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Augsburg: Höhere Mehrwertsteuer: So ist die Stimmung unter Augsburger Wirten

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Höhere Mehrwertsteuer: So ist die Stimmung unter Augsburger Wirten

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    Gastronom Arbent Gashi hat trotz höherer Mehrwertsteuer die Preise in seinem Augsburger Restaurant Massimiliano noch nicht angehoben.
    Gastronom Arbent Gashi hat trotz höherer Mehrwertsteuer die Preise in seinem Augsburger Restaurant Massimiliano noch nicht angehoben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Dreieinhalb Jahre lang galt für Speisen in Restaurants und Cafés eine Mehrwertsteuer von sieben Prozent. Die Absenkung erfolgte aufgrund der Coronapandemie und der anschließend hohen Inflation. Anfang des Jahres wurde die Stimmung der Restaurantbesitzer? Die Bilanz ist unterschiedlich - manche sprechen von einem deutlichen Rückgang bei den Gästezahlen, andere sehen die Lage gelassener.

    Arbent Gashi, Besitzer des Ristorante Massimiliano in der Maximilianstraße, sieht die Mehrwertsteuererhöhung kritisch: "Wir merken die Auswirkungen schon jetzt. Dieser Monat war der schwächste Januar, den wir je hatten", sagt er. Gashi bemerkt zudem bereits einen Rückgang der Besucherzahlen. Und das, obwohl er seine Preise im Zuge der Mehrwertsteuererhöhung gar nicht angehoben habe: "Ich traue mich nicht, die Preise weiter zu erhöhen. Zum einen mussten wir das schon letzten September aufgrund der steigenden Kosten tun. Zum anderen ist es mir wichtiger, dass meine Kunden weiterhin kommen. Was bringen mir höhere Preise, wenn die Kunden ausbleiben?"

    Ganz ähnlich sieht es Elisabeth Raila vom Wirtshaus am Lech beim Grieslepark: "Wir haben die Preise nach der Mehrwertsteuererhöhung überhaupt nicht angehoben, und trotzdem bleiben im Januar die Gäste aus." So schlimm wie im Januar 2024 sei es noch nie gewesen, sagt sie. "Die Medien haben im Vorfeld die Gäste zu sehr eingeschüchtert." Wenn das Wetter wieder besser werde, erwarte sie aber auch wieder mehr Kundschaft für das laufende Jahr.

    Augsburger Gastronomen: "Wenn es so weitergeht, wird es für uns kritisch"

    Dass die Zahl der Gäste trotzdem sinkt, erklärt sich Gashimit den generell gestiegenen Lebenshaltungskosten, aber auch damit, dass viele Menschen eine falsche Vorstellung von den Preisen hätten: "Es wird viel darüber berichtet, dass es immer teurer wird, essen zu gehen. Ich bin mir sicher, das bringt viele Menschen dazu, weniger auszugehen, auch wenn die Preise in manchen Fällen gar nicht angehoben wurden." Wann er seine Preise an die höhere Mehrwertsteuer anpassen werde, weiß Arbent Gashi noch nicht, bis zum Sommer werde er damit jedoch noch warten und dann Bilanz ziehen: "Wir sind nicht am Boden, aber wenn es so weitergeht, dann wird es für uns kritisch. Wir hoffen darauf, dass die Menschen im Sommer wieder mehr Lust haben, essen zu gehen."

    Die Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie sieht Savas Kozluklu mit Sorge. Um die Gastronomen zu unterstützen, geht er weiter regelmäßig essen.
    Die Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie sieht Savas Kozluklu mit Sorge. Um die Gastronomen zu unterstützen, geht er weiter regelmäßig essen. Foto: Olivia Mannes

    Und wie ist die Stimmung bei den Gästen? Für Savas Kozluklu hat sich durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer nichts geändert: "Ich esse, wie es mir passt", sagt der 53-Jährige. Trotzdem sehe er die Entwicklung mit Sorge: "Die gestiegenen Preise sind ärgerlich, sowohl für den Verbraucher als auch für den Wirt. Die Löhne steigen nicht im gleichen Maß, während gleichzeitig alles immer teurer wird. Viele werden seltener essen gehen als davor, und das finde ich nicht gut."

    Auch Sabine Weiß, die ein paar Tische weiter sitzt, hat bereits bemerkt, dass die Preise mitunter angehoben wurden: "Ich gehe bisher trotzdem nicht seltener essen als davor, schon um die Restaurants zu unterstützen. Andererseits ist die Erhöhung ja auch noch relativ neu", erklärt die 58-Jährige aus dem Textilviertel. Dennoch hat sie nicht vor, sich einzuschränken: "Ändern kann man es sowieso nicht, und vor Corona waren die Preise ja auch so hoch. Ich sehe das eher als eine Rückkehr zum Normalzustand an", sagt Weiß.

    Andere Gäste sehen das Ganze kritischer. So zum Beispiel Jaqueline Kobinger aus der Innenstadt. Sie habe viele Freunde, die im Gastronomiebereich tätig sind, und bekomme daher viel aus der Branche mit. Ihrer Meinung nach sollte die Mehrwertsteuer wieder gesenkt werden: "Die Gastronomen tun mir leid, gerade wenn ich die vielen Leerstände sehe. Wegen der schwierigen Situation mussten schon einige Lokale schließen."

    Sabine Weiß möchte die Restaurantbesitzer in Augsburg weiter unterstützen. Sie geht regelmäßig essen.
    Sabine Weiß möchte die Restaurantbesitzer in Augsburg weiter unterstützen. Sie geht regelmäßig essen. Foto: Olivia Mannes

    Sie habe bereits starke Preisänderungen bemerkt und verstehe die Menschen, die deshalb weniger essen gehen möchten: "Ich bin selbst früher öfter in Restaurants gegangen. Ich kann mir vorstellen, dass gerade für größere Familien solche Preisänderungen einen Unterschied machen", so Kobinger.

    Der Januar ist in Augsburg immer ein ruhiger Monat in der Gastronomie

    Es gibt jedoch auch Betreiber, die positiv gestimmt sind. Laut Aron Kar, Marketingleitung unter anderem der Zeughaus Stuben und der Kälberhalle, hätten sich auch hier die Preise nicht erhöht: "Durch die gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten mussten wir unsere Preise bereits letztes Jahr steigern und sehen deshalb jetzt noch davon ab. Wir können unseren Kunden ja nicht alle drei Monate mit höheren Preisen kommen." Die Besucherzahlen hätten sich nicht verändert, so Kar: "Der Januar ist immer ein eher ruhiger Monat in der Gastronomie, aber dieser Januar war für uns durchaus in Ordnung. Wir arbeiten viel mit Werbung und Angeboten, damit das auch so bleibt", berichtet er. Ein gut geführtes Lokal an einem guten Standort werde bestehen können. 

    Zuversichtlich ist auch der Inhaber des Restaurants Die Ecke, Ronald Dachs. Die Ecke gehört zu den Betrieben, die ihre Preise bereits an die Mehrwertsteuererhöhung angepasst haben. "Unsere Besucherzahlen haben sich nicht verändert und auch sonst bemerken wir keinen Unterschied", erklärt Dachs. Der Gastronom sieht deshalb keinen Grund, sich Sorgen zu machen: "Wir werden jetzt erst einmal abwarten und die Entwicklungen beobachten." 

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