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Augsburg: Gutachten nach Spielplatz-Tragödie fertig: Vater will endlich Klarheit

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Gutachten nach Spielplatz-Tragödie fertig: Vater will endlich Klarheit

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    Nach dem Unglück auf dem Spielplatz in Augsburg-Oberhausen waren Baumprüfer am Unfallort.
    Nach dem Unglück auf dem Spielplatz in Augsburg-Oberhausen waren Baumprüfer am Unfallort. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Dieses Unglück in Augsburg hat viele Menschen bewegt. An einem sonnigen Tag im Juli hält sich eine Mutter mit ihren beiden kleinen Töchtern auf dem Spielplatz in der Dieselstraße in Oberhausen auf. Als sie mit den Kindern auf der Wippe sitzt, stürzt plötzlich ein großer Ahorn auf sie nieder. Das 22 Monate alte Mädchen stirbt, die 28-jährige Mutter wird schwer verletzt, die fünf Jahre alte Tochter bleibt unversehrt. Nun erzählt der Vater, wie es seiner Familie und ihm nach dem schweren Schicksalsschlag geht. Und es gibt Neuigkeiten zu dem Gutachten, das die Kripo von einem Baumsachverständigen hat anfertigen lassen. Für die Ermittler spielt dieses Baumgutachten eine wichtige Rolle. Die zentrale Frage ist, ob die Stadt Augsburg auf dem städtischen Spielplatz ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen war.

    Für ihn und seine Frau ist das Ergebnis des Gutachtens sehr wichtig, sagt der 28 Jahre alte Matthias F. (Name geändert). Viele Wochen hatte das Ehepaar darauf gewartet, dass die Untersuchung durch einen Baumexperten endlich abgeschlossen ist. Vor wenigen Tagen wurden die Eltern von der Polizei am Telefon darüber informiert. "Für uns ist das Gutachten wichtig, um Klarheit zu bekommen", sagt der Vater.

    Im Juli hatte ein Baum auf einem Spielplatz in Oberhausen ein kleines Mädchen erschlagen, die Mutter wurde schwer verletzt. Inzwischen ist das Gutachten zu dem Baum fertig.
    Im Juli hatte ein Baum auf einem Spielplatz in Oberhausen ein kleines Mädchen erschlagen, die Mutter wurde schwer verletzt. Inzwischen ist das Gutachten zu dem Baum fertig. Foto: Annette Zoepf (Archivbild)

    Es ist die Suche nach der Antwort auf die Frage, warum die jüngste Tochter sterben musste, die die Eltern umtreibt. Waren die Bäume vorschriftsgemäß regelmäßig kontrolliert worden? Hätte man die Instabilität des Ahorns erkennen müssen? Der umgestürzte Baum, so war damals vor Ort deutlich zu sehen, war innen morsch und hohl. Noch wüssten sie nichts über den Inhalt der Untersuchung, sagt Matthias F.. Über seinen Anwalt hat der Vater nun Akteneinsicht beantragt. Von Seiten der Ermittler hält man sich diesbezüglich noch bedeckt.

    Augsburger Kripo hat Ermittlungen zu Spielplatz-Unglück abgeschlossen

    Ein Polizeisprecher bestätigt auf Nachfrage, dass zumindest die kriminalpolizeilichen Ermittlungen in dem Unglücksfall erst seit wenigen Tagen abgeschlossen sind. Das Gutachten liegt derzeit der Augsburger Staatsanwaltschaft vor. So lange die Ermittlungen von ihrer Seite noch nicht beendet seien, könne man nichts über den Inhalt sagen, meint Andreas Dobler, Sprecher der

    Der umgestürzte Ahorn sah innen hohl und morsch aus.
    Der umgestürzte Ahorn sah innen hohl und morsch aus. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    "Wir wollen, dass so etwas künftig vermieden wird, dass aus Fehlern, die vielleicht gemacht wurden, für die Zukunft gelernt wird. So etwas darf nie wieder passieren." Für die junge Familie hat sich das Leben von einer tragischen Sekunde auf die andere geändert. Mit ihren Töchtern gingen sie gerne auf Spielplätze, erzählt Matthias F. Den städtischen Spielplatz an der Dieselstraße zwischen einem Versicherungsgebäude und dem italienischen Restaurant hätten sie durch Zufall entdeckt. "Wir waren dort erst ein oder zwei Mal."

