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Augsburg: Auf dem Bahnpark-Gelände werden Go-Ahead-Lokomotivführer ausgebildet

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Auf dem Bahnpark-Gelände werden Go-Ahead-Lokomotivführer ausgebildet

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    Auf dem Gelände des Bahnparks Augsburg werden derzeit Lokomotivführer ausgebildet.
    Auf dem Gelände des Bahnparks Augsburg werden derzeit Lokomotivführer ausgebildet. Foto: David Holzapfel

    Lokomotivführer gehörte zusammen mit Astronaut lange Zeit zu den Traumberufen unzähliger kleiner Buben. Während Astronaut weiterhin in der Gunst steht und mittlerweile auch Interesse bei jungen Frauen findet, hat die Strahlkraft des Lokomotivführers nachgelassen, weshalb die Bahn und private Konkurrenten mit einem massiven Lokführermangel zurechtkommen müssen. In Augsburg schult das private Unternehmen Go-Ahead Bayern gerade im Bahnpark Quereinsteiger, die künftig das Schienennetz des Unternehmens bedienen sollen.

    Frank Hümmer erfüllt sich einen Kindheitstraum. "Mein erstes Wort nach Mama und Papa war Lokomotive", sagt der 45-Jährige, der die letzten 20 Jahre in einem großen Möbelhaus gearbeitet hat. "Ich war mein ganzes Leben von der Eisenbahn fasziniert, aber als ich mich 1994 nach einem Beruf umgesehen habe, gab es bei der Bahn gerade einen Einstellungsstopp", erzählt er. Er studierte Maschinenbau, arbeitete einige Jahre in der Autoindustrie. Die Eisenbahn ist sozusagen seine dritte Karriere.

    An Güterzügen lernen die künftigen Lokführer wichtige technische Kniffe.
    An Güterzügen lernen die künftigen Lokführer wichtige technische Kniffe. Foto: David Holzapfel

    Jetzt steht er an einem Güterzug auf dem Bahnparkgelände und kommuniziert mit einem Mitschüler per Handzeichen, der gute 100 Meter entfernt am anderen Ende des Zuges steht. Hümmer führt eine Hand in einem großen Bogen auf und ab und gibt damit dem Kollegen das Signal "Bremse lösen". Auf dem Lehrplan der Auszubildenden steht heute das Thema "Bremsprobe". Vor Fahrantritt und bei jedem Wechsel im Führerstand des Zuges muss der Lokführer den Zustand der Bremsen testen. Was die Männer und Frauen heute auf dem Bahnparkgelände zu zweit üben, ist Handarbeit - normalerweise unterstützt den Lokführer moderne Elektronik, weiß Ausbilder Emre Akgün. "Nicht jeder Zug hat elektronische Sensoren und, wie wir es heute lernen, funktioniert immer", sagt er. Hümmer läuft von Waggon zu Waggon, drückt mit dem Fuß gegen die Bremsbacken. Wenn die Bremse offen ist, bewegen sie sich dabei, sonst sitzen sie bombenfest gegen das stählerne Rad gepresst.

    Ausbildung im Augsburger Bahnpark: Es gibt in Bayern zu wenig Lokführer

    Go-Ahead ist ein Neuling auf Bayerns Eisenbahnstrecken. Am 12. Dezember hat das Unternehmen den Betrieb der Regionalzüge auf der Strecke München - Memmingen - Lindau aufgenommen. Ende des kommenden Jahres löst das Unternehmen den Fugger-Express ab und wird zum Rückgrat des regionalen Bahnverkehrs in Augsburg.

    Emre Akgün bildet für Go Ahead Lokführer aus.
    Emre Akgün bildet für Go Ahead Lokführer aus. Foto: David Holzapfel

    Alleine um die Strecken in Bayern bedienen zu können, braucht Go-Ahead rund 200 Lokomotivführer, sagt Sprecher Winfried Karg. Etwa die Hälfte konnte das Unternehmen mittlerweile einstellen, doch der weitere Bedarf muss durch intensive Ausbildung gewonnen werden, weil der Markt leergefegt ist. "Bundesweit spricht man von rund 1000 fehlenden Lokführern, wenn bald von den vorhandenen etliche in Rente gehen, wird sich die Situation weiter verschärfen", sagt der Bahnsprecher. Lokomotivführer ist ein Dienstleistungsjob mit Wochenend- und Feiertagsarbeit, was nicht jedermanns Sache ist.

