Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Geplanter Radweg in der Hermanstraße - stehen dann Trams im Stau?

Augsburg

Geplanter Radweg in der Hermanstraße - stehen dann Trams im Stau?

    • |
    In der Hermanstraße sind die Platzverhältnisse beengt. Die Stadt will trotzdem versuchsweise einen Radweg einrichten.
    In der Hermanstraße sind die Platzverhältnisse beengt. Die Stadt will trotzdem versuchsweise einen Radweg einrichten. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Fahrradfahrer in der Hermanstraße können ab kommendem Jahr auf Verbesserungen hoffen, für Autofahrer könnte es gleichzeitig zu Einschränkungen kommen. Die Stadt möchte zwischen der Gögginger Brücke und dem Königsplatz Radspuren einrichten. Das hat der Bauausschuss des Stadtrats jetzt mehrheitlich beschlossen. Allerdings gibt es auch Kritik an dem Vorhaben.

    Seit Jahrzehnten drängen Radler in der Hermanstraße auf Verbesserungen. Allerdings sind diese nicht ohne Weiteres umsetzbar: Je nach gewählter Variante müssen dafür Autostellplätze wegfallen, Abbiegespuren gestrichen, vier Bäume gefällt werden - und in jedem Fall Ampeln so umprogrammiert werden, dass die Straßenbahnen nicht im Stau stehen. Wenn die Radfahrer mehr Platz bekommen, dürfte es für Autofahrer insgesamt enger werden.

    Radverkehr in Augsburg: Provisorisch markierte Spuren

    Zunächst will die Stadt ab dem Frühjahr 2021 auf provisorisch markierte Radspuren setzen, Erfahrungen sammeln und gleichzeitig Förderanträge für eine dauerhafte Lösung stellen. Bäume müssen für das Provisorium noch nicht fallen. Dass die Stadt einen Radweg auf Probe ohne große Umbauten einrichten will, hängt vor allem damit zusammen, dass es sonst bis zur Umsetzung bis 2022 dauern würde, weil erst noch Förderanträge gestellt werden müssen. Vor allem die Grünen im Regierungsbündnis machen aber Druck, dass schon vorher etwas sichtbar ist.

    Mit der Radweglösung im kommenden Jahr gehen Linksabbiegeverbote in die Völk- und Frohsinnstraße einher, damit die Tram nicht blockiert wird. Für abbiegende Autos gibt es wegen des schrumpfenden Platzes keine Sperrflächen mehr im Straßenraum. Für eine Sozialeinrichtung nahe des Hermanfriedhofs muss die Haltebucht provisorisch in den Gehweg verlegt werden. Stadteinwärts müssen Stellplätze zum Ein- und Ausladen etwa vor dem Hotel Ibis wegfallen, wobei noch nicht entschieden ist, ob das dauerhaft so bleibt. Vieles werde nicht "geräuschlos" vonstatten gehen, ist Baureferent Gerd Merkle (CSU) überzeugt.

    Die Stadtwerke Augsburg fürchten Stauungen

    Nicht besonders angetan von den Überlegungen sind die Stadtwerke. Der zusätzliche Platzbedarf eines Radwegs dürfe nicht zulasten des markierten und für Straßenbahnen reservierten Gleiskörpers gehen, so die Verkehrsbetriebe in einer Stellungnahme. Andernfalls seien massive Verspätungen zu befürchten. Unter Umständen müsse man sogar einen Zug mehr auf der Tram-Linie 1 einsetzen. Die Stadt hofft, mit ihrer jetzt gewählten Variante Verzögerungen im Nahverkehr zu umgehen. Für etwa 150.000 Euro wird die Stadt kommendes Jahr die Ampeln an der Stettenstraße und am Königsplatz umprogrammieren, damit die Straßenbahnen bei Grünphasen vor den Autos fahren können und den Pulk anführen.

