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Augsburg: "Ich mag's eh lieber kalt": Das halten Menschen von Energiespartipps

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"Ich mag's eh lieber kalt": Das halten Menschen von Energiespartipps

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    Das Heizen im Winter wird teuer. Und die Preise für Energie steigen weiter.
    Das Heizen im Winter wird teuer. Und die Preise für Energie steigen weiter. Foto: Marcus Brandt, dpa (Symbolbild)

    Von allen Seiten erreichen sie uns aktuell: Energiespartipps. Vehement versuchen Politik, Verbände und Energieversorger ihre gut und ernst gemeinten

    Alexander Kiesler findet, dass Energiesparen zur Erziehung dazugehört. "Wenn wir alle zusammenhalten, können wir etwas erreichen. Aber macht da jeder mit?"
    Alexander Kiesler findet, dass Energiesparen zur Erziehung dazugehört. "Wenn wir alle zusammenhalten, können wir etwas erreichen. Aber macht da jeder mit?" Foto: Frank Sobottka

    Familienvater Alexander Kiesler ist zu Besuch in Augsburg. Für ihn braucht es keine Energiespartipps – egal ob aus Politik oder von sonst wem. Sein erster Impuls: "Das ist doch eine Frage der Erziehung." Von klein auf bekomme man beigebracht, sparsam zu sein. Er will sich nicht vorschreiben lassen, wie er daheim heizen soll. "Mir fehlt da einfach das Vertrauen. Klar würde es etwas bringen, wenn jeder seinen Teil leistet, aber woher weiß ich, dass mein Nachbar das auch macht?" Noch ist es warm, aber das Thema Energiesparen begegnet

    Jorek Altmann und seine Freundin sparen in ihrer Augsburger Wohnung Energie

    Jurek Altmann hat Verständnis für Einschränkungen: "Wenn ich schwimmen gehe, ist das Wasser eben kälter. Dass muss jetzt eben so!"
    Jurek Altmann hat Verständnis für Einschränkungen: "Wenn ich schwimmen gehe, ist das Wasser eben kälter. Dass muss jetzt eben so!" Foto: Frank Sobottka

    Das sieht Jurek Altmann anders. Der Jura-Student geht gerne schwimmen, sein sportlicher Ausgleich zum Büffeln für das erste Staatsexamen. "Die Becken werden weniger geheizt. Aber dass muss jetzt eben so." Er hat Verständnis, dass es im Winter zu Einschränkungen kommen kann. Solche Maßnahmen seien jetzt notwendig. Jeder solle seinen Teil tun, was die eigenen Umstände eben zulassen.

    Erika Kühnel mit Enkel Jannik und Tochter Tanja Schmieder. Mit Ratschlägen aus der Politik können sie nichts anfangen: "Uns muss man nicht belehren. Wer weniger Geld hat, der lebt automatisch sparsamer."
    Erika Kühnel mit Enkel Jannik und Tochter Tanja Schmieder. Mit Ratschlägen aus der Politik können sie nichts anfangen: "Uns muss man nicht belehren. Wer weniger Geld hat, der lebt automatisch sparsamer." Foto: Frank Sobottka

    "Die Weihnachtsbeleuchtung lassen wir dieses Jahr wohl sein", erzählt Erika Kühnel. Eine schwere Entscheidung, schließlich gebe man sich jedes Jahr so viel Mühe, schmücke jedes Fenster. Man habe in der Familie gemeinsam überlegt, und das sei dabei herausgekommen. Neben ihr sitzt Tochter Tanja Schmieder und Enkel Jannik. Sie wohnen im Erdgeschoss, die Eltern zwei Stockwerke drüber, ein Mehrfamilienhaus. "Klar machen wir uns Gedanken, wo wir noch mehr sparen können", ergänzt ihre Tochter Tanja. Sie seien aber schon auf einem guten Level. Es seien so oder so andere, die beim Thema Energiesparen mehr bewegen können. "Uns muss man nicht belehren. Wer weniger Geld hat, der lebt automatisch sparsamer", sagt

    Für Stefan Jacobs ist klar: Wir kommen nur zusammen durch diese Krise. "Was jeder einzelne tun kann, hängt auch von der finanziellen Situation ab. Du kannst nicht von jedem das gleiche verlangen"
    Für Stefan Jacobs ist klar: Wir kommen nur zusammen durch diese Krise. "Was jeder einzelne tun kann, hängt auch von der finanziellen Situation ab. Du kannst nicht von jedem das gleiche verlangen" Foto: Frank Sobottka

    Durch die Krise zu kommen, für Stefan Jacobs ist das ein kollektives Projekt. Das Problem aus seiner Sicht: "Wem es egal ist, dem bleibt es egal." Es brauche leider immer

    Nachhaltigkeit: "Schulen haben eine besondere Verantwortung"

    Für Martina Mauß haben Schulen eine besondere Verantwortung, junge Menschen beim Thema Klimawandel auszubilden. Tochter Sara ist auch dabei, beim Energiesparen.
    Für Martina Mauß haben Schulen eine besondere Verantwortung, junge Menschen beim Thema Klimawandel auszubilden. Tochter Sara ist auch dabei, beim Energiesparen. Foto: Frank Sobottka

    Für Politik oder für Energiespartipps – dafür hat Martina Mauß keinen Kopf. Zu viel los. Familie, Arbeit und das Eigenheim wird renoviert. Dachsanierung mit neuer Dämmung. Eine der Maßnahmen, die die Familie zusammen mit einer Energieberaterin beschlossen hat. Im März soll die Photovoltaikanlage endlich kommen. Tochter Sara sitzt auf ihrem Schoß und hat kein Problem damit, im Winter weniger zu heizen: "Ich mag's eh lieber kalt!" Für Martina Mauß haben Schulen eine besondere Verantwortung, wenn es darum geht, jungen Menschen nahezubringen, nachhaltiger zu leben. Selbst Lehrerin an einem Gymnasium, mache sie mit ihren Schülern im Fach Geografie Projekte und jeder erarbeite eigene Facharbeiten zum Thema regionaler Klimawandel. Das müsse überall fest dazugehören.

    Anika Taiber-Groh aus Langeweid. "Bei den Energiespartipps die es jetzt überall gibt, ist für jeden was dabei. Aber man nimmt sich selten die Zeit, sie auch mal zu lesen."
    Anika Taiber-Groh aus Langeweid. "Bei den Energiespartipps die es jetzt überall gibt, ist für jeden was dabei. Aber man nimmt sich selten die Zeit, sie auch mal zu lesen." Foto: Frank Sobottka

    Anika Taiber-Groh ist überzeugt davon, dass Energiespartipps etwas bringen. "Klar, jeder glaubt, dass er schon alles macht. Aber man kann bestimmt noch dazulernen." Ihre Familie wohnt in Langweid. Seit 2019 fährt die Familie mit einem E-Auto. Trotzdem fahren sie so viel es geht mit dem Fahrrad. Noch mal etwas Strom gespart. Das sei schon ein echter Schock gewesen, die neuen, mehr als doppelt so hohen Abschläge. Im Winter wird die Familie wohl weniger heizen als sonst. Ihr Appell: "Wir müssen einfach zusammenhalten. Wir können nur etwas erreichen, wenn alle mitmachen."

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