    Die Ausbildung für Quereinsteiger dauert rund zehn Monate. Die Berufs- und Lebenserfahrung, welche die Teilnehmer mitbringen, hilft, das notwendige Wissen in dieser relativ kurzen Zeit aufzunehmen, glaubt Ausbilder Steffen Preiß." Das Mindestalter ist 21 Jahre - mein ältester Schüler war 62", berichtet er. Mittlerweile hätten auch Frauen die ehemalige Männerdomäne für sich entdeckt. "Früher war der Beruf auch körperlich extrem fordernd - das macht heute alles Technik", weiß er. Unter zehn Schülern befänden sich heute mindestens ein bis zwei Frauen, freut sich der Ausbilder. Die Anforderungen sind hoch, schließlich geht es darum, einen Zug mit 1100 Sitzplätzen auch bei Nacht und Nebel mit Tempo 160 über die Gleise zu fahren. Vier Monate dauert die Theorie, zu der auch die Übungen auf dem Bahnparkgelände gehören. Dann geht es schon an der Seite eines erfahrenen Lokführers auf die Schiene.

    Auf dem Gelände des Bahnparks Augsburg werden derzeit Lokomotivführer ausgebildet.
    Auf dem Gelände des Bahnparks Augsburg werden derzeit Lokomotivführer ausgebildet. Foto: David Holzapfel

    Für jeden Zugtyp gibt es eine eigene Fahrerlaubnis

    "Die Menschen glauben immer, Lokführer sitzen da und schauen den ganzen Tag aus dem Zugfenster", sagt Preiß. Dabei sei die Aufgabe mindestens so komplex wie das Führen eines Lkw. Und für jeden Zugtyp gibt es eine eigene Fahrerlaubnis, die in die sogenannte Zusatzbescheinigung zum Triebfahrzeug-Führerschein eingetragen wird. Selbst für die Fahrstrecken muss man eine eigene Prüfung ablegen. "Die Streckenerlaubnis läuft nach einem Jahr ab, die Erlaubnis für den Zugtyp nach vier Jahren", erklärt der Ausbilder.

    Das Bahnparkgelände ist nach Ansicht von Go-Ahead für die Ausbildung optimal. Nicht nur, dass dort im geschützten Raum abseits des Bahnverkehrs geübt werden kann. Durch das Bahnmuseum auf dem Gelände können die zukünftigen Lokomotivführer alle erdenklichen Zugtypen ansehen und live erleben.

    Die künftigen Lokomotivführer werden künftig auf modernen Elektroloks fahren.
    Die künftigen Lokomotivführer werden künftig auf modernen Elektroloks fahren. Foto: Uwe Hirt

    "Ich glaube, in der Öffentlichkeit ist kaum bekannt, dass der Bahnpark nicht nur ein Museum, sondern eine voll funktionsfähige Bahnanlage mitten in der Stadt ist, sagt Bahnpark-Chef Markus Hehl. Neben Go-Ahead bildeten hier auch andere private Eisenbahnen ihre Lokführer aus, daneben kämen die Rangierlokomotiven des Bahnparks regelmäßig für verschiedene Unternehmen zum Einsatz.

    Ausbilder Emre Akgün gerät ins Schwärmen, wenn man ihn fragt, warum er so gerne Lokomotivführer ist. Der Blick durch die Windschutzscheibe gehört für ihn dazu. "Wenn du durch das Allgäu fährst, ist der Ausblick stellenweise atemberaubend. Ich mag es, ganz alleine für den Zug verantwortlich zu sein und niemanden zu haben, der mir bei der Arbeit über die Schulter schaut", so der 24-Jährige. Und auch finanziell sei der Job nicht schlecht, immerhin gebe es Tariflohn und Zuschläge.

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