Heute wird die Bürgermeister-Aurnhammer-Straße in Göggingen von Autos, Parkplätzen und Asphalt dominiert. Wie soll sie künftig gestaltet werden? Als Boulevard mit viel Platz zum Schlendern und Bäumen statt Parkplätzen? Als „Dorfstraße“, mit aufgewerteten historischen Gebäuden und einem Platz als attraktivem Zentrum? Oder als „Fadenstraße“ – modern und poppig, mit farbigen Elementen, die an die Geschichte der ehemaligen Zwirnerei und Nähfaden-Fabrik erinnert? Das Planungsbüro Adler & Olesch hat am Montagabend seine ersten Ideen für ein Gestaltungskonzept der wichtigen Gögginger Einkaufsstraße vorgestellt und mit Bürgern diskutiert. Das Interesse der Gögginger war groß.
Baureferent Gerd Merkle scherzte zu Beginn. „Die Aufgabe war einfach: Verkehr raus aus der Straße, mehr Grün, ein attraktives Umfeld mit genügend Parkplätzen und eine drastische Reduzierung der Geschwindigkeit.“ Das Büro, das sich das letzte Dreivierteljahr intensiv mit dieser Aufgabe beschäftigt hat, ist in Augsburg nicht unbekannt – es hat auch den Umbau des Augsburger Königsplatzes geplant. Merkle betonte, dass die Präsentation die ersten Gedanken in einem langen Prozess seien, den man gemeinsam mit den Bürgern bestreiten wolle.
Um die Zuhörer schon einmal auf die neue Bgm.-Aurnhammer-Straße einzustimmen, warfen die Planer ein Bild an die Leinwand, auf dem ihre Vision des Platzes vor dem ehemaligen Förg-Haus zu sehen war. In weichen Aquarellstrichen war da ein breiter gepflasterter Gehweg zu sehen, viele Bäume, parkende Autos, die sich in den Bereich einfügen. Menschen sitzen im Café, im Vordergrund passiert ein Radler die Szenerie, im Hintergrund sieht man eine Straßenbahn.
Funktional, aber lebenswert
Die letzten Monate habe man mit einer detaillierten Bestandsanalyse verbracht, erklärte Planer Michael Olesch. Man wolle die Straße funktional, aber lebenswert umgestalten. Worauf es ankommt, erklärte sein Mitarbeiter Ben Warnecke. Die Bürgermeister-Aurnhammer-Straße sei derzeit durch den sehr breiten Straßenraum geprägt, der sehr ungeordnet erscheine. Im Westen gibt es vor allem neuere Gebäude, im Osten dominiert der Altbestand. Grün fehle fast völlig, ebenso Bereiche für Radfahrer. Die Straßenbahnschienen sind eine feste Größe, an der sich alle Pläne orientieren müssen.
Man habe mit dem Boulevard, der Dorf- und der Fadenstraße drei Ideen ins Rennen geschickt – nach Ansicht der Planer dürfte der Boulevard die meiste Zustimmung finden, weshalb dieser Entwurf näher vorgestellt wurde. Nur am Rande behandelt wurden die zuführenden Bereiche Klausenberg im Norden und die Bahnstraße im Süden – allerdings müssten diese für weitere Pläne mit einbezogen werden.
So könnte das neue Stadtteilzentrum aussehen
Die Bgm.-Aurnhammer-Straße als Flanierbereich würde durch breite Gehwege und Bereiche vor den Geschäften charakterisiert, die Straße auf ein Minimum reduziert. Entlang der Straße würden schattenspendende Bäume mit Sitzgelegenheiten verteilt. Der Bereich vor der Alten Post würde als Stadtteilzentrum zu einem richtigen Platz mit einem Biergarten gestaltet. Auch Flächen für Marktstände wären vorstellbar. Straße und Gehweg sollen sich auf einer Höhe befinden – das würde durch eine Tempo-30-Zone möglich. „Es geht darum, die Attraktivität für Fußgänger zu erhöhen“, so Warnecke. Das Gehwegpflaster könnte an Querungsstellen über die Straße gezogen werden, um so auch optisch eine Geschwindigkeitsreduzierung zu bewirken. Raunen und ungläubiges Lachen ging durch den Saal, als es um die künftigen Parkplätze ging.
In dem vorliegenden Konzept sind nur noch 18 Parkbuchten vorgesehen; derzeit gibt es noch 34 Stellplätze. Merkle sagte dazu, Bäume bedeuteten weniger Parkplätze. Er verwies allerdings noch einmal auf den frühen Planungsstand – es gebe verschiedene Ideen, um den entfallenden Parkraum aufzufangen. Vorstellbar sei in weiterer Zukunft sogar eine Quartiersgarage – vorausgesetzt, es treten entsprechende Änderungen auf dem Immobilienmarkt ein. Man rechne aber auch damit, dass in naher Zukunft die Zahl der Fahrzeuge zurückginge und die Menschen stärker auf öffentlichen Nahverkehr setzten.
Fahrradfahrer teilen sich die Fahrbahn mit der Straßenbahn
Die Idee einer Tempo-30-Zone fand beim Großteil der Zuhörer Anklang. Messungen hatten ergeben, dass die Straßenbahn schon heute mit unter 30 Stundenkilometern in dem Bereich unterwegs ist, sodass auch hier keine Nachteile zu befürchten sind. Was auch immer konkret umgesetzt würde, es gehe nur in einem engen Miteinander von privaten Eigentümern und Stadt, betonte Merkle. Eine Gesamtkonzeption ließe sich nur verwirklichen, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen. „Ich bin überzeugt, ein Miteinander kann gelingen“, so Merkle. Einen Schwachpunkt des Konzeptes zeigte Stadträtin Claudia Eberle (Pro Augsburg) auf. In einer Zone 30 können keine Radwege abgetrennt werden – die Fahrradfahrer teilen sich die Fahrbahn mit der Straßenbahn. Man müsse darauf achten, keine Situation wie in Pfersee zu schaffen, wo die Radfahrer aus Angst auf den Gehweg ausweichen. Merkle sagte, man habe das Problem im Blick, an den behindertengerechten Haltestellen mit hohem Randstein würden die Radler hintenrum vorbeigeleitet.
Der Vorsitzende der Unternehmergemeinschaft „Wir in Göggingen“ (WIG), Dieter Kleber, lobte den Entwurf. Aus Sicht der Geschäftsleute gehe es um Kundenfrequenz. Es sei wichtig, dass die Hauptstraße den Nutzern gefalle. „Wenn sie hier flanieren, identifizieren sie sich mit der Bgm.-Aurnhammer-Straße und kommen hier auch zum Einkaufen“, so Kleber.
2017 hatte der Stadtrat ein städtebauliches Konzept für Göggingen beschlossen. Das Projekt bezahlt die Stadt aus eigener Tasche, weil die Regierung bislang keine Städtebauförderung genehmigt. Dennoch sei die Planung lebendiger Stadtteilzentren ein wichtiges Thema, betonte Bürgermeisterin Eva Weber.
Am Montag, 7. Oktober, findet um 17 Uhr ein Stadtspaziergang mit den Planern statt. Treffpunkt ist die Straßenbahnhaltestelle „Rathaus“ in der Butzstraße.
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