Wenn die durchschnittlich 60 Gäste gehen, tun sie das meist mit einem hereingerufenen Dankeschön an Dieter Mitulla und sein 14-köpfiges Kochteam von "Nicht nur ein Ma(h)l". Ein Dankeschön für das allmonatlich stattfindende mehrgängige Essen im Pfarrsaal der evangelischen Gemeinde St. Thomas in Kriegshaber, das sich viele für sich so alleine nicht kochen würden, aber auch ein Dankeschön dafür, Gemeinschaft erlebt zu haben. Das vor 18 Jahren ins Leben gerufene Projekt war in Augsburg ein Vorreiter für einen Mittagstisch, der sich an alle Bevölkerungsschichten richtet. Wenn es nach der Stadt geht, soll das Projekt der Mittagstische im Augsburger Stadtgebiet in den kommenden Jahren möglichst flächendeckend umgesetzt werden, um Vereinsamung in der Großstadt aufzubrechen und Menschen ohne viel Geld ein warmes Essen zu ermöglichen.
Mittagstische: Aus der Augsburger Politik kommt Unterstützung
Aktuell gibt es zehn Mittagstisch-Angebote in Augsburg, die von Pfarreien und Sozialverbänden getragen werden oder im Mehrgenerationen-Treffpunkt stattfinden. Die Häufigkeit reicht von täglichen Angeboten bis hin zu sporadischen Mittagstischen. Hinzu kommen Angebote wie das der Wärmestube des Sozialverbands SKM. Zuletzt gab es Anträge von CSU/Grünen sowie der Sozialfraktion, die sich von der Stadt wünschten, die Angebote auszuweiten. Im Sozialausschuss des Stadtrats wird Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU) am Montag ein Konzept vorlegen. Demnach soll die Stadt an zunächst drei Standorten "Regionale Mittagstische" (einmal wöchentlich) initiieren, 2024 soll womöglich eine weitere Anlaufstelle dazukommen. Besonderen Handlungsbedarf sieht die Stadt in Oberhausen, wo der Mittagstisch in der Pfarrei St. Johannes und im Haus Lea, einer Anlaufstelle für Frauen in sozialen Notlagen, verstetigt werden soll. Auch im Mehrgenerationen-Treffpunkt Herrenbach-Wolframviertel würde die Stadt ein wöchentliches Angebot wünschen. Perspektivisch könnte sich die Stadt auch eine Förderung in St. Anna in der Innenstadt und in St. Thomas vorstellen. Allerdings seien dafür noch Gespräche mit den Trägern nötig.
Die Zahl der Ehrenamtlichen wird nicht reichen
Denn die Träger können die Angebote nicht beliebig ausweiten. Sie stützen sich stark auf ehrenamtliches Personal, das inzwischen nicht mehr so einfach zu gewinnen ist. Corona, berichtet Mitulla aus St. Thomas, habe dafür gesorgt, dass manche Helfer nicht mehr zurückgekehrt seien. Darum könne man im Moment nur ein monatliches Angebot machen. Diese Problematik betrifft so gut wie alle Anbieter. Die Stadt will die auszubauenden Projekte mit 46.000 Euro pro Jahr unterstützen. Damit soll den Trägern das Essen, Reinigung und unterstützendes Personal finanziert werden.
Nötig, so die Stadt, seien Mittagstischangebote vor allem in Stadtteilen, wo es viele allein lebende Senioren gibt und ein hoher Anteil an Hartz-IV-Empfängern und Empfängerinnen sowie Arbeitslosen lebt. Nach einer Analyse der Stadt wohnen relativ viele arme Senioren und Seniorinnen in Oberhausen, Hochfeld/Univiertel und im Herrenbach. Ebenso sei Einsamkeit ein Thema, das alle Schichten betreffen könne, wobei gerade ältere Frauen aufgrund des Verlusts ihres Ehepartners häufiger alleine in einem Haushalt leben. Sie hätten oft auch weniger Geld aufgrund geringerer Rente zur Verfügung.