Das Eisenbahnunternehmen Go Ahead, das ab 11. Dezember große Teile des Nahverkehrs rund um Augsburg von der DB Regio (Fugger-Express) übernehmen wird, kann zum Betriebsstart nicht in vollem Umfang starten. Grund ist der branchenweite Personalmangel. Geplant ist nun ein stufenweiser Start bis zum Juni 2023. Es werde möglich sein, auf dem stark befahrenen Abschnitt Augsburg-München von Anfang an in vollem Umfang zu fahren, teilte Go Ahead am Mittwoch mit. Die Verstärkerzüge zwischen Augsburg und Meitingen, die unter der Woche zwischen 8.30 und 15.30 Uhr unterwegs sind, entfallen aber bis Juni.
Damit fällt zwischen dem Morgen und dem Nachmittag ein Zug pro Stunde weg - manche Orte entlang der Bahnlinie im nördlichen Landkreis Augsburg werden somit nur zweimal, manche nur einmal pro Stunde angebunden sein. Auch der neu geplante 30-Minuten-Takt am Samstag zwischen Augsburg und Dinkelscherben wird sich zunächst verzögern.
Go Ahead Bayern fehlen rund 40 Lokführer
„Wir haben uns über Jahre intensiv auf diesen Tag vorbereitet. Uns war immer klar, dass das Thema Personal eine Riesenherausforderung sein wird", so Fabian Amini, Chef von Go Ahead Bayern. In der Vergangenheit habe man "enorme Anstrengungen" unternommen, um zum Betriebsstart ausreichend Lokführer zur Verfügung zu haben. Aktuell habe man eine Lücke von etwa 40 Beschäftigten bei insgesamt etwa 230 Lokführern, die man in Bayern im Augsburger Netz und im Allgäuer Netz (München-Lindau) benötigt. Diese werde man nach und nach mit selbst ausgebildetem Personal, Leiharbeitskräften und von extern angeworbenen Lokführern und Lokführerinnen schließen.
Die Einschränkungen im Raum Augsburg sollen bis Juni dauern. Im Nördlinger Ries, wo wohl Busersatzverkehr nötig werden dürfte, soll es schon zum 5. Februar Verbesserungen geben. Den Schritt, mit einem eingeschränkten Angebot zu starten, bedauere man, so Amini. Man habe sich bemüht, die Hauptstrecken möglichst unangetastet zu lassen, komme aber nicht um Einschränkungen herum. "Wir wollen vermeiden, dass täglich dieser oder jener Zug nicht fahren kann. Darum reduzieren wir lieber von Anfang an, sodass sich die Fahrgäste darauf einstellen können", so Amini.
Kritik an Go Ahead aus dem Landkreis Augsburg
Go Ahead hatte bis vor wenigen Wochen noch versichert, das Thema Personalbeschaffung im Griff zu haben, auch wenn es eine Herausforderung sei, genug Kräfte zu gewinnen. Im Landkreis Augsburg kommt das Vorgehen nicht besonders gut an. Landrat Martin Sailer (CSU) erklärte am Mittwoch, dass ihn das kurzfristige Vorgehen kurz vor der Betriebsaufnahme "sehr negativ" überrasche. Die Bürger und Bürgerinnen verließen sich darauf, dass es einen gut funktionierenden Regionalverkehr gebe.
Auch mehrere Bürgermeister betroffener Städte und Gemeinden äußerten sich in einer gemeinsamen Presseerklärung verständnislos, warum gerade an der Strecke in den Landkreis-Norden eingespart werde. Der Fahrgastverband Pro Bahn sprach von einer "ärgerlichen Situation" für die Fahrgäste. Zwischen Augsburg und Meitingen komme es vorübergehend zu einer Verschlechterung. Go Ahead müsse nun wenigstens sicherstellen, das restliche Angebot verlässlich zu fahren.
Ein Punkt in den Überlegungen bei Go Ahead, auf welchen Abschnitten man das Angebot reduziert, dürfte gewesen sein, die stark genutzte Verbindung nach München nicht zu schwächen, in der Züge zu den Stoßzeiten teils rappelvoll sind. Amini sagt, man hoffe jetzt auf schnelle Verbesserung. Der Zeitplan, der Verbesserungen bis zum Juni vorsieht, sei nach derzeitigem Stand verlässlich. Man wisse, wie viel Lokführer und Lokführerinnen man in Ausbildung habe, gleichzeitig setze man auf Leiharbeitskräfte und auf das Anwerben von externen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
Von der DB Regio, die das Fugger-Express-Netz bisher betrieb und die in der Ausschreibung des Freistaats jetzt nicht mehr zum Zug kam, kamen offenbar relativ wenig Lokführer zu Go Ahead, weil sie lieber in den Fernverkehr der DB wechselten. Die Bezahlung unterscheidet sich zwar nicht groß, allerdings gibt es bei der DB gewisse Zusatzleistungen.
Die DB Regio zieht sich aus Augsburg weitgehend zurück
Go Ahead wird ab Dezember den Verkehr auf den Strecken Richtung München, Dinkelscherben/Ulm und Donauwörth übernehmen. Das Netz reicht bei manchen Verbindungen aber bis nach Aalen (Baden-Württemberg) und Treuchtlingen/Würzburg. Mit dem Start von Go Ahead werden die roten Züge der DB Regio bis auf wenige Ausnahmen aus Augsburg verschwinden, nachdem die Bayerische Regiobahn die vergangenen Ausschreibungen des Freistaats für den Betrieb auf der Paartal- und Ammerseebahn sowie auf dem Lechfeld für sich entschied.
Probleme beim Wechsel von Betreibern sind nicht selten. Als die BRB den Betrieb auf dem Lechfeld vor einigen Jahren übernahm, gab es zunächst auch Klagen wegen ausgefallener Verbindungen. Der Fugger-Express der DB startete 2008 mit Verzögerung, weil es Zulassungsprobleme mit den damals neuen Zügen gab. Das ursprüngliche Fahrplankonzept konnte erst nach und nach umgesetzt werden. Auch Go Ahead startet mit 56 neuen elektrischen Triebwagen (teils Doppelstöcker), wobei diese pünktlich anrollen sollen. Der Verkehrsvertrag zwischen dem Freistaat und Go Ahead dauert bis 2034.