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Augsburg: "Habe es nie bereut": Sie will Senioren die Angst vor dem Heim nehmen

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"Habe es nie bereut": Sie will Senioren die Angst vor dem Heim nehmen

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    Bernadette Pfiffner fühlt sich im Seniorenheim St. Raphael sehr wohl. Früher hatte sie Angst davor, in ein Heim zu gehen.
    Bernadette Pfiffner fühlt sich im Seniorenheim St. Raphael sehr wohl. Früher hatte sie Angst davor, in ein Heim zu gehen. Foto: Michael Hochgemuth

    Bernadette Pfiffner ist eine energische Frau. Allein mit ihrem Rollator ist die 74-Jährige kaum zu bremsen. Schnellen Schrittes läuft sie mit dem Hilfsmittel durch die Gänge des Pflegeheims. Nicht umsonst nennen die Menschen in St. Raphael sie gerne „Speedy Gonzales“. Darauf ist die Seniorin stolz. Aber eigentlich will Bernadette Pfiffner etwas ganz anderes erzählen. Sie hat nämlich ein Anliegen. Bernadette Pfiffner will den Menschen die Angst vor dem Altersheim nehmen.

    Augsburgerin will anderen die Angst vor dem Seniorenheim nehmen

    Der Schritt, die eigene Wohnung und damit auch ein großes Stück Selbstständigkeit aufzugeben, fällt freilich den meisten schwer. Auch Bernadette Pfiffner war darüber zunächst unglücklich. „Als der ambulante Pflegedienst mir riet, ich soll in ein Heim, dachte ich mir, was reden die denn da. Das werde ich auf keinen Fall tun“, erinnert sich die alleinstehende Seniorin. Dabei hatte Pfiffner nach einem Schlaganfall in den vergangenen Jahren immer wieder gesundheitlich zu kämpfen. Sie konnte kaum noch ihre Mietwohnung verlassen. Dann passierte ein Vorfall, der ihre Meinung änderte.

    Bernadette Pfiffner wurde nachts wach und wollte eine Zigarette rauchen, wie sie erzählt. Sie stürzte im Wohnzimmer und konnte sich nicht mehr hochrappeln. „Ich lag die ganze Nacht hilflos auf dem Boden. Da wurde mir klar, ich kann wirklich nicht mehr alleine wohnen“, erzählt die Seniorin. Bernadette Pfiffner fand einen freien Platz im Caritas-Seniorenzentrum St. Raphael in der Innenstadt. Sie verkaufte ihre Möbel, nahm nur ein paar Bilder mit. Sie erinnern sie an ihr altes Leben, in dem sie viel durch die Weltgeschichte gereist ist. Bernadette Pfiffner, die viel aus ihrem Leben erzählt, sagt, sie sei anfangs im Heim recht schüchtern gewesen.

    Das Eis brach dann beim Maibaumfest, das in dem Seniorenheim ausgerichtet wurde. „Vor lauter Aufregung habe ich ein Glas zerschlagen. Aber irgendwann tanzte ich auch. Was Tanzen angeht, bin ich ein Nimmersatt.“ Die 74-Jährige lacht.

    Beste Freundin besucht sie oft im Caritas-Seniorenzentrum St. Raphael

    Seit fünf Jahren nun lebt sie in dem Pflegeheim in einem Zimmer mit Balkon. Pfiffner beteuert: „Ich habe diesen Schritt nie bereut. Ich bin froh darüber.“ Die ältere Dame schätzt die Abwechslungen im Alltag, die sie dort hat. „Ich empfinde es als angenehm, dass ich hier immer Unterhaltung habe. Es gibt täglich Gymnastik, und auch für den Geist wird viel getan. Wir basteln, spielen Bingo oder ein Quiz.“ Bernadette Pfiffner, die keine Kinder hat, schätzt die Ansprache. Mit einer netten Bewohnerin habe sie sich angefreundet, ihre beste Freundin kommt nach wie vor regelmäßig zu Besuch. „Jetzt, in Zeiten von Corona, treffen wir uns draußen vor der Eingangstür.“ Ihr Leben, konstatiert die Seniorin, habe sich seit dem Umzug ins Pflegeheim um 180 Grad zum Positiven geändert.

    Zehn Warnsignale für Demenz

    Folgende Beschwerden können auf eine Demenzerkrankung hindeuten:

    Vergessen kurz zurückliegender Ereignisse

    Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten auszuführen

    Sprachstörungen

    Nachlassendes Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten

    Schwierigkeiten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden

    Fehlender Überblick über finanzielle Angelegenheiten

    Fehleinschätzung von Gefahren

    Ungekannte Stimmungsschwankungen, andauernde Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Misstrauen

    Hartnäckiges Abstreiten von Fehlern, Irrtümern oder Verwechslungen

    Quelle: Bundesministerium für Gesundheit

    Einen Rat will Pfiffner Mitmenschen mit auf den Weg geben. „Man sollte in ein Heim gehen, solange man noch geistig fit ist. Dann kann man an dem Leben dort teilnehmen und es schätzen.“

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