Braunes Laub, kahle Äste: Trockenheit und Hitze haben viele Stadtbäume in Augsburg in den vergangenen Monaten schwer mitgenommen. Im städtischen Amt für Grünordnung spricht man von dem trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. "Vor diesem Hintergrund befindet sich die städtische Baumpflege in einem der größten Veränderungsprozesse, die es in der städtischen Grünflächenpflege jemals gab", sagt Amtsleiterin Anette Vedder. "Wir müssen davon ausgehen, dass dies in den nächsten Jahren so weitergeht." Bereits in diesem Sommer war der Aufwand fürs Gießen enorm.
Vedder sagt, im Amt seien in den Sommermonaten alle Gießfahrzeuge ständig im Einsatz gewesen, um alle Jungbäume nach Gieß-Plan systematisch zu wässern. Nach Angaben des Umweltreferats wurde auch mit zusätzlichen Wasserfässern und außerhalb der üblichen Arbeitszeiten gegossen. Bereits vor zwei Jahren hatte die Augsburger Baumallianz öffentlich Alarm geschlagen, dass viele der über 80.000 Augsburger Stadtbäume wegen des Klimawandels unter Trockenstress leiden, der Verein hatte ein Gießkonzept mit breit angelegter Bürgerbeteiligung nach Berliner Vorbild angeregt. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) hatte damals Angebote zum Mitmachen angekündigt, etwa mit Ehrenamtlichen im Ulrichsviertel. Aus den dortigen Erfahrungen sollte dann ein Gesamtkonzept für die Stadt entwickelt werden.
Noch mehr Bewässerungsfahrzeuge in Augsburg nötig
Bislang gießen städtische Mitarbeiter Jungbäume, die an schwierigen Standorten stehen, etwa an Straßenrändern. "Wir wässern Jungbäume regelmäßig in den ersten Jahren, bis sie ausreichend Wurzeln gebildet haben, um sich selbst zu versorgen und pflanzen zunehmend Bäume, die auch Dürreperioden gut vertragen können", sagt Vedder. Nach ihrer Einschätzung werden in den kommenden Jahren noch mehr Bewässerungsfahrzeuge – auch für ältere Jungbäume – nötig sein, um den wachsenden Bedarf bei zunehmender Trockenheit des Klimas im Sommer auffangen zu können.
Bislang gehen Fachleute im Grünamt davon aus, dass sich ältere Stadtbäume selbst genügend Wasser aus dem Erdreich holen können. Einige Bürger fragen sich inzwischen, ob nicht doch mehr gemacht werden muss. Norbert Schaepe aus Augsburg ist öfter zu Fuß in der Innenstadt unterwegs. Entsetzt war er zuletzt über den Zustand der alten Platanen hinter der Stadtmetzg. Sie seien "völlig vertrocknet". Vedder sagt, die Platanen hätten ihr Laub frühzeitig abgeworfen, um sich vor Verdunstung zu schützen. Eine Prüfung vor Ort habe ergeben, dass die meisten Knospen noch intakt seien und im nächsten Frühjahr wohl wieder austreiben. "Wir wollen auf jeden Fall die weitere Entwicklung abwarten und die Bäume noch beobachten und nicht gleich fällen." Es sei möglich, dass sich die Platanen bei ausreichenden Regenfällen wieder erholen.
Notwendige Fällungen werden ermittelt
Aus Sicht der Amtsleiterin ist es nicht möglich, auch Altbäume im Stadtgebiet regelmäßig zu gießen. Für einen Altbaum würden mehrere 100 Liter pro Bewässerungsgang benötigt. Auch sei es häufig nicht sinnvoll, alte Bäume zu gießen, da sich das Wurzelwerk unter den gepflasterten und asphaltierten Flächen verzweigt hat. "Die dichten Feinwurzeln, die das Wasser aufnehmen könnten, werden durch das Gießen nicht oder kaum erreicht", so die Amtsleiterin. Dazu komme, dass die Wasserknappheit auch das Trink- und Grundwasser betreffe und deshalb insgesamt ressourcenschonend gehandelt werden müsse – auch beim Gießen.
Auffällig ist jedoch, dass aktuell zahlreiche Bäume in der Innenstadt extrem schlecht aussehen. Bereits im August hatten sie teils braune, vertrocknete Blätter oder waren ganz oder teilweise kahl. Müssen sich Bürger auf umfangreiche Fällungen im kommenden Jahr einstellen? Laut Vedder liegen derzeit noch keine Zahlen vor, wie viele Bäume im Winter 2022/23 im öffentlichen Bereich aus Verkehrssicherheitsgründen gefällt werden müssen und wie viele Nachpflanzungen erfolgen können. Derzeit würden die Ausschreibungen erst sukzessive vorbereitet.
Die Ursachen, die zur Fällung von Bäumen führen, seien sehr unterschiedlich, so Vedder. "Häufig führen inzwischen mehrere Ursachen in Kombination zum massiven Vitalitätsverlust eines Baumes, etwa Dürreperioden, Hitze, Krankheiten, Pilze, Schädlingsbefall oder Abgrabungen." Insbesondere das Eschentriebsterben führe in Augsburg seit Jahren zu Fällungen. Da die Esche eine typische Art auf gut durchfeuchteten Böden sei, spielen laut Vedder die mangelnden Niederschläge und die Dürre eine große Rolle, dass diese Bäume zügig absterben.