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Augsburg: So formten Gletscherströme das Gelände in Augsburg

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So formten Gletscherströme das Gelände in Augsburg

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    Gletscherströme haben das Stadtgebiet von Augsburg geformt. Die Innenstadt liegt auf einer Hochterrasse zwischen Lech und Wertach.
    Gletscherströme haben das Stadtgebiet von Augsburg geformt. Die Innenstadt liegt auf einer Hochterrasse zwischen Lech und Wertach. Foto: Ulrich Wagner

    Es war kein Zufall, dass sich die Römer vor mehr als 2000 Jahren im heutigen Stadtgebiet niederließen. Sie machten diesen Stützpunkt später zur Hauptstadt ihrer Provinz Rätien zwischen den Alpen und der Donau. Einerseits profitierten die Römer von der zentralen Lage an diesem Kreuzungspunkt wichtiger Straßen. Andererseits nutzten sie die besondere Topografie zwischen Lech und Wertach. Die Hochterrasse, welche sich vom

    So führt der Weg in die Stadtmitte über einen deutlichen Anstieg, wenn man von Norden, Osten oder Westen kommt. Dies spiegelt sich in mehreren Straßennamen wider, wie Klinkerberg, Leonhardsberg oder Milchberg. Auch in den Stadtteilen stößt man auf spürbare Höhenunterschiede von einigen Metern. Die meisten dieser natürlichen Geländeformen sind das Ergebnis der beiden jüngsten Kaltzeiten im Alpenraum. Diese Riß- und Würmkaltzeit herrschten vor rund 300.000 bis 10.000 Jahren. Die damals bis nahe an das heutige Stadtgebiet heranreichenden Alpengletscher formten mit ihren mächtigen Schmelzwasserströmen die Augsburger Topografie.

    Auf dem Nord-Ende der Hochterrasse in Augsburg

    Die Innenstadt liegt größtenteils auf dem Nord-Ende der Hochterrasse zwischen Lech und Wertach. Es ist ein acht bis zwölf Meter hoher Geländesporn, der noch über die nördliche Altstadt und das Fischertor hinausreicht. Oben beim heutigen Stephansplatz auf einer Meereshöhe von rund 490 Metern siedelten sich um das Jahr 10 nach Christus die Römer an. Zuvor hatte ein Hochwasser ihren ersten militärischen Stützpunkt im heutigen Oberhausen nahe der Mündung von Lech und Wertach zerstört. Die Vorteile des neuen Standorts auf dem

    Schon die Römer nutzten die Lage zwischen Lech und Wertach und siedelten sich hier an. Im Bild die Römer-Ausstellung im Augsburger Zeughaus.
    Schon die Römer nutzten die Lage zwischen Lech und Wertach und siedelten sich hier an. Im Bild die Römer-Ausstellung im Augsburger Zeughaus. Foto: Silvio Wyszengrad

    Bald gelang es jedoch den römischen Ingenieuren, das notwendige Brauchwasser mit einem von der Singold abzweigenden Kanal über 35 Kilometer auf das Nordende der Hochterrasse zu leiten. Somit konnten Mühlen und ähnliches angetrieben sowie Abwasser entsorgt werden. Ihr Trinkwasser mussten die Römer jedoch aus tiefen Grundwasserbrunnen schöpfen. 

    Im späten Mittelalter brachten dann reichsstädtische Ingenieure das Quellwasser aus dem heutigen Stadtwald mithilfe einer raffinierten Technik auf die Lech-Wertach-Hochterrasse. Dazu wurden der Lochbach und der Brunnenbach über ein Viadukt bis vor die Stadtmauern beim Roten Tor geleitet. Das vom Lech abgezweigte Wasser des Lochbachs trieb Maschinen an, welche das reine

    So hatten bereits am Anfang des 15. Jahrhunderts die städtischen Brunnen und später auch privilegierte Anwesen fließendes Trinkwasser. Dieses aufgrund der besonderen Topografie entwickelte Augsburger Wassermanagementsystem wurde im Jahr 2019 mit dem UNESCO-Welterbetitel gewürdigt. 

    Hangkante weiterhin eine Barriere

    Die östliche Hangkante der Lech-Wertach-Hochterrasse trennte während der reichsstädtischen Zeit die Ober- und Unterschicht. In der Oberstadt auf der Hochterrasse lebten die wohlhabenden Patrizier und Kaufleute. Hier befand sich auch die Bischofsstadt innerhalb der bürgerlichen Stadt. In der Unterstadt, auch Lechviertel genannt, wohnte und arbeitete die ärmere Bevölkerung, etwa Handwerker oder Tagelöhner. Der Stadtbaumeister Elias Holl errichtete im 17. Jahrhundert direkt an der östlichen

    Die ersten Menschen im heutigen Stadtgebiet ließen sich im sechsten Jahrtausend vor Christus an der westlichen Hangkante der Lech-Wertach-Hochterrasse nieder. Sie lebten oberhalb der Hangkante geschützt vor Hochwasser und bearbeiteten rund um ihre Behausungen den fruchtbaren Ackerboden. Die drei Meter tiefe Lehmlößschicht entstand durch Ablagerungen der Staubstürme auf der Hochterrasse während der Würmkaltzeit. Wasser und Weideflächen für die ersten Siedler gab es unterhalb der Hangkante im Wertachtal. Insbesondere an der Hangkante in Göggingen und Inningen reihen sich die archäologischen Fundstätten wie an einer Perlenkette aneinander. Bis heute ist die Lage an der westlichen Hangkante begehrt. So findet man im Antonsviertel und in

