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Tausende Pendler stranden nach Stopp des Zugbetriebs in Augsburg

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Tausende Pendler stranden nach Stopp des Zugbetriebs

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    Am Augsburger Hauptbahnhof strandeten am Mittwochabend zahlreiche Fahrgäste, nachdem Go-Ahead seinen Betrieb für diesen Tag witterungsbedingt einstellte.
    Am Augsburger Hauptbahnhof strandeten am Mittwochabend zahlreiche Fahrgäste, nachdem Go-Ahead seinen Betrieb für diesen Tag witterungsbedingt einstellte. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Tausende von Bahn-Pendlern aus der Region sind am Mittwochnachmitag an Bahnhöfen rund um Augsburg und am Münchner Hauptbahnhof gestrandet, nachdem das Bahnunternehmen Go-Ahead witterungsbedingt den Betrieb eingestellt hatte. Am Augsburger Hauptbahnhof drängten sich ratlose Pendler in der Halle vor der Tafel mit den Zugausfällen. Viele ließen sich mit dem Auto von Angehörigen abholen oder stiegen auf AVV-Regionalbusse um, um bei eisigen Temperaturen nach Hause zu kommen. Grund für den Stopp aller Züge von Go-Ahead im Netz rund um Augsburg war der Eisregen, der sich an Oberleitungen festsetzte. 

    Am Oberhauser Bahnhof hallten am späten Mittwochnachmittag die Durchsagen im Minutentakt über die Bahnsteige, auf denen etwa 100 Pendler ausharrten. Der Ausfall eines Regionalzugs nach dem anderen wurde bekanntgegeben. "Ich weiß bisher nicht, wie ich jetzt nach Hause kommen soll", so Pendlerin Claudia Schuster in einer Pause zwischen mehreren Handy-Telefonaten, in denen sie sich eine Heimfahrgelegenheit Richtung Meitingen zu organisieren versuchte. "Der Start am Montag lief schon nicht gut, aber was heute los ist, ist wirklich heftig", so Friedrich Hertle, der nach Diedorf musste. "Mein Mann sitzt in München fest. Er kommt nicht mehr von der Arbeit heim, weil weder die Regionalzüge von Go-Ahead noch ICEs fahren", schrieb eine Leserin unserer Redaktion. Weil es auch zwischen München und Buchloe zu Problemen kam (auch die DB stellte dort ihren Betrieb ein), schied für Pendler und Pendlerinnen nach Augsburg diese Umweg-Alternative aus. 

    Glatteis in Augsburg: Die Bayerische Regiobahn war nicht betroffen

    Die Bayerische Regiobahn war mit ihren Diesel-Triebwagen vom Oberleitungs-Eis nicht betroffen und erhielt im Raum Augsburg ein Angebot Richtung Gessertshausen, Mering und Friedberg/Aichach aufrecht, auch die DB fuhr noch ihre Verbindungen (etwa ein Regionalzug nach Nürnberg) und im Fernverkehr, allerdings mit teils happigen Verspätungen. Go-Ahead-Fahrgäste konnten den Fernverkehr der DB ohne Aufpreis nutzen, wobei dies nur für Fahrgäste zwischen größeren Städten wie Augsburg, München oder Donauwörth infrage kam.

    Go-Ahead-Sprecher Winfried Karg sagte, es seien im Lauf des Tages mehrere Züge stehen geblieben. Teils habe man die Triebwagen mit anderen Zügen abgeschleppt, teils mussten Züge auch evakuiert werden. In der Abwägung habe man schließlich beschlossen, den Bahnverkehr ganz zu stoppen. Bei Dunkelheit und Kälte Züge mit teils hunderten von Fahrgästen auf freier Strecke evakuieren zu müssen, habe man nicht für vertretbar gehalten, so Karg. Im ungünstigsten Fall müsse die Feuerwehr an irgendeinen Streckenabschnitt mitten im Wald ausrücken, um einen liegengebliebenen Zug zu erreichen. Man habe versucht, einen Schienenersatzverkehr zu organisieren, so Karg, allerdings seien Busse nicht verfügbar gewesen. Am Mittwoch gegen 19 Uhr war noch offen, ob es Go-Ahead gelingen würde, den Bahnverkehr noch am Abend wieder in Gang zu bekommen. Für den Donnerstag kündigte das Unternehmen zumindest Einschränkungen an, weil defekte Züge erst in der Werkstatt durchgecheckt werden müssten. Man werde am Donnerstag nach Möglichkeit versuchen, den Betrieb wieder aufzunehmen. 

