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Augsburg: Angebot für Ganztagsbetreuung muss ausgebaut werden – doch es schrumpft

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Angebot für Ganztagsbetreuung muss ausgebaut werden – doch es schrumpft

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    Derzeit gibt es in Augsburg 3800 Plätze in schulischen Ganztagsbildungsangeboten. Wenn der Rechtsanspruch für Grundschulkinder von der 1. bis zur 4. Jahrgangsstufe in Kraft tritt rechnet die Stadt mit knapp 3000 zusätzlichen Plätzen, die aufgebaut werden müssten.
    Derzeit gibt es in Augsburg 3800 Plätze in schulischen Ganztagsbildungsangeboten. Wenn der Rechtsanspruch für Grundschulkinder von der 1. bis zur 4. Jahrgangsstufe in Kraft tritt rechnet die Stadt mit knapp 3000 zusätzlichen Plätzen, die aufgebaut werden müssten. Foto: Patrick Seeger, dpa

    Der Doppelhaushalt 2024/2025 des Freistaats ist bisher nicht unter Dach und Fach. Die Augsburger Grünen-Landtagsabgeordnete Stephanie Schuhknecht kritisierte deshalb kürzlich, dass die Staatsregierung die sozialen Träger hängen lasse – und das in ohnehin schon schwierigen Zeiten. Durch diese Hängepartie würde die Finanzierung der Ganztagsbetreuung von vielen Schulen in der Luft hängen, so Schuhknecht. An Augsburger Schulen haben sich die ersten Träger aus der

    Der Rechtsanspruch für Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder rückt langsam in greifbare Nähe. Ab dem Schuljahr 2026/2027 tritt er erstmals für die Kinder der ersten Klassen in Kraft und wird bis zum Schuljahr 2029/2030 für alle Kinder der 1. bis 4. Jahrgangsstufe ausgebaut. In den kommenden Jahren müsste eigentlich das Angebot ausgebaut werden, will man künftig den Bedarf decken. Doch nun steigen Träger aus dem Angebot aus. Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) wisse aus Gesprächen mit den Trägern schulischer Angebote, dass es immer mehr Probleme bei der Realisierung der Ganztagsbetreuung gebe. Wie im gesamten pädagogischen Bereich fehle es auch dort an qualifiziertem Personal und Fachkräften. Zudem mangele es an einer auskömmlichen Finanzierung durch den Freistaat, betont Wild. "Beim offenen und gebundenen Ganztag handelt es sich um ein rein schulisches, also staatliches Angebot, das vom Freistaat adäquat finanziert werden muss. Derzeit ist das ganze System leider durch nicht ausreichend staatliche Mittel unterfinanziert." Das Defizit könne auch durch eventuelle Elternbeiträge nicht kompensiert werden, stellt Wild fest. Beim offenen und gebundenen Ganztag könnten keine Elternbeiträge erhoben werden, da es sich um ein rein schulisches Angebot handele.

    Träger an drei Schulen in Augsburg haben sich aus der Ganztagsbetreuung zurückgezogen

    Die Unterfinanzierung des Angebots hat auch in Augsburg Konsequenzen: Träger an drei Schulen haben sich zurückgezogen, teilt Martina Wild auf Anfrage mit. Neben dem Rückzug gebe es Träger, die einen Ausstieg angekündigt hätten. Die betroffenen Schulen stünden derzeit auch in Gesprächen mit den Eltern. Hier gelte es, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, so Wild. "An zwei Schulen, an denen ein Trägerverlust drohte, kann das bestehende Angebot dank guter Gespräche unter Federführung des Referats für Bildung und Migration vorerst fortgesetzt werden." Um welche Träger und um welche Schulen es sich handelt, wollte die Bildungsreferentin zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht kommunizieren. 

    Der Augsburger Stadtjugendring (SJR) engagiert sich derzeit noch an fünf Schulen in der Ganztagsbetreuung – dreimal bietet er offenes Ganztagsangebot (OGTS) an, zweimal einen gebundenen Ganztag. "An der Werner-Egk-Schule steigen wir aus dem gebundenen Ganztagsangebot aus, weil die Finanzierung nicht stimmt", sagt SJR-Geschäftsführer Helmut Jesske. Das gebundene Ganztagsangebot werde vom Freistaat noch schlechter finanziert als das offene Angebot. Weil der SJR zu wenig Geld vom Freistaat erhalte und das Angebot somit defizitär ist, müsse er die Ganztagsbetreuung selber quer finanzieren. "Dieses System fährt komplett an die Wand", sagt Jesske. Spätestens wenn der Rechtsanspruch gelte, werde das Problem den Kommunen auf die Füße fallen, da sie dann unter Zugzwang stehen. "Reiche Kommunen können sicherlich die Restfinanzierung übernehmen. Aber wie sieht es da in Augsburg aus?", fragt sich Jesske. Der SJR will die Schulen nicht im Stich lassen, weil sie die Not der Schulen sehen, so der SJR-Geschäftsführer. Der Freistaat müsse sich aber bewegen, will er verhindern, dass weitere Träger abspringen, weiß er. 

    Durch einen Runden Tisch will die Stadt das bestehende Angebot stabilisieren

    Um zu unterstützen, bestehende Plätze zu erhalten und weitere Verluste zu verhindern, hat die Stadt einen Runden Tisch für Ganztagsbetreuungsangebote ins Leben gerufen. So sollen die bestehenden Angebote weiter stabilisiert werden. "Derzeit läuft eine Abfrage bei den Trägern von Mittagsbetreuungen und OGTS zur aktuellen Situation, um gemeinsam eine Strategie zu entwickeln. Auch das Staatliche Schulamt und die Schulen selbst sehen wir hier in der Pflicht", betont Wild. Auch die Mittagsbetreuung in Augsburg ist von dem Ausstieg von Trägern betroffen. Für Jesske führt diese Entwicklung zu einem gesellschaftlichen Problem. "So können Fachkräfte nicht oder müssen weniger arbeiten, weil es an einem Betreuungsplatz für das Kind fehlt."

    Derzeit gibt es 3800 Plätze in schulischen Ganztagsbildungsangeboten, im Bereich der Jugendhilfe gibt es bei den freien Trägern 1640 Schulkinder in Kindertageseinrichtungen. Bei der Trägerin Kita Stadt Augsburg werden 987 Schulkinder betreut. "Wie im restlichen Bereich der Kindertagesbetreuung ist auch hier eine gesteigerte Nachfrage im Hortbereich sowie im Bereich der schulischen Angebote spürbar", betont Wild. Es müssen weitere Plätze geschaffen werden. Für den nahenden Ausbau wurde ein Bedarf von zusätzlich knapp 3000 Plätzen errechnet.

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