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Augsburg: "Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll": Sauna-Aus im Stadtbad bereitet Sorgen

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"Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll": Sauna-Aus im Stadtbad bereitet Sorgen

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    Die Betreiberin des Cafés und Wellnessbereichs im Alten Stadtbad, Anna Gaßner, kämpft mit Jürgen Wiedemann und den Stadtbadfreunden für die Öffnung der Sauna.
    Die Betreiberin des Cafés und Wellnessbereichs im Alten Stadtbad, Anna Gaßner, kämpft mit Jürgen Wiedemann und den Stadtbadfreunden für die Öffnung der Sauna. Foto: Fridtjof Atterdal

    Über 25 Jahre hat Eva Gaßner das Café und den Wellnessbereich im Alten Stadtbad aufgebaut und zu einem beliebten Treffpunkt für Saunagänger und Schwimmer gemacht. Jetzt steht die Gastronomin, wie sie sagt, vor den Scherben ihres Unternehmens – die Schließung der Sauna durch die Stadt bedrohe ihre Existenz und die ihrer Mitarbeiter. "Ich schlafe zurzeit extrem schlecht", sagt Gaßner im Gespräch mit unserer Redaktion. Hilft ihr ein Brief, den Stadtbad-Fans an die Stadt geschrieben haben?

    Dass sie im Sommer, während der Pause des Alten Stadtbades, in die roten Zahlen gerät, sei sie gewohnt, sagt Eva Gaßner. Üblicherweise könne sie das durch das gute Geschäft bis Weihnachten wieder auffangen. Doch in diesem Jahr? "Ich weiß wirklich nicht, wie es weitergehen soll", sorgt sich die Unternehmerin. Um Energie zu sparen, hat die Stadt beschlossen, die Sauna in diesem Jahr nach der Sommerpause nicht wieder zu öffnen. Wie lange die Augsburger auf die einzige städtische Sauna verzichten müssen, ist offen – solange die Energiekrise anhält, will man auch die Sauna nicht wieder in Betrieb nehmen, heißt es von der Stadt.

    Das Alte Stadtbad in der Augsburger Innenstadt soll im Winter geöffnet bleiben, die Sauna allerdings nicht.
    Das Alte Stadtbad in der Augsburger Innenstadt soll im Winter geöffnet bleiben, die Sauna allerdings nicht. Foto: Annette Zoepf

    Saunagäste und allen voran die Mitglieder des Vereins "Freunde des Alten Stadtbads" sind über diese Entscheidung entsetzt – die Sauna im Stadtzentrum sei gerade für viele Senioren die einzige Möglichkeit, sich zu treffen und dabei etwas für ihr Immunsystem zu tun, argumentieren sie. Die Freunde des Alten Stadtbades haben sich deshalb in einem Brief an Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) und Sportreferent Jürgen Enninger (Grüne) gewandt, um zumindest eine Kompromisslösung zu finden – vergeblich, wie sie berichten.

    Freunde des Stadtbades wünschen sich zumindest eingeschränkte Öffnung der Sauna

    "Wir verstehen, dass die Stadt Energie sparen muss", sagt der zweite Vorsitzende der Stadtbadfreunde, Jürgen Wiedemann. Dass dies auf Kosten der einzigen öffentlichen Sauna in der Stadt gehe, wolle ihm aber nicht in den Kopf. Aus seiner Sicht könne man auch Energie sparen, indem beispielsweise nur die untere Saunakabine in Betrieb genommen und die Betriebszeiten eingeschränkt würden. "Wir fordern zumindest eine Garantie, dass die Sauna sofort wieder geöffnet wird, wenn sich die Situation bessert", sagt er. Besser wäre es aber, die Entscheidung für die Schließung zu revidieren, meint Wiedemann. Eine Unterschriftensammlung für die Sauna behalte man sich deshalb vor.

    Erst im vergangenen Jahr hat Anna Gaßner noch eine teure Kaffeemaschine für den Saunabereich angeschafft, nachdem die Stadt den Saunameistern verboten hatte, für die Gäste Kaffee zu kochen. "Ich habe jetzt ein halbes Jahr umsonst die Leasinggebühren bezahlt, weil ich natürlich dachte, wir brauchen die Maschine im Herbst wieder", ärgert sich Gaßner. Doch im Vergleich zu den finanziellen Auswirkungen, die das Ausbleiben der Saunagäste auf ihr Unternehmen im Stadtbad haben wird, dürfte das noch ihre kleinste Sorge sein. Rund 70 Prozent ihres Umsatzes komme von den Saunagängern, rechnet die Unternehmerin vor. Das sind zum einen die Gäste in ihrem Café, die sich an langen Saunatagen dort verpflegt haben. Doch auch der Wellnessbereich, den sie ebenfalls betreibt, habe von der Sauna gelebt. Besonders beliebt sind die sonntäglichen Entspannungstage, die mit einem Sektfrühstück starten und dann einen ganzen Tag lang Sauna, Baden und beispielsweise Massage beinhalten. "Die Sauna ersetze ich jetzt durch zwei Infrarotkabinen und hoffe sehr, dass die Gäste trotzdem kommen", sagt Gaßner.

    Stadtbad Augsburg: Gäste wollen ihre Wellness-Gutscheine zurückgeben

    Seit in der Zeitung stand, dass die Sauna nicht mehr aufmacht, werde sie von Anrufern überschwemmt, die ihre Wellness-Gutscheine zurückgeben wollen, sagt Gaßner. Durchhalten will sie vorerst trotzdem – bis Weihnachten hat sie sich und ihren drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie vier Masseuren gegeben. "Dann muss ich schauen, ob es sich noch rechnet", sagt Gaßner. Sportreferent Jürgen Enninger verweist darauf, dass auch in der Landeshauptstadt alle städtischen Saunen geschlossen seien. "Wir bedauern diese Einschränkungen in einer herausfordernden Zeit", sagt er mit Blick auf die Augsburger Saunagäste.

    Wasserbecken im Saunbereich des Alten Stadtbads.
    Wasserbecken im Saunbereich des Alten Stadtbads. Foto: Anne Wall

    Aus Sicht der Stadt habe man mit der Sauna den größten Effekt, wenn es um die Einsparung von Energie gehe. Die Sauna habe einen hohen Energiebedarf – sie benötige etwa ein Viertel der vom Stadtbad verbrauchten Energie. "Andernfalls müssten wir Hallenbäder schließen, was wir aber vermeiden möchten", sagt Enninger.

    Angesichts der rasant steigenden Kosten müsse man handeln – mit der Sauna treffe man verhältnismäßig weniger Menschen als mit einem geschlossenen Hallenbad. Nach den Corona-Schließungen sei der Bedarf an Schwimmflächen gerade für Schüler und Nichtschwimmer hoch – und hier liege auch die Priorität der Stadt. Ob es mit der geschlossenen Stadtbad-Sauna getan ist, will Enninger nicht versprechen. Er warnt schon einmal: "Wenn die Energiepreise weiter so eskalieren, könnten weitere Einschnitte notwendig werden."

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