    Nicht nur auf den Gleisen wurde der Mittwoch zu einer Rutschpartie. Wetterdienste hatten bereits am Tag zuvor bayernweite Warnungen vor Blitzeis herausgegeben. Als Geschäftsführer eines Hausmeisterservices hat Mario Borelli die Wettervorhersagen immer im Blick. Mitten in der Nacht, um zwei Uhr, so erzählt der Augsburger, habe er seine rund 25 Mitarbeiter alarmiert. "Wir mussten im Voraus streuen", erzählt er. Zwischen sechs und sieben Uhr morgens seien sie mit dem Präparieren der Industriegrundstücke, Parkplätze und Wohnanlagen, die zu ihrem Kundenkreis zählen, fertig gewesen. Kurz vor acht Uhr setzte der Regen ein. "In so einem Ausmaß erlebe ich es das erste Mal", so Borelli, dessen Teams am Mittwoch ununterbrochen unterwegs waren. Wenn er nicht müsste, sagt Borelli, würde er jetzt nicht vor die Haustür gehen.

    Der Eisregen hat am Mittwoch in Augsburg Winterdiensten und Hausmeisterservices, wie dem von Mario Borelli, viel Arbeit beschert.
    Der Eisregen hat am Mittwoch in Augsburg Winterdiensten und Hausmeisterservices, wie dem von Mario Borelli, viel Arbeit beschert. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Niederschlag von oben und Minustemperaturen sind eine gefährliche Mischung. Die Katastrophen-Warnapps Katwarn und Nina veröffentlichten den ganzen Tag hinweg immer wieder Glatteis-Warnungen. Bei der Augsburger Polizei registrierte man bis zum Nachmittag aber kein bemerkenswert erhöhtes Unfallaufkommen aufgrund von Blitzeis. Außerhalb des Stadtgebietes kam es auf der B2 aber zu Glatteis-Unfällen. Im Nahverkehr kam es laut Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg zu keinen witterungsbedingten Ausfällen.

    Bei der Integrierten Leitstelle mehrten sich die Rettungseinsätze – aber alles im machbaren Rahmen, so ein Sprecher. Meist handelte es sich um Stürze. In der Notaufnahme der Uni-Klinik war man am Mittwochnachmmittag gut beschäftigt, allerdings nicht stärker als am Dienstag. In der Augsburger Innenstadt hielt das Blitzeis die Menschen nicht davon ab, ihre Besorgungen zu erledigen. Mit Regenschirmen, Mützen und Kapuzen gewappnet, bewegten sich die Passantinnen und Passanten durch die Straßen – auffallend langsam.

    Blitzeis verwandelte Straßen und Wege teils in rutschige Eisbahnen.
    Blitzeis verwandelte Straßen und Wege teils in rutschige Eisbahnen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Stadt schließt Friedhöfe und Botanischen Garten

    Auch die Stadt Augsburg reagierte auf den Eisregen. Aus Sicherheitsgründen schloss sie den Botanischen Garten und die Friedhöfe. Beerdigungen fanden dennoch statt. Auch der Zoo machte am Nachmittag vorsorglich zu. Der Deutsche Wetterdienst warnte auch in den kommenden Tagen vor Glatteis. Vor allem im Raum Augsburg und in Alpennähe sei mit eisigem Winterwetter und glatten Straßen zu rechnen. 

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