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Augsburg: Hochschulkanzlerin ist zurück - doch der Konflikt um sie geht weiter

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Hochschulkanzlerin ist zurück - doch der Konflikt um sie geht weiter

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    An der Augsburger Hochschule brodelt es hinter den Kulissen. Der Anlass dafür ist eine wichtige Personalie, die seit Monaten auf eine Entscheidung wartet.
    An der Augsburger Hochschule brodelt es hinter den Kulissen. Der Anlass dafür ist eine wichtige Personalie, die seit Monaten auf eine Entscheidung wartet. Foto: Klaus Rainer Krieger (Archivfoto)

    Am Montag wurde Tatjana Dörfler erstmals wieder auf dem Campus gesehen. Es war der erste Arbeitstag der Augsburger Hochschulkanzlerin nach mehr als fünf Monaten Abwesenheit wegen Krankheit. Doch auch wenn die oberste Verwaltungsbeamtin wieder an Bord ist, stehen die Zeichen weiter auf Sturm. Viele fragen sich, wie es im Streit um die Ablösung der Kanzlerin weitergehen sollte, der ebenfalls schon seit Monaten andauert. Das Vertrauensverhältnis aller wichtigen Entscheidungsträger an der Hochschule zu Dörfler gilt als unheilbar zerrüttet. Wie soll da eine weitere Zusammenarbeit möglich sein? Führt überhaupt ein Weg dahin, dass die Hochschule und ihre Kanzlerin wieder zusammenkommen - oder sind weitere spektakuläre Vorstöße zu erwarten, um ihre Ablösung herbeizuführen?

    Dörfler leitet seit über 13 Jahren die Verwaltung der Hochschule (früher Fachhochschule). Dort studieren rund 6700 Menschen, es gibt mehrere Hundert Mitarbeiter. In dieser Zeit hat die Kanzlerin viele gegen sich aufgebracht. Mehrere ehemalige Mitarbeiter berichteten unserer Redaktion, sie hätten unter ihrem "demotivierenden Führungsstil" derartig gelitten, dass sie kündigten. Andere Kritiker werfen ihr schwere Mängel im Personalmanagement und eine zeitliche Verschleppung wichtiger Entscheidungen vor. Dabei geht es auch um zentrale Themen wie eine vorausschauende Finanzplanung oder eine zufriedenstellende Raumplanung.

    Aus Sicht der Hochschulverantwortlichen im Präsidium, in den einzelnen Fakultäten und im Hochschulrat sind die Versäumnisse der Kanzlerin so groß, dass die weitere Entwicklung der Hochschule beeinträchtigt ist. Dörfler selbst hat die Vorwürfe bestritten. Sie verweist darauf, dass ihre Arbeit von Vorgesetzten immer mit Spitzennoten beurteilt worden sei. Die Umstände, wie es zu ihrer letzten Beförderung kam, werden gerade noch einmal aufgerollt. Sie soll damals sehr umstritten gewesen sein.

    Dekane machen im Streit um Hochschulkanzlerin einen erneuten Vorstoß

    Die Hochschule Augsburg setzt seit sechs Monaten alles daran, sich von der Kanzlerin zu trennen, um den Posten neu besetzen zu können. Das geht aber nicht ohne das bayerische Wissenschaftsministerium. Wie jetzt bekannt wurde, hat es kürzlich einen erneuten gemeinsamen Vorstoß der Hochschuldekane bei Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) gegeben. Die Professoren forderten, er solle endlich den den Weg für eine Neubesetzung freimachen.

