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Augsburg: Hoteliers klagen: "Der Abschied der Messen ist eine Katastrophe"

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Hoteliers klagen: "Der Abschied der Messen ist eine Katastrophe"

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    Die Reitsportmesse Americana verlässt Augsburg.
    Die Reitsportmesse Americana verlässt Augsburg. Foto: Michael Hochgemuth (Archivbild)

    Zur internationalen Reitsportmesse Americana kamen im September 2021 knapp 39.000 Besucherinnen und Besucher ins Augsburger Messezentrum, 250 Aussteller aus vielen Ländern waren vor Ort. Zur Fachmesse Grindtec, die als Weltleitmesse in der Schleiftechnik-Branche gilt, kamen im März 2022 rund 7000 Besucher und 300 Aussteller. Beide Messen kehren Augsburg nun den Rücken. Für das Messezentrum ist dies ein Verlust, für eine andere heimische Branche ist der Abschied noch einschneidender: Die Hotellerie in der Region befürchtet massive Einbußen. "Es ist eine Katastrophe", sagt Theodor Gandenheimer, Hoteldirektor des Maximilian's in der Augsburger Innenstadt. Auch andere Hoteliers klagen.

    Grindtec und Americana hätten dem Hotel Maximilian's in der Vergangenheit jeweils eine komplette Belegung der Zimmer garantiert, sagt Theodor Gandenheimer. Als im Sommer 2022 der Abschied der Grindtec, die es nach Leipzig zieht, bekannt gegeben wurde, war er nach eigenen Angaben schon bestürzt. "Ich habe mir damals gedacht: Hoffentlich folgen keine weiteren Messen." In dieser Woche wurde auch der Abschied der Americana verkündet. "Extrem bitter", sagt Gandenheimer. Messen mit Gästen aus In- und Ausland garantierten in der Regel eine hohe Auslastung. Geblieben sei von den international renommierten Veranstaltungen nur noch die Aufzugsmesse Interlift. Wirtschaftlich sei der Abschied der beiden Messen für die Hotellerie ein herber Verlust. "Wir waren stets an den Messeterminen ausgebucht", sagt Gandenheimer. Er geht nicht davon aus, dass dieses frei gewordene Kontingent nun durch andere Gäste sofort aufgefangen werde.

    Gandenheimer führt ein weiteres Argument an, warum es für die Hotellerie schwieriger werde: Zuletzt seien einige neue Hotels entstanden, weitere Eröffnungen stünden an. Der Wettbewerb werde damit härter. Gandenheimer sagt jedoch auch, dass Lamentieren nicht helfe: "Wir müssen nach vorne schauen." Der Messe Augsburg müsse es gelingen, neue Veranstaltungen an Land zu ziehen.

    Andreas Schön, Chef des Hotels Alpenhof in Oberhausen, ist ebenfalls bestürzt: "Das Aus der Grindtec und Americana sind schockierende Nachrichten." Auch sein Hotel habe in den zurückliegenden Jahren viele Aussteller und Messebesucher beherbergt: "Die Stammgäste bei der Americana waren uns ans Herz gewachsen." Schön sieht die Stadt in der Pflicht. Hotelbetreibern sei stets gesagt worden, dass sich mit dem Universitätsklinikum und den Messen ein Markt für auswärtige Hotelgäste ergebe.

    Tourismus-Chef: "Ein harter Schlag für den Tourismus in Augsburg und der Region"

    "Dass Americana und Grindtec nicht mehr in Augsburg stattfinden, ist ein harter Schlag für den Tourismus in Augsburg und Region", bestätigt auch Tourismusdirektor Götz Beck. Allerdings gebe es im Messewesen nach Corona viele Veränderungen. Die Veranstaltungen stellen sich laut Beck immer wieder neu auf: "Der Standort Augsburg ist sehr attraktiv und wir sind zuversichtlich, dass sich auch das Messewesen wieder stabilisieren wird."

    Der Tourismus, der sich aus den Segmenten Urlaub bzw. Kurzurlaub, Messe-, Kongress- und Tagungswesen, Geschäftsreiseverkehr und Tagesbesucher zusammensetzt, habe sich 2022 nach zwei äußerst schwierigen Jahren wieder stabilisiert, sagt Beck. Es sei bei den Übernachtungen das Rekordjahr 2019 deutlich übertroffen worden: "Dazu haben auch die erweiterten Hotel-Kapazitäten beigetragen." Die Region profitiere von vielen Menschen, die Urlaub in Deutschland gemacht und den Raum Augsburg entdeckt hätten.

    Beck managt auch das Kongresszentrum Kongress am Park. Hier gebe es andere Erfahrungen als bei der Messe: "Die Marktsegmente Messen und Kongresse sind unterschiedlich strukturiert. Kongresse sind wesentlich kurzfristiger und von der Akquise anders anzugehen." Der Kongress- und Tagungsmarkt entwickelt sich laut Beck zurzeit gut, da das Bedürfnis der persönlichen Begegnung groß sei: "Nur über diese persönliche Begegnung ist es möglich, Vertrauen aufzubauen sowie neue Konzepte zu entwickeln und umzusetzen."

    Abschied der Americana: Fraktion Bürgerliche Mitte fordert Transparenz

    Der Abschied der Americana hat auch ein politisches Nachspiel. Die Fraktion Bürgerliche Mitte erwartet Antworten, warum die Reitsportmesse nicht gehalten werden konnte. Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU): "Ein Nischenplatz, wie Augsburg, hat die attraktive Größe und Struktur, um die richtigen Antworten auf aktuelle Entwicklungen zu geben." Dass im Messewesen bundesweit viel in Bewegung ist, sei offenkundig. Augsburg habe den Vorteil, dass aufgrund der flexiblen modularen Nutzbarkeit schon heute bis zu vier Veranstaltungen gleichzeitig auf der Messe stattfinden könnten. Dass der Standort im Abwärtstrend sei, verneint der Wirtschaftsreferent: "Eine Zusammenlegung der Frühjahrsausstellung und der Immobilientage steigert die Angebotsvielfalt für die Besucherinnen und Besucher." Andererseits ergeben sich so freie Zeitfenster im Veranstaltungskalender der Messe, um neue Messen gewinnen zu können.

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