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Augsburg: Hunderte Plätze für Lastenräder: Plant die Stadt an der Realität vorbei?

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Hunderte Plätze für Lastenräder: Plant die Stadt an der Realität vorbei?

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    Die Zahl der Fahrradabstellplätze soll mit der Neuerrichtung des Quartiers Centerville Nord deutlich steigen. Werden es am Ende zu viel?
    Die Zahl der Fahrradabstellplätze soll mit der Neuerrichtung des Quartiers Centerville Nord deutlich steigen. Werden es am Ende zu viel? Foto: Silvio Wyszengrad

    Die neue Stellplatzsatzung für Neubauten in Augsburg ist vom Stadtrat nach wie vor nicht beschlossen, nachdem es kurz vor Weihnachten koalitionsintern Streit zwischen CSU und Grünen deswegen gab. Diskutiert wird über das Thema gleichwohl - zuletzt anlässlich der Planungen für das neue Quartier in Centerville-Nord. Wie berichtet möchte die Wohnbaugruppe dort die bestehenden Wohnblöcke abreißen und insgesamt 1100 Wohnungen und Studentenapartments bauen. Im Bauausschuss des Stadtrats stießen die Planungen grundsätzlich auf Wohlwollen - doch bei der Zahl der Abstellplätze für Lastenräder gab es Diskussionsbedarf seitens der Sozialfraktion.

    Centerville-Nord: Nötig wären 900 Abstellplätze für Lastenräder

    Die neue Stellplatzsatzung, die auch eine Folge aus der Einigung mit den Initiatoren des Fahrrad-Bürgerbegehrens ist, sieht eine leichte Reduzierung von Autoabstellplätzen und eine Anhebung der Fahrradstellplätze vor. Grundsätzlich ist pro Wohnung ein Autostellplatz (bisher 1,1) vorgesehen, bei Wohnungen ein Radstellplatz pro 25 Quadratmetern (bisher 30). In Centerville-Nord wären das 900 Autostellplätze für 1100 Wohneinheiten inklusive Gewerbe und Besucher (hier gilt ein reduzierter Schlüssel, weil es sich zum großen Teil um geförderte Wohnungen und Studentenapartments handelt), 2800 Radabstellplätze und - geht man nach dem Wortlaut des Satzungsentwurfs - 900 Stellplätze für Lastenräder. Flächenbedarf dafür: 3000 Quadratmeter.

    Die Stadt geht - auch weil es sich zu einem großen Teil um geförderte Wohnungen handelt, deren Bewohner sich ein Lastenrad womöglich nicht leisten können - von einem Bedarf von 180 Lastenrad-Plätzen aus. Ziel sei es auch, ein Sharing-Modell für Lastenräder zu schaffen, um auch Personen mit geringem Einkommen für diese Form der Fortbewegung zu gewinnen. Hier sind 95 Stellplätze vorgesehen.

    Stellplätze in Augsburg: "Dürfen nicht an der Realität vorbeiplanen"

    Sozialfraktions-Vorsitzender Florian Freund sagte, er verstehe die Überlegungen zu den Radstellplätzen nicht. "Wir werden nicht erleben, dass dort 900 E-Lasten-Räder für je 5000 Euro stehen werden. Da steige ich aus." Auch die von der Stadt anvisierten 180 Stellplätze seien über dem Bedarf. "Wir dürfen da nicht an der Realität vorbeiplanen." Es sei klar, dass die Zahl der Autos reduziert werden solle, so funktioniere das aber nicht. Markus Striedl (AfD) sagte, er sei der Stadt sehr dankbar für die vorgelegten Zahlen. "Das wird eine Wüste aus einem Fahrradabstellplatz. Daran erkannt man, wo wir verkehrspolitisch gerade hinsteuern." Deniz Anan (Grüne) konterte. Es gehe bei den Sonderabstellplätzen nicht nur um Lastenräder, sondern auch um andere Gefährte wie Fahrradanhänger für Kinder oder E-Roller. In der Gesamtheit gebe es sehr wohl Bedarf, so Anan, der an den Vertrag mit dem Radbegehren erinnerte. Im Übrigen könnten Lastenräder natürlich ein Baustein zur Mobilitätswende sein. Man müsse aber die dafür nötige Infrastruktur schaffen.

    Die grundsätzlichen Überlegungen der Wohnbaugruppe für Centerville-Nord fanden im Bauausschuss des Stadtrats aber große Zustimmung, auch wenn sie mit dem Abriss bestehender Gebäude verbunden sind. Die bestehenden Gebäude seien schwierig zu sanieren. Zudem entstehen dadurch deutlich mehr Wohnungen auf dem Areal, auch weil es zu einer Verdichtung und der teilweisen Bebauung der Weltwiese kommen wird.

    Man müsse das "Maß der baulichen Nutzung dem heutigen Stand anpassen", so Baureferent Gerd Merkle (CSU) mit Blick auf die Dichte des neuen Quartiers. Es gebe großen Bedarf nach neuen Wohnungen. Geförderte Wohnungen seien bezahlbar. "Wir müssen zu diesem Regulativ greifen, um mehr mietgünstige Wohnungen anbieten zu können." Fraktionsübergreifend gab es Zuspruch zu den Planungen.

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