    Hochschulkanzlerin Tatjana Dörfler leitet die Verwaltung der Hochschule, ihr Arbeitsstil ist umstritten.
    Hochschulkanzlerin Tatjana Dörfler leitet die Verwaltung der Hochschule, ihr Arbeitsstil ist umstritten. Foto: Bernd Hohlen (Archivfoto)

    Schon vorher hatte es mehrere Brandbriefe mit dieser Bitte an den Minister gegeben. Ein Schreiben im Dezember war nicht nur von den Dekanen, sondern von den Verantwortlichen aller demokratisch gewählten Führungsgremien an der Hochschule unterzeichnet worden. Eine derartige konzertierte Aktion gilt als ungewöhnlich. Trotz allem hat es das Wissenschaftsministerium abgelehnt, die Kanzlerin von ihrem Posten in Augsburg abzulösen. Die angeführten Gründe der Hochschule seien nicht ausreichend.

    Zusammenarbeit in der Augsburger Hochschule ist zerrüttet

    Wie geht es nun weiter? Dass die Kanzlerin am Montag in die Arbeit zurückkehrte, sorgt in Reihen der Mitarbeiter für große Unruhe. Aus dem "Flurfunk" ist zu hören, es gebe viele Rückfragen, große Unsicherheit und die Sorge vor einer dauerhaften Blockade-Situation. Offenbar wird auch mit Spannung erwartet, ob sie in den nächsten Sitzungen persönlich erscheinen wird. Denn aus Sicht der Hochschulverantwortlichen ist das Vertrauensverhältnis zu Dörfler irreparabel zerrüttet.

    Zwischen Hochschulpräsident Gordon Thomas Rohrmair und der Kanzlerin soll es schon länger keine persönliche Kommunikation mehr gegeben haben. Dörfler selbst teilt mit, sie freue sich, dass sie ihre Arbeit an der Hochschule wieder aufnehmen konnte. "Für mich gilt es nun, mich den dortigen Aufgaben und meiner weiteren Genesung zu widmen. Im Sinne der Hochschule habe ich mich stets aktiv für eine konstruktive Klärung der dortigen Situation eingesetzt und alles getan, was ich dazu beitragen kann. Das gilt auch weiterhin."

    Eine Augsburger Professorin ist empört über Ministerium

    In der Hochschule ist bei vielen die Empörung über das Wissenschaftsministerium groß. Eine der Betroffenen, Helia Hollmann, macht ihrem Unmut öffentlich Luft: "Als Professorin der Hochschule Augsburg bin ich es leid, dass unsere tägliche Arbeit mit unseren Studierenden monatelang durch ein Thema belastet wird, das eigentlich keines ist", schreibt sie. Das Präsidium, der Senat, die Dekane aller Fakultäten und der Hochschulrat hätten das Wissenschaftsministerium - mehrfach und ausführlich begründet - darum gebeten, die Verwaltungsspitze neu zu besetzen. Dennoch habe sich das Ministerium gegen die Entscheidung der demokratisch gewählten Führungsgremien und stattdessen für eine Person entschieden, die deren Vertrauen verloren hat. "Diese Prioritätensetzung wirft nicht nur Fragen auf, sondern enttäuscht mich persönlich sehr", so Hollmann. "Man stelle sich ein Unternehmen vor, in dem ein Mitglied des Vorstandes das Vertrauen aller anderen Vorstandsmitglieder und das des gesamten Managements verloren hat. Wäre das Unternehmen gut beraten, diese Person dennoch zu halten? Wohl kaum."

    Im Ministerium äußert man sich nicht öffentlich zu der Personalie. Auch deshalb ist unklar, wie es in dem Streitfall weitergehen soll. Denkbar wäre aus Sicht von Fachleuten, einen Mediator einzuschalten, um die Zusammenarbeit wieder in Gang zu bringen. Die Hochschule selbst will diesen Weg aber offenbar nicht gehen. Grundsätzlich möglich wären auch spektakuläre Rücktritte von Hochschulverantwortlichen, um ein Zeichen des Protests nach München zu senden. Dies stehe jedoch nicht zur Diskussion, heißt es in gut informierten Kreisen. Vielmehr werde man weiter für eine Neubesetzung an der Verwaltungsspitze kämpfen.

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