Warum engagieren Sie sich als Ehrenamtliche im Rot-Kreuz-Lädle?
DORIS FEHR: Ich bin im März 2020 in Pension gegangen, war vorher stellvertretende Schulleitung an einer Berufsfachschule für Physiotherapie und ich wusste: Ich muss danach unbedingt etwas tun und möchte mich ehrenamtlich für die Gesellschaft einsetzen. Eine Freundin hat mir dann gesagt, dass sie im Rot-Kreuz-Laden jemanden suchen. Ich habe nach einer sinnstiftenden Arbeit gesucht und so hat mich das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit angesprochen. Mein Engagement im Rot-Kreuz-Lädle hat mein Kauf- und Konsumverhalten sehr verändert. Ich versuche auch in meinem eigenen Netzwerk im Kleinen ein wichtiges Signal für Nachhaltigkeit durch Second Hand Mode zu setzen. Außerdem habe ich sehr viel Freude am Umgang mit Menschen - und unser Lädle ist auch ein sozialer Treffpunkt für Menschen aller Gesellschaftsschichten aus den verschiedensten Kulturen. Hier lerne ich auch noch viel.
Was sind ihre Aufgaben als Ehrenamtliche?
DORIS FEHR: Wir nehmen die Ware an, hängen sie auf Bügel, kassieren, kümmern uns um die Schaufenster, beraten und putzen auch mal, wenn ein Kind mit seinen Keksen gebröselt hat.
Zuletzt gab es Kritik, die Preise in den BRK-Läden seien für bedürftige Menschen nicht mehr erschwinglich. Auch, weil es mit einer Bescheinigung der Bedürftigkeit nun keinen Rabatt mehr gibt. Wie sehen Sie das?
DORIS FEHR: Ich finde die Preise immer noch sehr human und sie haben sich in den vier Jahren, in denen ich hier bin, auch nicht verändert. Was sich aber geändert hat ist, dass es die Ausweise nicht mehr gibt. Und das ist für uns Ehrenamtliche eine große Hilfe. Als es das alte System noch gab, wurden wir oft belogen. Weil jemand angeblich den Ausweis gerade nicht dabeihatte, manchmal kamen auch welche mit einem Ausweis wo wir gesagt haben: Das sind ja gar nicht Sie. Die Preise sind Gott sei Dank festgelegt, wird sind ja hier nicht auf dem Jahrmarkt. Wir haben viele Kunden, die aus Ländern kommen, in denen es zur Kultur gehört, dass man handelt. Jeder soll gleichbehandelt werden und dafür braucht es einfach eine feste Preisliste. Ich kann ja nicht sagen jemand hat kein Geld, nur weil der ein bisschen legerer ankommt. Aber wir haben jeden letzten Freitag im Monat eine Aktion, bei der einzelne Kategorien wie Röcke oder Pullis nur die Hälfte kosten. Darauf weißen wir hin und das wird auch sehr gut angenommen. Insgesamt ist es schlicht und ergreifend für alle offen. Und das finde ich auch gut so. Wir wollen die Sachen ja schließlich loswerden und so auch Einnahmen für das Rote Kreuz sammeln.
Gibt es auch unangenehme Aspekte ihrer Arbeit?
DORIS FEHR: Wir kriegen auch die Säcke aus unseren Containern, die wir dann öffnen und sortieren. Da fasst man manchmal in Sachen rein, in die man nicht reinlangen möchte. Nachdem ab Januar Altkleider nicht mehr im Hausmüll entsorgt werden dürfen, haben wir da jetzt schon die Sorge, dass die Menschen solche verdreckte Kleidung künftig noch stärker in unseren Containern entsorgen. Wenn jemand defekte Kleidung abgeben möchte, würde es uns deshalb helfen, wenn die in einem eigenen Sack abgegeben und mit der Aufschrift defekt markiert wird. Wer nicht in den Laden oder zum Container kommen kann, der kann sich im Laden melden, dann werden die Altkleider auch von zuhause abgeholt.
Doris Fehr ist eine von mehr als 50 Ehrenamtlichen, die in den vier Augsburger BRK-Lädle im Einsatz sind.
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