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Augsburg: Gegen Maskenpflicht: Bekannte Redner und viele Kinder auf Corona-Demo

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Gegen Maskenpflicht: Bekannte Redner und viele Kinder auf Corona-Demo

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    Der Kauferinger Arzt Rolf Kron ist seit vielen Jahren erklärter Impfgegner. Er sprach auch auf der Kundgebung in Augsburg.
    Der Kauferinger Arzt Rolf Kron ist seit vielen Jahren erklärter Impfgegner. Er sprach auch auf der Kundgebung in Augsburg. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Es sei ihre erste Demonstration gegen Corona-Regelungen, sagt eine Teilnehmerin. Sie sei hier, weil man die Kinder nicht im Stich lassen dürfe. Es sind vor allem Eltern, die am Samstag zur Demo am Augsburger Ulrichsplatz kommen. Viele haben ihre Kinder dabei. „Keine Masken in Schule und Kita“ lautet das Motto, das die Bewegung „Grundrechte wahren“ als Veranstalter der Kundgebung ausgegeben hat. Als Sprecher treten auch zwei Männer auf, die in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen sorgten. Einer von ihnen ist ein Augsburger Polizist.

    Corona-Demo in Augsburg: Eltern empört wegen Maskenpflicht

    „Ich finde die Maske doof“ steht auf einem Pappschild, das ein kleines Mädchen mit geflochtenen Haaren trägt. Gudula Glaß ist eine von vielen Müttern, die gegen die Maskenpflicht für Schüler demonstriert. Sie ist dafür extra aus Jettingen-Scheppach nach Augsburg gekommen. „Ich verfolge die Zahlen der Corona-Erkrankten über das Robert-Koch-Institut – da steht es in keinem Verhältnis, was an Angst geschürt wird. Mit Masken im Unterricht ist doch kein Denken möglich“, kritisiert sie. Ihre 16-jährige Tochter meint: „Es wird nervig.“

    Viele Eltern haben ihre Kinder zur Demonstration am Augsburger Ulrichsplatz mitgebracht.
    Viele Eltern haben ihre Kinder zur Demonstration am Augsburger Ulrichsplatz mitgebracht. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Die Demonstration an diesem Tag ist entspannt. Die Menschen halten Abstand, Kinder bekommen Luftballons, doch die Eltern sind empört über die Vorgaben der bayerischen Staatsregierung. Demnach müssen Kinder und Jugendliche an weiterführenden Schulen in den ersten beiden Schulwochen auch im Unterricht Masken tragen. Nur Grundschüler sind ausgenommen.

    Vater zur Maskenpflicht: Entweder Attest oder Androhung einer Klage

    „Das wird nicht bei den zwei Wochen bleiben“, meint eine Mutter düster. „Über Infektionsschutzmaßnahmen kann man immer streiten, aber bei Masken für Schüler hört bei mir das Verständnis auf“, schimpft eine andere. Einige der Protestierenden wollen ihre Namen nicht verraten, manche gar nicht erst mit den Medien sprechen.

    Franz Proske, der mit seiner Familie aus Wertingen nach Augsburg kam, hat damit kein Problem. Offen erzählt er, dass seine Kinder sicherlich keine Masken in der Schule aufsetzen würden. „Wir werden Wege finden, das zu vermeiden.“ Entweder durch ein Attest oder durch die Androhung einer Klage. Mit einer Maske, so der Vater, könne keine Kommunikation stattfinden. Proske findet einen weiteren Aspekt fatal.

    Nehme man die Maskenpflicht in der Schule hin, sei das für Kinder ein Zeichen für Akzeptanz der Manipulation, die überall stattfinde. „Ich bin gezwungen, ihnen zu sagen, dass es in der Gesellschaft und in der Politik keine Ehrlichkeit mehr gibt. Das tut mir weh für meine Kinder.“ Immer wieder lassen am Samstagnachmittag die Protestierenden ihrem Unmut über die Politik freien Lauf. Sie applaudieren den Sprechern und einem Liedermacher auf der kleinen Bühne, pusten in Trillerpfeifen, buhen, wenn gegen die Corona-Politik gewettert wird. Letzteres kann einer besonders öffentlichkeitswirksam.

    Kauferinger Arzt Kron will Kindern Attest ausstellen

    Rolf Kron, Arzt aus Kaufering und seit vielen Jahren erklärter Impfgegner, hat bereits auf einigen Corona-Demonstrationen gesprochen. So nun auch in Augsburg. Zuletzt hatte der 57-Jährige mit seiner Teilnahme an der Demonstration in Berlin für Schlagzeilen gesorgt. In einer Videosequenz, die sich in den sozialen Netzwerken verbreitete, ist Kron zu sehen, wie er einen Polizisten mehrfach anspricht. Dabei trägt er seinen sieben Jahre alten Sohn auf den Schultern. Die Stimmung ist angespannt, zweimal wird Kron von dem Beamten zurückgestoßen. Das Kind nimmt die Situation sichtlich mit – es hält sich die Ohren zu und beginnt zu weinen.

    Kron wird dafür kritisiert. Wie er selbst in einem Interview erzählte, liegen seitdem dem Jugendamt zig Mails vor, die ihn des Kindesmissbrauchs bezichtigten. Von seinen Fans wird er dagegen vehement verteidigt. Kron polarisiert. In Augsburg betont er, er habe in Berlin an einer Friedensdemo teilgenommen. Dass er sein Kind angeblich in Gefahr gebracht habe, weist er weit von sich. Das sei wieder ein Ausschlachten der Medien. Seinen Kindern jedenfalls werde er für die Schule ein Maskenfrei-Attest ausstellen. „Das ist doch logisch.“ Für Kron ist die Maskenpflicht im Unterricht „Kindesmisshandlung“. „Ich werde auch für jedes andere Kind so ein Attest ausstellen, dafür kämpfe ich.“ Kämpferisch gibt sich ein weiterer Sprecher.

    Polizist Wolfgang Kauth bedankt sich für die Welle der Solidarität, die ihm entgegen schlage.
    Polizist Wolfgang Kauth bedankt sich für die Welle der Solidarität, die ihm entgegen schlage. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Augsburger Polizist bedankt sich für Solidarität nach Aufruhr um Auftritt

    Als Wolfgang Kauth die Bühne betritt, wird er mit lautem Applaus empfangen. Der Augsburger Kripobeamte hatte sich mit seiner Rede auf der Berliner Corona-Demo am Wochenende zuvor ein Disziplinarverfahren eingehandelt. Seitdem wird der Kriminalhauptkommissar nur noch im Innendienst eingesetzt. „Ich will betonen, dass dies heute eine Rede als Privatmann ist“, sagt er zu der Menge, um sich dann für die Welle der Solidarität zu bedanken, die er in den vergangenen Tagen erfahren habe. „Dass ich davon überrollt werde, hätte ich nicht erwartet. Ich bin überzeugt, dass es viel mehr kritische Polizisten gibt.“

    Etliche Polizisten sind im Übrigen an diesem Samstagnachmittag am Ulrichsplatz im Einsatz. Sie haben das Ende der Maximilianstraße sowie einen Teil des Milchbergs und der Weiten Gasse abgeriegelt. Ursprünglich hatten die Veranstalter den Elias-Holl-Platz für die Kundgebung vorgesehen. Weil Polizei und Ordnungsamt mit möglicherweise mehr als den angemeldeten 250 Teilnehmern rechneten, wurde die Veranstaltung auf den Ulrichsplatz verlegt. Letztendlich blieb es laut Polizei aber bei der Teilnehmerzahl von 250.

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