    Familienvater nach Tod der Tochter: "Wir haben versucht zu überleben"

    Der Spielplatz gilt bei Eltern und Kindern als beliebt, auch weil er im Winter einen kleinen Rodelhügel bietet. Er ist ein kleines, grünes Idyll inmitten der Stadt - bewachsen mit vielen alten Bäumen. Rund 20 Meter hoch war der Ahorn, der an jenem Juli-Tag völlig unerwartet niederkrachte.

    Zunächst wurde berichtet, dass die Mutter nur mit der jüngsten Tochter auf der Wippe saß. Das ist so nicht richtig, stellt der Vater nun klar. Tatsächlich befanden sich alle drei auf dem Spielgerät, beide Kinder auf der einen Seite, die Mutter auf der anderen. "Meine große Tochter war ebenfalls unter dem Baum begraben. Sie konnte sich selbst befreien und wurde zum Glück bis auf ein paar Kratzer nicht verletzt." Die Fünfjährige habe sogar noch geholfen. "Sie teilte unsere Adresse und Namen mit. So konnte mich die Polizei direkt verständigen." Nach diesem schweren Schicksalsschlag war Matthias F. als Familienvater gefordert.

    Der rund 20 Meter hohe Ahorn war plötzlich auf diese Wippe gekracht. Auf dem Spielgerät saßen eine Mutter und ihre kleine Tochter.
    Der rund 20 Meter hohe Ahorn war plötzlich auf diese Wippe gekracht. Auf dem Spielgerät saßen eine Mutter und ihre kleine Tochter. Foto: Annette Zoepf (Archivbild)

    Das jüngste Kind war tot. Seine Frau lag für längere Zeit schwer verletzt im Krankenhaus. Unter anderem hatte sie einige Brüche erlitten. "Am Anfang haben wir nur versucht, zu überleben", sagt der Vater. Der selbstständige Betreiber einer Agentur richtete all seine Aufmerksamkeit auf seine fünfjährige Tochter. Drei Monate lang habe er nicht arbeiten können. "Im Prinzip drehte sich alles um unsere Tochter, damit sie wieder in den Alltag zurückfand." Um diese Zeit finanziell zu stemmen, hätten ihnen die Spenden aus der Bevölkerung geholfen. Das sei ihm zwar unangenehm, sagt der Mann bescheiden, aber er sei den Menschen dafür sehr dankbar.

    Welche Hilfen die Familie nach der Spielplatz-Tragödie bekam

    Wie berichtet, hatte die Stadt Augsburg über den Verein Prisma ein Spendenkonto einrichten lassen. Dort war eine fünfstellige Spendensumme eingegangen. Auch die Stiftung Kartei der Not offerierte Unterstützung. Zudem habe die Stadt Augsburg ihre Hilfe durch das Jugendamt angeboten, erzählt der Vater. Wichtig sei die Haushaltshilfe gewesen, die die Krankenkasse der Familie stellte. "So konnte ich schrittweise wieder in meinen Beruf zurückkehren."

    Bis die seelischen Wunden verheilt sind, wird es noch lange dauern, sagt Matthias F. und fügt hinzu: "Wenn diese Wunden überhaupt verheilen können." Es sei schwierig zu beschreiben, wie es ihnen gerade gehe. "Es ist ein Auf und Ab. Es gibt gute und richtig schlechte Tage." Am besten meistere ihre fünfjährige Tochter den Schicksalsschlag. Das Mädchen nimmt an einer Trauergruppe für Kinder teil. "Sie macht das toll", sagt der Vater. Seine Frau habe weiterhin gesundheitliche Probleme. Demnächst stehe eine weitere Operation an.

    Info: Spenden an die Familie können nach wie vor auf die nachfolgende Bankverbindung von Prisma e. V. überwiesen werden: IBAN DE03 7209 0000 0004 0397 77, BIC GENODEF1AU, Kontonummer 4039777, BLZ 720 900 00. Verwendungszweck: "Spende Familie in Not". Spendende erhalten im Nachgang eine Quittung.

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