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Augsburg: Gastro macht dem Handel im Kampf um Leerstand Konkurrenz

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Gastro macht dem Handel im Kampf um Leerstand Konkurrenz

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    Die Eisdiele Stanghetto betreibt unter anderem in Günzburg eine Filiale mit Außenbewirtung. Nun kommt sie nach Augsburg an den Königsplatz.
    Die Eisdiele Stanghetto betreibt unter anderem in Günzburg eine Filiale mit Außenbewirtung. Nun kommt sie nach Augsburg an den Königsplatz. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    Gastronomie ersetzt Handel: In der ehemaligen Filiale des Modehauses Orsay am Königsplatz wird bald eine Eisdiele einziehen. Vorher werden die Räume nach den Wünschen des Mieters umgebaut. Der künftige Betreiber setzt zudem auf eine Außenbewirtung am belebten Königsplatz. Das Unternehmen betreibt bereits Eisdielen in Günzburg, Leipheim und Heidenheim. Die Nachfrage nach Gastroflächen nimmt tendenziell zu - dies bestätigt die Stadt Augsburg. Es gebe jedoch Hürden, warum nicht jeder interessierte Bewerber zum Zug kommt.

    Einkaufen in der Stadt: Augsburg fehlen Kunden aus dem Umland

    Immobilienvertreter erkennen ebenfalls einen hohen Bedarf. Ein Café oder ein Lokal zu eröffnen, sei der Wunsch von vielen Bewerbern, die sich für Leerstände interessieren. Die Situation des Handels sei weiter schwierig, sagt Dominik Lange, Vorstand der Peter Wagner Immobilien AG. Neben dem grundsätzlichen Strukturwandel seien noch immer die Nachwehen der Corona-Pandemie sowie Folgen der Inflation zu spüren. Einem Teil der Kunden fehle es an Kaufkraft. Andreas Gärtner, Geschäftsführer des schwäbischen Einzelhandelsverbands, erkennt hier ein generelles Problem. Es müsse gelingen, wieder mehr Kunden aus dem Umland nach Augsburg zu bringen. Der Handel sei wichtig, aber auch die Gastronomie und das kulturelle Leben tragen zur Attraktivität der Innenstadt bei.

    In der Bahnhofstraße 2 beim Königsplatz wird eine Eisdiele eröffnen.
    In der Bahnhofstraße 2 beim Königsplatz wird eine Eisdiele eröffnen. Foto: Michael Hörmann

    Bei Immobilienfirmen stoßen Flächen, die für Gastro geeignet sind, generell auf Interesse. "Eine stärkere Nachfrage besteht nach Flächen für Gastronomie, es handelt sich dabei auch mitunter um Teilflächen", sagt Lange. Die Realisierung sei aufgrund einer notwendigen bauordnungsrechtlichen Nutzungsänderung in vielen Teilen der Stadt nicht möglich. 

    Baureferent Gerd Merkle verweist auf das Planungsrecht

    Baureferent Gerd Merkle (CSU) erläutert, dass die Stadt "grundsätzlich niemandem die Nutzung verwehrt". Ob Gastronomie an einer Stelle zulässig sei oder nicht, richte sich nach den planungsrechtlichen Randbedingungen am jeweiligen Standort. Gibt es einen Bebauungsplan oder handelt es sich um einen unbeplanten Innenbereich, wie er im Baugesetzbuch geregelt ist? Ferner sei zu klären, um welche Art von Baugebiet es sich handle, Wohngebiet oder Mischgebiet? Merkle: "Es muss immer der Einzelfall betrachtet werden, pauschale Aussagen sind nicht möglich." Neben Planungsrecht gebe es andere Anforderungen, die erfüllt werden müssen, etwa Stellplätze oder Immissionsschutz.

    In der Holzbachstraße hat nach 26 Jahren ein Gastronomie-Wechsel stattgefunden. Jetzt befindet sich im Lokal an der Wertach das Steakhaus "Abacco's".
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    Die Gastro-Szene in Augsburg wächst. Auch dieses Jahr haben wieder einige neue Restaurants aufgemacht – teilweise mit ausgefallenen Konzepten.

    Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) freut sich über möglichst wenige Leerstände im Stadtgebiet: "Auch bei der Stadt melden sich viele Interessenten, die auf der Suche nach Gastroflächen sind." Vor allem der Kernbereich der Innenstadt sei gefragt. Hübschle verweist auf die Bedeutung von Cafés, Lokalen und Restaurants: "Ein vielfältiges gastronomisches Angebot ist ein wichtiger Baustein für eine belebte und lebenswerte Stadt." Die Ergebnisse von Passantenbefragungen bestätigten den Trend. Die Gastronomie ist seit mehreren Jahren nach dem „Einkaufen“ der zweithäufigste Grund für einen Innenstadtbesuch. 

    Eine Neuentwicklung wie aktuell die Eisdiele am Kö sei im Sinne der Innenstadtbelebung wünschenswert und zu begrüßen, so der Wirtschaftsreferent. Ein anderes Beispiel gibt es in der Philippine-Welser-Straße. Der Modeladen "Into the Wild" im früheren Wein-Bayerl-Geschäft hat eine Außengastronomie. Mieterin Sophia Humbaur klagt allerdings über viele bürokratische Vorgaben, die ihr die Umsetzung schwergemacht hätten.

    Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle erwähnt mögliche Konfliktfelder

    Hübschle sieht das Positive: "Durch eine Nutzungsänderung können Flächen, die aufgrund von Größe, Lage oder Zuschnitt für Einzelhandelsnutzungen nur noch bedingt geeignet sind, wieder einer attraktiven Nachnutzung zugeführt werden." Die Stadt begrüße es, wenn sich attraktive und innovative Gastrokonzepte in der Innenstadt ansiedeln. "Andererseits darf es durch neue Gastronomie nicht zu Konflikten mit den anderen Nutzungen kommen", so Hübschle. Häufige Konfliktpunkte seien die Lärmbelastung der Anwohner oder Gehwege, die durch Außengastronomie verstellt sind.

    Das Geschäft "Into the Wild" ist in der Philippine-Welser-Straße.
    Das Geschäft "Into the Wild" ist in der Philippine-Welser-Straße. Foto: Silvio Wyszengrad

    Im Baureferat verweist man auf verfahrensrechtliche Schritte. In vielen Fällen sei für eine als Ladenfläche genehmigte Fläche die Erteilung einer Gaststättenerlaubnis für den Innenbereich grundsätzlich möglich. "Voraussetzung ist, dass für die gastronomische Nutzung in der jeweils beabsichtigten Betriebsform eine Baugenehmigung vorliegt", sagt Baureferent Merkle. 

    Ein weiterer Aspekt: An der Flächengröße bemisst sich die Höhe der Stellplatzablöse. Weitere Anforderungen könnten Gästetoiletten sein. Am Ende sei es stets die Entscheidung von Eigentümer und Mieter, ob sie das Projekt anpacken, sagt Merkle. 

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