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Augsburg: Hundespezialist Zöttl fordert mehr Schilder mit Regeln für Hundehalter

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Hundespezialist Zöttl fordert mehr Schilder mit Regeln für Hundehalter

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    Marcus Zöttl erlebt mit Hündin Nazar so einiges, wenn er in Augsburg unterwegs ist, nicht alles findet er gut.
    Marcus Zöttl erlebt mit Hündin Nazar so einiges, wenn er in Augsburg unterwegs ist, nicht alles findet er gut. Foto: Viktoria Gerg

    Marcus Zöttl kennt sich aus mit Hunden. Er hat auch die weiße Schäferhündin "Nazar" wieder in die Spur gebracht. Ihre Vorbesitzer gaben sie ab, weil sie nicht mehr mit ihr zurechtkamen. Heute merkt man so gut wie nichts mehr von ihren früheren Problemen. Sie wirkt entspannt und ausgeglichen. Ihrem Herrchen gehorcht sie aufs Wort. Zöttl hat sich große Mühe gegeben, dass Nazars Hundewelt wieder in Ordnung kommt. Sie soll keine Belastung für ihr Umfeld sein. Umso mehr macht ihm Sorgen, was generell schiefläuft - etwa, wenn Hundehalter mit ihren Vierbeinern draußen in der Natur unterwegs sind.

    "Ich gehe mit Nazar sehr gerne an der Sportanlage Süd spazieren", erzählt der 44-Jährige. Eine seiner weiteren Lieblingsstrecken ist in Hochzoll am Lech entlang. Immer wieder begegnet ihm ein frei laufender Jagdhund, dessen Besitzerin erst geraume Zeit später in Sichtweite kommt. "Wenn der Hund eigenständig herumstreunt, ist das ein Problem, er ist nicht unter Kontrolle", kritisiert Zöttl. Besonders schlimm könne sich dieses Verhalten im Naturschutzgebiet Stadtwald auswirken.

    Zöttl: Antiautoritäre Erziehung ist nichts für Hunde

    Im Sommer besteht die Gefahr, dass freilaufende Hunde ohne Kontrolle junge Wildtiere gefährden, etwa Rehkitze. Im Winter wird Wild in der Ruhezeit aufgeschreckt. Passiert das in der kalten Jahreszeit mehrfach, kann es lebensbedrohlich werden, weil Wildtiere auf der Flucht einen hohen Energieverbrauch haben. Zöttl weiß, wovon er redet. Er ist in seiner Freizeit nicht nur Hundehalter, sondern auch Jäger und engagiert sich ehrenamtlich in der Naturschutzwacht.

    Deshalb spricht er ein weiteres Problem an, das er für gravierend hält: Urin und Kot von freilaufenden Hunden schaden wegen ihrer Nährstoffe den Magerwiesen, seltene Pflanzen wie Orchideen werden von tobenden Vierbeinern abgeknickt, abgerissene Blütenstände können keine Samen mehr ausbilden. Hundehaufen auf landwirtschaftlichen Futterwiesen seien zudem eine potenzielle Gefahr für das Vieh, sagt er. Die Verunreinigung könne große Schäden verursachen, etwa durch Fehlgärung der Silage oder Übertragung des Neospora caninum Parasiten, der als die häufigste Ursache für Fehlgeburten bei Rindern gelte.

    Zöttl sieht Hundehalterinnen und Hundehalter, wie er selbst einer ist, in der Verantwortung, um Schäden im Umfeld nach Möglichkeit zu vermeiden. Das fängt für ihn damit an, die Welt mit den Augen der Vierbeiner zu betrachten und eigene Annahmen zurückzustellen. "Antiautoritäre Erziehung ist nichts für Hunde", ist er überzeugt. Unter Hunden gebe es eine strenge natürliche Rangordnung. Die Denkmuster seien andere als beim Menschen, was leicht zu Missverständnissen führen könne.

    Online-Plattform Wauxburg informiert Hundehalter

    Nazar sieht er als ein Beispiel, was alles passieren kann: Die Vorbesitzer hätten alles richtig machen wollen und sie wohl als eine Art Schutzengel für die Kinder ausgesucht. Nazar-Amulette gelten in manchen Kulturkreisen als ein Symbol gegen den "bösen Blick". Allerdings habe sich die Schäferhündin Dauerbellen und "Scheinschnappen" angewöhnt und immer weiter verstärkt, sodass sie letztlich abgegeben wurde, sagt Zöttl. Rund ein Jahr konsequente Erziehung sei nötig gewesen, um die Probleme in den Griff zu bekommen und Vertrauen aufzubauen.

    Zöttl weiß inzwischen auch recht genau, welche Probleme andere Hundehalter haben. Durch einen Zufall kam er in Kontakt mit Wauxburg, einer Interessengemeinschaft von rund 2200 Hundehaltern in der Region. "Für mich ist das eine schöne Online-Plattform, um sich auszutauschen", sagt er. Dort gebe es viele nützliche Informationen, etwa, wenn Giftköder auftauchen, wenn nach Zwischenfällen mit Hunden deren Halter gesucht werden oder wenn Hunde entlaufen sind. Nützlich findet er Tipps von Hundetrainern und Tierärzten. Und auch die Umfragen, die ein Stimmungsbild von Hundebesitzerinnen und -besitzern zu strittigen Themen ermitteln sollen, sind ihm wichtig.

    Lieber mehr Schilder als Verbote

    Was die aktuelle Diskussion über eine Leinenpflicht für Hunde auf den Heiden im Augsburger Stadtwald angeht, die eine Allianz von Naturschutz- und Tierschutzvereinen fordert, hat Zöttl eine klare Meinung: Eine solche Vorschrift werde nicht dauerhaft und effektiv zu kontrollieren sein. Seit den Corona-Beschränkungen seien viele Leute auch sehr dünnhäutig geworden, was Verbote angeht. Wesentlich besser wäre aus seiner Sicht eine deutlich sichtbare Beschilderung der Zonen mit klaren Verhaltensregeln: "Das Hauptproblem besteht im Kopf, das Bewusstsein der Menschen muss sich ändern", sagt er. Viele Menschen seien bereit, nachvollziehbaren Argumente zu folgen. Sollte es gelingen, dass sich die große Mehrheit auf den Heiden an die Regeln hält, sei sehr viel erreicht.

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