eigenes Ding. Mit ihrem Laden macht sich Birgit Fischer im Anschluss an ihr Management-Studium direkt selbstständig. Das ist mutig, das sei aber auch schon immer ihr Traum gewesen. Und an den glaubt die 27-Jährige fest. So fest, dass sie sagt: „Der Plan ist, Onimos später auch in andere Städte zu bringen.“
Onimos, am Obstmarkt 11 in Augsburg, eröffnet am 4. April.