    Überflutungen in den Tallagen machten Besiedlungen schwierig

    Die Gebirgsflüsse Lech und Wertach mit ihren unberechenbaren Wassermassen und einem sich ständig verlagernden Flussbett machten einst eine Besiedlung der Tallagen schwierig. Erst der Schutz durch Wasserbauten ermöglichte das Entstehen der Augsburger Vorstädte im Lechtal. So verlief ein frühmittelalterlicher Hochwasserdamm vom nördlichen Haunstetten über fast drei Kilometer durch den Siebentischwald bis zum Hochablass. Das bis zu vier Meter hohe Bauwerk ist noch gut erhalten. Im 19. Jahrhundert begann man im heutigen Stadtgebiet mit der Regulierung von Lech und Wertach. Nach einer Lech-Begradigung in der Mitte des 19. Jahrhunderts konnte Lechhausen zur Stadt anwachsen. Außerdem entstand die Gemeinde Friedbergerau, das heutige Hochzoll. Die Regulierung des Lechs ermöglichte auch die Gründung der beiden Siedlungen Firnhaberau und Hammerschmiede in den 1920er- und 1930er-Jahren. Die Regulierung der Wertach, ebenfalls in der Mitte des 19. Jahrhunderts, führte dazu, dass Oberhausen, Pfersee, Göggingen und Inningen bis an den Fluss wachsen konnten. Trotz der Flussregulierungen blieb das Stadtgebiet nicht vor Überflutungen verschont. So haben sich im 20. Jahrhundert das Lech-Hochwasser von 1910 und das Wertach-Hochwasser von 1999 eingeprägt. 

    Südlich von Augsburg floss der Lech einst ein bis zwei Kilometer weiter im Westen bis nahe an Haunstetten. Nach einer größtenteils natürlichen Flussverlagerung im frühen Mittelalter nach Osten verblieb jedoch die Grenze zwischen Bayern und Schwaben am ursprünglichen Lechufer. Die Gemeinde Meringerau, das heutige Siebenbrunn, entstand ab 1804 auf diesem altbayerischen Gebiet nun westlich des Lechs. Mittlerweile weiß man auch, dass der Lech zu römischen Zeiten bis nahe an das Nordende der Hochterrasse heranreichte. So konnten die Archäologen einen Hafen in der heutigen Jakobervorstadt nachweisen. Nachdem hier auch der Lech nach Osten gewandert war, schuf man bereits im achten Jahrhundert die ersten Lechkanäle.

    Zwischen dem Wertachtal und dem Schmuttertal hat sich während der beiden letzten Kaltzeiten eine weitere Hochterrasse gebildet. Rund fünf Meter geht es in Kriegshaber, im Bärenkeller und in Oberhausen spürbar bergauf vom Wertachtal auf die Langweider Hochterrasse. Südlich an diese zweite Hochterrasse im nordwestlichen Stadtgebiet schließt sich nahtlos die sogenannte Staudenplatte an. So liegt der Stadtteil Bergheim am Anstieg vom Wertachtal zur

    Augsburg: Stadtteile auf drei Höhenstufen

    Haunstetten, Univiertel und Hochfeld heißen die drei Augsburger Stadtteile, die sich auf drei verschiedenen Höhenstufen ausgebreitet haben. Das liegt an der Haunstetter Niederterrasse, die sich während der Würmkaltzeit zwischen der Lech-Wertach-Hochterrasse und dem Lechtal ausgebildet hatte. Der merkliche Höhenunterschied zwischen der

    Geländesporn mit einem Schloss

    Wesentlich kleiner als die Haunstetter Niederterrasse ist die Oberhauser Niederterrasse zwischen dem Wertachtal und der Langweider Hochterrasse. Auch im Wertachtal bei Göggingen, Bergheim und Inningen hat die Würmkaltzeit für kleinere Niederterrassen gesorgt, die jedoch kaum wahrnehmbar sind. Daneben entstand im Wertachtal ein kleiner, aber markanter knapp 30 Meter hoher Geländesporn, auf dem im 13. Jahrhundert eine Burg errichtet wurde, das heutige Schloss Wellenburg. Während der Lößlehmboden auf der Hochterrasse bis heute bei den Landwirten begehrt ist, gilt der kiesige Boden in den Tallagen von Lech und Wertach als karg. 

    Der Lößlehmboden auf der Hochterrasse lieferte früher auch das Baumaterial für die Region. Allein in Göggingen gab es bis in die 1950er-Jahre sechs Ziegeleien. So kam es, dass in Augsburg über Jahrhunderte der verputzte Ziegelbau vorherrschte. Der wertvolle Boden auf der Lech-Wertach-Hochterrasse war auch ein Grund, dass sich die Stadt spät nach Süden ausdehnte. So entstanden die beiden Stadtteile Hochfeld und Universitätsviertel erst im 20. Jahrhundert.

    Der Autor Wilfried Matzke ist Diplom-Ingenieur der Geodäsie und leitete bis 2021 das Geodatenamt der Stadt Augsburg.

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