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Augsburg: Hauskauf für alternatives Wohnprojekt "Pa*radieschen" ist gescheitert

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Hauskauf für alternatives Wohnprojekt "Pa*radieschen" ist gescheitert

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    Der Hauskauf an der Kanalstraße für das Projekt "Pa*radieschen" (hier ein Archivbild) ist gescheitert.
    Der Hauskauf an der Kanalstraße für das Projekt "Pa*radieschen" (hier ein Archivbild) ist gescheitert. Foto: Peter Fastl

    Der geplante Kauf des ehemaligen Pfarrhauses in der Augsburger Kanalstraße durch die Initiative "Pa*radieschen" für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt für 15 bis 20 Personen wird nicht zustande kommen. Das gab die Initiative jetzt bekannt. Der Eigentümer habe im letzten Moment entschieden, an den Höchstbietenden statt an das Wohnprojekt zu verkaufen, heißt es seitens der Initiative. Nun suche man nach einer anderen Immobilie. 

    Fünf Jahre hatte es gedauert, bis die Initiative mit dem Haus an der Kahnfahrt das vermeintlich passende Gebäude für ihr Projekt gefunden hatte. Der Verein Pa*radieschen setzt sich dafür ein, dass Wohnraum in Augsburg für alle verfügbar und bezahlbar wird. Wie berichtet, war ein Preis von etwa zwei Millionen Euro für das Gebäude im Gespräch. Die Initiative wollte den Kauf durch niedrig verzinste Kredite von Privatpersonen und einen Bankkredit finanzieren. Seit November wurde öffentlich dafür geworben. Zuletzt vermeldete der Verein, dass man Zusagen über 1,2 Millionen Euro für Privatkredite gesammelt habe und – abgesehen vom konkret in Aussicht gestellten Bankkredit – nur noch eine Restfinanzierung benötige, um den Innenausbau zu stemmen. Der ursprünglich angepeilte Verkaufstermin zum Jahreswechsel verstrich allerdings. 

    Zuletzt, so Maximilian Schorer von der Initiative, habe der Eigentümer das Gebäude dann zu einem höheren Preis inseriert, der die Möglichkeiten des Vereins überstiegen hätte. Der Quadratmeterpreis für die Bewohner wäre unter diesen Umständen über der in Augsburg üblichen Vergleichsmiete gelegen. "Die monatelange, intensive Arbeit für ein sozial verträgliches Wohnprojekt und ein öffentliches Angebot in der Jakobervorstadt Nord wird durch das rein profitorientierte Handeln eines Einzelnen zerstört", klagt Magdalena Lutzeyer, die dem Unterstützerkreis des Projekts angehört.

    Hausprojekt in Augsburg: Pa*radieschen will die Privatkredite demnächst zurückzahlen

    Maximilian Schorer, der Sprecher der Initiative, kündigte am Freitag an, dass die 1,2 Millionen Euro an privat eingeworbenen Krediten in den kommenden Wochen an die Kreditgeber zurücküberwiesen werden. Die Suche nach einem neuen Haus werde wohl schwierig. "Natürlich kann es schnell gehen, aber realistischerweise wird man wieder von Jahren ausgehen müssen", so Schorer. Die Initiative wolle aber weitermachen. "Wir haben uns in den vergangenen Jahren auch zwischenmenschlich gefunden und wollen das Projekt in dieser Konstellation gerne weiterführen."

    Das Konstrukt sieht grob vor, dass das Haus in das Eigentum des Vereins beziehungsweise einer gegründeten GmbH übergeht und die Kredite aus den Mieteinnahmen zurückgezahlt werden. Die Eigentümer vermieten also gewissermaßen an sich selbst und wollen, weil keine übermäßigen Renditen erwirtschaftet werden sollen, niedrige Mieten ermöglichen. Eingebunden ist die "Dachorganisation" Mietshäuser-Syndikat, in der bundesweit um die 180 Hausprojekte zusammengefasst sind. Bei Entscheidungen sind beide stimmberechtigt: Der Mietverein darf eigenständig darüber bestimmen, was mit dem Haus passiert. Doch das Mietshäuser-Syndikat hat ein Vetorecht. Ein ähnliches Projekt wurde in Augsburg bereits vor fünf Jahren in einem Haus am Katzenstadel am Rand des Domviertels realisiert. Auch hier kaufte ein Verein mithilfe privater Förderer und Kreditgeber ein Haus, um dort Mietwohnraum einzurichten. 

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