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Augsburg: Gegen die Fahrtrichtung: Polizei will Geisterradler sensibilisieren

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Gegen die Fahrtrichtung: Polizei will Geisterradler sensibilisieren

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    Die Polizei kontrolliert in Augsburg Radfahrer, die entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind, also sogenannte Geisterradler.
    Die Polizei kontrolliert in Augsburg Radfahrer, die entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind, also sogenannte Geisterradler. Foto: Michael Hochgemuth

    Die meisten Radfahrerinnen und Radfahrer, die von der Polizei an diesem Montagvormittag angehalten werden, reagieren gelassen. Sie sind an der Bürgermeister-Ackermann-Straße unterwegs, meist auf dem Weg zur Arbeit oder in die Stadt; die Beamten haben sich an den Ausfahrten zur Hessenbachstraße positioniert und stoppen mehr oder weniger jeden Radler, der hier vorbeikommt. Oft entwickeln sich kleine, harmlose Gespräche. Am Fahrradfahren ist ja auch nichts Verbotenes dabei, so grundsätzlich. Manchmal aber kontrolliert die Polizei hier auch Radfahrer, die entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind, also sogenannte Geisterradler. Das ist nicht erlaubt, es gibt ein Bußgeld von 20 Euro. Die Polizei sieht ein größeres Problem an dieser Stelle, und in Augsburg generell.

    Rein statistisch ging die Zahl der Verkehrsunfälle in der Stadt, an denen Radfahrer beteiligt waren, zuletzt deutlich zurück, ebenso die Zahl der Karambolagen, die Radler verursachten. 2021 waren im Augsburger Stadtgebiet 582 Radfahrer an Unfällen beteiligt, der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre und deutlich weniger als 2020, wo es 737 gewesen waren. In 399 Fällen waren demnach Radler und Radlerinnen für den Unfall verantwortlich, auch das sind deutlich weniger als sonst in Augsburg üblich. Doch das Zahlenmaterial der Polizei für das Jahr 2021 ist vermutlich für künftige Entwicklungen wenig aussagekräftig, dürften doch der lange Lockdown in dem Jahr und die Corona-Krise allgemein eher eine Sondersituation geschaffen haben.

    Bianca Fuchs ist Polizeihauptmeisterin bei der Verkehrspolizei.
    Bianca Fuchs ist Polizeihauptmeisterin bei der Verkehrspolizei. Foto: Michael Hochgemuth

    Geisterradler in Augsburg: Polizei kontrolliert an Schwerpunkten

    Bianca Fuchs, Polizeihauptmeisterin bei der Verkehrspolizei, sagt an diesem Vormittag jedenfalls: "Mit Geisterradlern haben wir schon länger ein Problem." Nicht nur, aber auch an dieser Stelle. Alleine im vergangenen Jahr gab es hier nach Angaben der Beamten vor Ort drei Unfälle mit Geisterradlern, in den vergangenen drei Jahren waren es um die zehn. Die Polizei möchte mit der Aktion Fahrradfahrer sensibilisieren, auf die Verkehrssicherheit zu achten. Denn von Geisterradlern kann Gefahr drohen. Es gibt Ausnahmefälle wie jenen im vergangenen Jahr, als ein Mann mit seinem Rad entgegen der Fahrtrichtung unterwegs gewesen und mit Absicht mit einem Kontrolleur kollidiert sein soll – oft droht die Gefahr aber vor allem den Radfahrern selbst.

    In dieser Woche führt die Polizei im Stadtgebiet mehrere Schwerpunktkontrollen bei Fahrradfahrern durch, am Montag etwa an jenem Standpunkt an der Bürgermeister-Ackermann-Straße. Dazu werden in einer gemeinsamen Aktion der Polizei, der Stadt und der Verkehrswacht auch Schilder angebracht, auf denen "Geisterradler, Stop" steht. Nach Auskunft von Martin Schomanek, Vorsitzender der Verkehrswacht in Augsburg, sollen die Schilder auch an weiteren Standorten in der Stadt montiert werden. Es gehe um die Verkehrssicherheit der Fahrradfahrer, aber auch anderer Verkehrsteilnehmer, die in Unfälle mit Geisterradlern verwickelt werden könnten, etwa Senioren und Kinder, sagt Schomanek.

    Radfahrern, die entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind, droht ein Bußgeld.
    Radfahrern, die entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind, droht ein Bußgeld. Foto: Michael Hochgemuth

    An diesem Vormittag geht es allerdings bei der Schwerpunktkontrolle der Polizei an der Hessenbachstraße oft um kleinere Dinge. Haben die Fahrräder vorne wie hinten Licht, gibt es eine Klingel, funktionieren die Bremsen? Bei einem Mann, der gerade auf dem Weg zur Arbeit ist, funktionieren sie nicht, zumindest hinten nicht. Eine Polizistin fordert ihn auf, den Rest des Weges zu schieben, das Fahrrad sei auf diese Art nicht sicher. Was der Mann dann auch macht. Überrascht sei er schon über die Aktion, sagt der Mann gegenüber unserer Redaktion, als er zu Fuß weitergeht. Kein Wunder, schließlich finden derartige Kontrollen nicht ständig statt, und schon gar nicht sind normalerweise gut zehn Polizeibeamte und ein halbes Dutzend Presseleute dabei. Wütend aber sei er nicht, es stimme ja, die Bremse hinten funktioniere nicht.

    Fahrradkontrolle in Augsburg: Polizei checkt Räder auf Sicherheit

    Auch Rosa Kopold, 83, wird an diesem Tag an der Bürgermeister-Ackermann-Straße angehalten und kontrolliert. Es ist ihre erste Fahrradkontrolle überhaupt, wie sie berichtet, die Rentnerin war gerade mit ihrem Pedelec auf dem Weg zum Gartenmarkt Dehner. Zwischen ihr und einer Polizistin entwickelt sich ein kleines Gespräch; die Beamtin macht, was sie an diesem Tag häufiger macht, sie bescheinigt einer Radlerin, ein gut funktionierendes Fortbewegungsmittel zu haben. Keine Probleme also auf dem Weg zum Dehner.

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