    In der Lösung, die kommendes Jahr kommen soll, ist das heikelste Teilstück, nämlich die letzten hundert Meter vor der Kaiserhofkreuzung am Königsplatz, ausgeklammert. Sie machen Stadtwerken und Verkehrsplanern am meisten Kopfzerbrechen, denn hier ist der Platz besonders knapp. Als die Aktivisten des Klimacamps vor zwei Wochen im Rahmen einer einstündigen Demonstration dort einen "Pop-up-Radweg" einrichteten, kam es zu massiven Rückstaus. Auch die Straßenbahnen steckten fest. Die Demo sei "kontraproduktiv" gewesen und habe ein "verkehrliches Chaos" produziert, so Baureferent Gerd Merkle (CSU). Einen Radweg einzurichten, sei halt mit mehr Aufwand verbunden, als nur einen Strich auf die Straße zu malen.

    Ab dem Jahr 2022 soll der Versuch ausgeweitet werden

    Dennoch will die Stadt im Jahr 2022 auch diesen Bereich vielleicht versuchsweise mit einem Radweg ausstatten. Allerdings seien dafür noch tiefergehende Vorplanungen nötig, so Merkle. Von den beiden Autospuren (eine davon ist eine Rechtsabbiegerspur in Richtung Schießgrabenstraße) soll stadteinwärts versuchsweise eine wegfallen. Die Stadt will dort einen sogenannten Angebotsstreifen mit gestrichelter Linie markieren (sie darf nur überfahren werden, wenn es eng wird und kein Radler in der Nähe ist). Auf dem verbleibenden Platz soll eine überbreite Fahrspur mit Rechtsabbiegemöglichkeit geschaffen werden. Vermutlich dürfte das aber mit Behinderungen einhergehen. Auf der rechten Spur staut sich der Verkehr in Stoßzeiten schon heute zurück, weil nur wenige Rechtsabbieger in einer Grünphase über die Ampel kommen.

    Die Kaiserhof-Kreuzung: Ab 2020 soll es Einschränkungen beim Autoverkehr geben.
    Die Kaiserhof-Kreuzung: Ab 2020 soll es Einschränkungen beim Autoverkehr geben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Dort ein Verbot fürs Rechtsabbiegen auszusprechen, lehnt Merkle ab, weil die Schießgrabenstraße dann für Autofahrer aus Göggingen nicht mehr erreichbar ist. Zudem habe man beim umstrittenen Umbau der Kaiserhofkreuzung den Bürgern des Beethovenviertels zugesagt, das Rechtsabbiegen zu ermöglichen, so Merkle. Im Beethovenviertel rumort es ohnehin schon etwas, weil manche Bürger mehr Ausweichverkehr fürchten, wenn es in der Hermanstraße Stau geben sollte. "Wir würden Rechtsabbiegeverstöße provozieren", so Merkle. CSU und Grüne wollen ein Rechtsabbiegeverbot an der Stelle aber dennoch geprüft haben, wenn in einigen Jahren die Ladehofstraße am Bahnhof fertig ist. Sie würde Autofahrern eine Umfahrung des Kaiserhofknotens ermöglichen, verbunden aber mit massiven Umwegen.

    AfD im Augsburger Stadtrat kritisiert "autofeindliche Politik"

    Am Ende gab es eine Gegenstimme gegen die Pläne mit dem provisorischen Radweg, nämlich von AfD-Stadtrat Markus Striedl. Er frage sich, warum man die Radler nicht durchs Beethovenviertel führe. "Die Autofahrer hätten fließenden Verkehr und die Radler wären sicher aufgehoben." Mit der autofeindlichen Politik sorge man für eine Verödung der Innenstadt. Der Rest der Stadträte wollte das Projekt aber zügig angehen.

    Grünen-Stadtrat Deniz Anan sprach von einer "schmerzhaften Lücke" im Radwegenetz. Auch die CSU will das Projekt mittragen, wobei es sich zunächst nur um einen Versuch handle, so Fraktionsvorsitzender Leo Dietz. Sozialfraktions-Vorsitzender Florian Freund sagte, es sei richtig, auch den Abschnitt am Kaiserhof ins Visier zu nehmen. Die städtischen Überlegungen mit einer Ausweichstrecke durchs Beethovenviertel seien wenig sinnvoll. "Radler, die den Königsplatz schon in Sichtweite haben, umzuleiten, ist nicht die beste Lösung", so Freund.

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden