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Augsburg: "Ich habe Gänsehaut": Die Eröffnung des Christkindlesmarktes ist eine besondere

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"Ich habe Gänsehaut": Die Eröffnung des Christkindlesmarktes ist eine besondere

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    Nach zwei Jahren Pause strömen die Menschen wieder auf den hell erleuchteten Rathausplatz zum Christkindlesmarkt.
    Nach zwei Jahren Pause strömen die Menschen wieder auf den hell erleuchteten Rathausplatz zum Christkindlesmarkt. Foto: Silvio Wyszengrad

    "Ich habe jetzt schon Gänsehaut", sagt Sandra Hermann. Fast schon andächtig geht sie durch die Gassen des Christkindlesmarktes. Es ist Montag früher Abend 17 Uhr. Noch sind die Planen an den Buden heruntergelassen, der ein oder andere Lichtschein dahinter blitzt hervor. Der Duft von gebrannten Mandeln und Schupfnudeln zieht bereits über den Augsburger Rathausplatz. Hermann, die seit über 30 Jahren auf dem Markt arbeitet, raucht eine letzte Zigarette bevor der Trubel beginnt, lässt alles noch mal auf sich wirken. "Ich freue mich wia d'Sau", bricht es aus der 54-Jährigen heraus. Da ist sie nicht die einzige. Die Eröffnung des Augsburger

    Beide waren aufgeregt, denn für beide war es eine Premiere: OB Eva Weber eröffnete mit der siebenjährigen Franziska Knoll den Markt.
    Beide waren aufgeregt, denn für beide war es eine Premiere: OB Eva Weber eröffnete mit der siebenjährigen Franziska Knoll den Markt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Zwei Jahre lang hatten die Augsburger, die Händlerinnen, die Besucher aus anderen Städten auf den Markt mit der über 500-jährigen Tradition verzichten müssen. Wegen der Corona-Pandemie war der Christkindlesmarkt 2020 und 2021 ausgefallen. Im Vorjahr kam die Absage drei Tage vor der geplanten Eröffnung. Einige Händler hatten damals Tränen in den Augen. Wie auch am Montag, dieses Mal aber aus Freude. Beschicker Werner Rödel hat sich zur Feier des Tages in einen tannengrünen Anzug mit buntem Christbaumkugelmuster und passender Krawatte geworfen. Per Knopfdruck springt die integrierte Lichterkette an. "Wenn ich so etwas nicht zu dieser Eröffnung trage, wann dann." Die Augen des 64-Jährigen leuchten mit seinem skurrilen Outfit um die Wette. Selbst aus Dieter Held, der normalerweise eher wenig Emotionen preisgibt, bricht es kurz vor der Eröffnung heraus. "Gott sei Dank ist es vorbei", sagt der Betreiber des Glühwein-Standes Almhütte und meint damit die Pandemie und ihre Beschränkungen. Die kurzfristige Absage vergangenes Jahr hat bei ihm bleibenden Eindruck hinterlassen.

    Viele Menschen bei Eröffnung des Augsburger Christkindlesmarktes

    Wie bei vielen anderen Händlerinnen und Händlern auch war Held auf seinen Getränken sitzen geblieben. Einen Teil habe er Retour geben können, einen Großteil aber habe man wegschütten müssen. Er erzählt: "Das mussten meine Söhne machen. Ich kann es nicht sehen, wenn Lebensmittel weggeworfen werden." Sein Kollege Harry Winderl brieft noch einmal die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Almhütte. "Jeder hatte für sich schwierige Jahre", sagt Winderl im Rückblick. Umso mehr freue er sich nun, dass die Menschen in den nächsten Wochen auf dem Rathausplatz gemütlich zusammen stehen und abschalten könnten. Ähnlich formuliert es Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) wenig später in ihrer Ansprache vor dem Rathaus. Der Platz und auch die Gassen des Marktes sind da schon so gefüllt, dass kaum ein Durchkommen ist. Väter haben ihre Kinder auf die Schultern gehoben, Smartphones werden gezückt für Bilder und Videos.

    Vanessa Schütz macht beim Engelesspiel mit.
    Vanessa Schütz macht beim Engelesspiel mit. Foto: Silvio Wyszengrad

    Oft sei sie in den letzten Tagen gefragt worden, so die Oberbürgermeisterin, ob man in dieser Zeit einen Christkindlesmarkt feiern könne. "Ja", sagt Weber. Es sei wichtig, Licht ins Dunkle zu bringen. Die beiden 14-jährigen Cousinen aus Augsburg, Désirée und Maya, folgen der Rede nur bruchstückhaft - zu ausgelassen sind sie. "Ja, wir haben uns sehr auf den Christkindlesmarkt gefreut", meinen beide. "Der Duft, die Lichter und das Engelesspiel - das alles zeigt ein anderes

    Extra aus Berlin zum Augsburger Christkindlesmarktes

    Jedes Jahr kommt sie extra in die Fuggerstadt, um hier Weihnachten zu feiern. "Weil es hier viel schöner und traditioneller ist als in Berlin", sagt die Seniorin. Außerdem wolle sie nicht auf ein bestimmtes Früchtebrot verzichten, dass es auf dem Christkindlesmarkt gebe. "Das hat mir meine Mutter schon als sie noch lebte immer nach Eda Wehik lacht. "Teilweise lagen 15 Brote in dem Paket." Unter die Menge gemischt hat sich auch Hildegard Doser. Schon unzählige Male hat die einstige Garderobiere des Staatstheaters das Engelesspiel und den besonderen Moment verfolgt, wenn das erste Mal die Lichter auf dem Markt und am Christbaum angehen. Nach der Corona-Zwangspause wollte sich die 93-Jährige den feierlichen Moment nicht entgehen lassen: "Wer weiß, vielleicht ist es für mich ja das letzte Mal."

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