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Augsburg: Hausärztemangel: Wie die Uni Augsburg für Nachwuchs sorgt

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Hausärztemangel: Wie die Uni Augsburg für Nachwuchs sorgt

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    Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes. Doch niedergelassene Allgemeinmediziner stehen unter Druck.
    Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes. Doch niedergelassene Allgemeinmediziner stehen unter Druck. Foto: S. Jansen, dpa (Symbol)

    Wer als Patient einen neuen Hausarzt sucht, tut sich mitunter schwer. Die Zahl der Praxisgründungen geht zurück, gleichzeitig steigt in der alternden Bevölkerung der Bedarf nach medizinischer Grundversorgung. Experten sprechen von einem Hausärztemangel, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen dürfte. Die Uni Augsburg will nun Medizinstudierende unterstützen und ermutigen, den Schritt zu einer eigenen Hausarztpraxis zu wagen. Denn beim Nachwuchs gibt es große Ängste und Vorbehalte.

    Die medizinische Versorgungslage der Bevölkerung entwickelt sich brisant. Nach einer Studie der Robert Bosch Stiftung werden 2035 in Deutschland rund 11.000 Hausarztstellen unbesetzt sein, fast 40 Prozent der Landkreise werden unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sein. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KVB) kommt zu alarmierenden Ergebnissen: Vor allem niedergelassene Ärzte im hausärztlichen Bereich hätten Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Auf dem Land, aber auch in Städten wie Augsburg herrscht vielfach ein Aufnahmestopp für Patienten. Bei der Gründungsfeier des neuen Instituts Allgemeinmedizin der Uni Augsburg kamen die großen Herausforderungen zur Sprache. 

    Ist das hausärztliche Versorgungsmodell gefährdet?

    Laut Christian Pfeiffer von der KVB Bayern gibt es in Deutschland etwa 3600 Medizinstudienplätze zu wenig, um den Bedarf an Allgemeinmedizinern zu decken. Gerald Quitterer von der Bayerischen Landesärztekammer sieht das "bewährte hausärztliche Versorgungsmodell gefährdet": Mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren ständen viele niedergelassene Allgemeinmediziner in absehbarer Zeit vor dem Ruhestand. Gleichzeitig gehe die Zahl der Praxisgründungen zurück. "Wir müssen mehr Studierende für die Allgemeinmedizin begeistern", appellierte auch Wolfgang Ritter vom Bayerischen Hausärzteverband. 

    In Augsburg gibt es jetzt ein neues Institut für Allgemeinmedizin an der Uni. Es gehört zur Medizinischen Fakultät und zum Universitätsklinikum. Das Institut soll Ausbildung und Forschung in diesem Bereich stärken. "Die Allgemeinmedizin bildet das Fundament unseres Gesundheitssystems", betont Medizindekanin Martina Kadmon. Mit dem neuen Institut wolle man sicherstellen, dass es künftig noch besser ausgebildete Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner gibt, die die medizinische Versorgung in der Region gewährleisten. Das Fach Allgemeinmedizin spielt deshalb eine wichtige Rolle im bayernweit einmaligen Augsburger Modellstudiengang für Humanmedizin.

    Mythen über den Hausarzt-Beruf

    Was ist konkret geplant? Institutsleiter Professor Marco Roos sagt, bei Studierenden gelte es einerseits, weitverbreitete Mythen über die Arbeitsbelastung von Hausärzten zu entkräften. Viele hätten Bedenken, es ist ein 24-Stunden-Beruf, sieben Tage die Woche. Aber auch die Frage, wie man ganz konkret eine eigene Praxis gründet, sei Thema im Medizinstudium. 

    In Augsburg werden ab diesem Sommersemester Praxisgründungsseminare für Studierende im achten Semester angeboten. Dort lernen sie in Planspielen, wie man das richtig anpackt und wie ein Businessplan aussehen muss, um wirtschaftlich bestehen zu können. Das Interesse sei groß, freut sich Roos. 16 Interessenten hätten sich angemeldet, das seien rund 20 Prozent der Medizinstudentinnen und -studenten dieses Semesters. Als er früher ein ähnliches Angebot in Erlangen machte, hatten sich nur fünf Prozent angemeldet. Für praktische Erfahrungen vor Ort ist im Studium ebenfalls gesorgt. Das Institut hat ein Netzwerk mit über 60 Hausarztpraxen in Stadt und Region aufgebaut, die sich an der Ausbildung von Studierenden beteiligen. Ein zweiwöchiges Pflichtpraktikum in einer Praxis ist Teil der Ausbildung. 

    Institut ist ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt

    Das Institut für Allgemeinmedizin soll eng mit den niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern in der Region zusammenarbeiten, um die Versorgung der Patienten vor Ort zu verbessern, so der Professor. Dabei sollen auch innovative Versorgungsformen und Technologien eingesetzt werden, um die medizinische Versorgung zukunftsfähig zu gestalten.

    Für den Ärztlichen Direktor und Vorstandsvorsitzenden der Universitätsklinik, Professor Klaus Markstaller, ist die Eröffnung des Instituts ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt für das Universitätsklinikum Augsburg. "Universitäre Spitzenmedizin und Professionalisierung ist auch in diesem Gebiet der Medizin wesentlich." Forschung, Lehre und klinische Versorgung in der Allgemeinmedizin hätten einen festen Platz am Uniklinikum.

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