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Mehr Angriffe: So werden Ordnungsamt-Mitarbeiter in Augsburg geschult

Augsburg

Ihre Arbeit wird riskanter: Wie Mitarbeiter des Ordnungsdienstes geschult werden

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    Die beiden Justizbeamten und Dozenten Robin Sautter und Andreas Bischoff (von links) schulen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Augsburger Ordnungsdienstes. Die Einsatzkräfte sehen sich zunehmend Aggressionen ausgesetzt.
    Die beiden Justizbeamten und Dozenten Robin Sautter und Andreas Bischoff (von links) schulen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Augsburger Ordnungsdienstes. Die Einsatzkräfte sehen sich zunehmend Aggressionen ausgesetzt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Sie gerät in die Schrottpresse und geht sofort zu Boden. Angelika Aksoy lacht – fast ungläubig über ihre eigene Machtlosigkeit. Ihr Kollege hat soeben mit seinem Einsatzstock einen Kniff an ihren Knien angewandt, der sie blitzschnell zu Fall brachte. "die körperlichen Angriffe auf den Ordnungsdienst zugenommen. Angelika Aksoy wurde erst im November von einem aggressiven Fahrradfahrer verletzt.

    Allgemeine Tipps zur Zivilcourage

    Treten Sie selbstsicher auf. Achten Sie auf eine aufrechte Haltung und direkten Blickkontakt.

    Stellen Sie eine Öffentlichkeit her und sprechen Sie mit laut und deutlich.

    Sprechen Sie Helfer um Sie herum direkt an.

    Nutzen Sie Nothilfeeinrichtungen wie Notrufsäulen.

    Seien Sie Gegner, aber verhindern Sie, dass Sie selbst zum Opfer werden.

    Wählen Sie den Notruf 110.

    Das Training sei sehr hilfreich, sagt Aksoy, die sich bei den Übungen in der Sporthalle zwischendurch kurz rausnimmt, um ihre rechte Hand zu lockern. Die, sagt die 35-Jährige, schmerze seit dem Vorfall in der Bahnhofstraße im November immer noch. "Ich war erst vier Wochen im Dienst, da hatte ich schon meine erste Festnahme", erzählt die Frau mit dem langen Pferdeschwanz. Ihr Kollege und sie hatten in der

    Gewalt nimmt zu: Augsburger Ordnungsdienst-Mitarbeiter üben Umgang

    Unter den Augen vieler Zuschauenden, die mit ihren Smartphones das Geschehen filmten, mussten sie den aggressiven 19-Jährigen bändigen und festnehmen. Als die Polizei übernahm, wurde Aksoy in die Notaufnahme der Uniklinik gebracht. In der Schulung erhalten sie, ihre Kolleginnen und Kollegen des Ordnungsdienstes Tipps im Umgang mit den Menschen, die gegen Regeln und Gesetze verstoßen. Sie lernen, wie sie deeskalierend einwirken können, aber auch im äußersten Fall selbst zupacken müssen, wenn es darum geht, jemanden festzuhalten, bis die

    "Wir bereiten sie auf Stresssituationen vor", sagt der 47-jährige Bischoff, der als Dozent für Einsatztraining und Deeskalation nicht nur Ordnungsdienste, sondern auch Justizbeamte und Helfer von Rettungsdiensten schult. Eine Arbeit, die offenbar immer wichtiger wird. Seine Beobachtung, dass Menschen zunehmend den Respekt vor dem Staat und damit vor "Uniformierten" verlieren, bestätigt allein die steigende Zahl der Übergriffe auf den Augsburger Ordnungsdienst. 

    Sabrina Oswald und Angelika Aksoy nehmen in einer Übung ihren Kollegen Alen Maslac fest.
    Sabrina Oswald und Angelika Aksoy nehmen in einer Übung ihren Kollegen Alen Maslac fest. Foto: Silvio Wyszengrad

    Waren es nach Angaben des Ordnungsreferats im Jahr 2017 noch acht Fälle von Körperverletzungen und Widerstandshandlungen, lag die Zahl im vergangenen Jahr bei 55 Fällen. Beleidigungen, Bedrohungen, Sachbeschädigung und sonstige Tatbestände sind dabei noch gar nicht eingerechnet. Wie Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) kürzlich betonte, sei Amtsleiter Andreas Bleymeier und ihm besonders wichtig, dass die Mitarbeitenden bestmöglich ausgebildet werden. Vor allem auf Kommunikation und Deeskalation würde Wert gelegt. Die Art der Ansprache der Ordnungsdienst-Mitarbeiter ist dabei ein Punkt, der von unseren Leserinnen und Lesern in der Vergangenheit immer wieder mal als mitunter zu "oberlehrerhaft" kritisiert wurde.

    Augsburg habe den "besten Ordnungsdienst" seit seinem Bestehen

    "Grundsätzlich fühlt sich für den Angesprochenen Kritik immer negativ an", weiß Dozent Bischoff aus Erfahrung. Kleine Dinge würden da schon helfen. Sich höflich vorzustellen etwa, denjenigen auf offener Straße etwas zur Seite und aus dem Fokus anderer Menschen zu nehmen. Erklären, was er falsch gemacht habe. "Man muss in der Lage sein, sich in den anderen Menschen hineinzuversetzen und verstehen, dass er in dem Moment frustriert ist. Nicht gleich belehrend werden." Dennoch sei es wichtig, den Betroffenen klarzumachen, dass ihr Verhalten ursächlich ist. Manche Situationen würden oft zu einer Gratwanderung.

    Der 56-jährige Kursteilnehmer Michael Schmid lobt die regelmäßigen Schulungen. Er arbeitet seit 17 Jahren im Ordnungsdienst und findet, dass Augsburg derzeit den besten Ordnungsdienst seit seinem Bestehen habe. "Unsere Arbeit wird immer anspruchsvoller. Die Menschen werden uns gegenüber immer aggressiver und wertmindernder, aber wir werden dafür hervorragend ausgebildet." Obwohl sie relativ bald nach ihrem Diensteintritt bei dem Einsatz in der Bahnhofstraße an ihrer Hand verletzt wurde, hat sich seine Kollegin Angelika Aksoy nicht ins Bockshorn jagen lassen. "So etwas gehört wohl einfach zum Job dazu", sagt die 35-Jährige.

    Wenn Sie sich für Meldungen aus Augsburg interessieren, hören Sie doch auch mal in unseren neuen News-Podcast rein: Der "Nachrichtenwecker" begleitet Sie von Montag bis Freitag ab 5 Uhr morgens in den Tag.

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