„Autofreie Maximilianstraße“ heißt ein Projekt der neuen schwarz-grünen Regierung. Es ist im Koalitionsvertrag aufgelistet. Das Vorhaben, von dem noch keiner weiß, wie es im Detail umgesetzt werden soll, stößt auf Kritik. Einzelhändler etwa fürchten, dass ihnen durch eine Verkehrssperrung Kundschaft ausbleibt. Andreas Gärtner, 49 Jahre alt, ist seit Juni 2019 Geschäftsführer des schwäbischen Handelsverbands Bayern. Er sieht die Idee mit Skepsis.
Herr Gärtner, was sagen Sie vonseiten des Handelsverbands dazu?
Andreas Gärtner: Ich sehe bei dem Projekt noch einen hohen Klärungsbedarf. Mit dem Vorhaben sind viele Themen verbunden, die im Raum stehen. Nur ein Beispiel: Wie soll die Einhaltung der autofreien Maximilianstraße kontrolliert werden? Wird es Poller geben?
Wie wichtig ist die Erreichbarkeit der Maxstraße mit dem Auto für den Einzelhandel?
Gärtner: Die Maximilianstraße ist keine Straße mit einem typischen Durchgangsverkehr. Sie wird zielbewusst angefahren, um Geschäfte in der südlichen Innenstadt zu erreichen.
Das hört sich so an, als ob Sie von dem Projekt nicht viel halten...
Gärtner: Vonseiten des Einzelhandels sperrt man sich nicht grundsätzlich dagegen. Allerdings nur, wenn es eine andere Lösung gibt. Denn die Erreichbarkeit der südlichen Innenstadt muss gewährleistet bleiben. Allerdings fehlt in meinen Augen diese Alternative tatsächlich.
Fast könnte man wieder über den Sinn einer neuen Tiefgarage diskutieren, wie vor vielen Jahren schon und zuletzt 2018, oder?
Gärtner: Was die Erreichbarkeit der Innenstadt angeht, wäre die Walter-Garage schon eine gute Idee gewesen. Mit einer Sperre der Maxstraße jedenfalls ist mit einer Beeinträchtigung für die dortigen Geschäfte zu rechnen. Nachdem die Konrad-Adenauer-Allee zur Fahrradstraße wird, haben wir hier künftig auch nur eine eingeschränkte Erreichbarkeit. Wir brauchen aber auch die Kunden aus den kaufkräftigen Gemeinden im Süden, die nach Augsburg kommen.
Die CSU denkt darüber nach, nur den Abschnitt zwischen Herkulesbrunnen und Moritzplatz für Verkehr zu sperren. Könnte das ein Kompromiss sein?
Gärtner: Hier muss man sich die Frage stellen, ob dieses kurze Stück tatsächlich etwas bringt oder ob gesperrt wird nur um einer Sperrung willen. Natürlich kenne ich das Argument, dass man hier die Autokorsos abends verhindern will. Aber mit der Kontrolle und der Durchsetzung der bestehenden Gesetze könnte man Ähnliches erreichen.
Fehlt Ihnen bei dem Vorhaben die Sinnhaftigkeit?
Gärtner: Ich kann bei einer ganztägigen Sperrung der Maximilianstraße, unabhängig davon was rechtlich umsetzbar ist, keinen Vorteil feststellen. Und solche Maßnahmen sollen doch der Allgemeinheit dienen. Übrigens sehe ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen weiteren wichtigen Aspekt.
Welchen?
Gärtner: Jetzt, wo wegen Corona die Gastronomien noch nicht ganz geöffnet haben und der Handel noch wenig Umsatz macht, sehe ich jede Maßnahme mit einer negativen Außenwirkung kritisch.
Warum sprechen Sie von einer negativen Außenwirkung?
Gärtner: Das Projekt „Autofreie Maximilianstraße“ bedeutet, dass dort jemand ausgesperrt wird – nämlich Verkehrsteilnehmer. Das ist kein positives Signal.
Ist es Ihrer Meinung nach der falsche Zeitpunkt, um darüber zu diskutieren?
Gärtner: Wenn es gesundheitlich wieder machbar ist, müssen wir schauen, dass wir die Besucher aus dem Umland wieder in der Innenstadt begrüßen können. Schauen Sie, die ersten Gastronomen und Händler haben Mitarbeiter entlassen müssen, sind auf Kurzarbeit oder haben Kredite aufgenommen. Da ist es kein gutes Signal, über eine autofreie Maxstraße zu sprechen. Allein die Diskussion verbietet sich schon fast in diesen Zeiten.
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