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Augsburg: Ganztagsbetreuung für Schulkinder kommt ab 2026 – aber nicht für alle

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Ganztagsbetreuung für Schulkinder kommt ab 2026 – aber nicht für alle

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    Wer für sein Schulkind einen Platz in der Mittagsbetreuung ergattert, kann sich oft glücklich schätzen. In Haunstetten fehlen Plätze, und eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht. Die Schulen können keine weiteren Räume zur Verfügung stellen.
    Wer für sein Schulkind einen Platz in der Mittagsbetreuung ergattert, kann sich oft glücklich schätzen. In Haunstetten fehlen Plätze, und eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht. Die Schulen können keine weiteren Räume zur Verfügung stellen. Foto: U. Anspach, dpa (Symbol)

    Die Uhr tickt bis zum Schuljahr 2026/27: Dann tritt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder stufenweise in Kraft. Speziell Hortplätze sind in vielen Augsburger Stadtteilen Mangelware. Doch bevor in dreieinhalb Jahren das Angebot für die ersten Klassen der Augsburger Grundschulen beginnt, muss noch einiges passieren. Es fehlt an Betreuungsplätzen, an Personal, an Geld und auch an den passenden Räumen der oft sanierungsbedürftigen Schulen. Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) gibt offen zu, dass es "unrealistisch" sei, den Anspruch ab 2026 voll zu erfüllen. Zuletzt stellte die Stadt im Stadtrat ihre Überlegungen vor – von der Sozialfraktion gab es scharfe Kritik. Das Konzept sei grundsätzlich gut, das Bildungsreferat sei aber viel zu spät dran, so die Opposition. 

    Wild setzt darauf, zusammen mit externen Partnern aus der Jugendhilfe in einer Kooperation die Ganztagsangebote in Schulen umzusetzen. In Bayern wurde das Modell in den vergangenen Jahren bereits an ausgewählten Standorten eingeführt. Das Konzept sieht neben der Grundschule einen Ganztagskooperationspartner vor.

    Heute fehlen schon knapp 2800 Betreuungsplätze in Augsburg

    Aktuell werden knapp 62 Prozent der Augsburger Grundschulkinder auch am Nachmittag betreut. Allgemein wird in den Kommunen davon ausgegangen, dass der Bedarf – wenn der Rechtsanspruch erst einmal da ist – auf 90 Prozent steigen wird. Ein Problem: Insgesamt fehlten – wenn der Rechtsanspruch heute bereits gültig wäre – 2759 Betreuungsplätze in der Stadt, um auf eine durchschnittliche Betreuungsquote von 90 Prozent zu kommen, so der städtische Bildungsplaner Klaus Maciol. 

    Bildungsbürgermeisterin Wild, sagt, dass angesichts der Größe der Aufgabe die Schritte zu einer vollständigen Erfüllung des Anspruchs unter der "Vorbehalt der Finanzierbarkeit" im Rahmen der jeweiligen Haushalte stehe. Schließlich müsse die Stadt parallel Schulen sanieren und die Grundschulen vergrößern, um dem Bevölkerungswachstum gerecht zu werden. Fettgedruckt ist im Beschlussvorschlag an den Stadtrat zur räumlichen Entwicklung zu lesen, dass angesichts der angespannten städtischen Haushaltslage es "unrealistisch" ist, den Rechtsanspruch ab 2026 vollumfänglich erfüllen zu können. 

    In München wurde der Kooperative Ganztag 2018 in der ersten Grundschule eingeführt

    "Augsburg macht sich auf den Weg, aber zu spät", kritisiert Tatjana Dörfler (Sozialfraktion). Seit 2018 sei der Rechtsanspruch in der bundesweiten Diskussion gewesen, seit 2021 im Gesetz verankert. "München hat bereits 2018 mit der Kooperative Ganztagsbildung angefangen. Mit dem Schuljahr 2023/2024 wird es an 30 Münchner Grundschulen eingeführt sein", sagte sie. In

    Sozialfraktionsvorsitzender Florian Freund erinnerte an die von seiner Fraktion in Auftrag gegebene Studie "Soziale Stadt Augsburg". Die Anzahl der von Armut betroffenen Kinder sei in den vergangenen zehn Jahren rückläufig, war ein Ergebnis. "Das hat unmittelbar mit dem Ausbau der Kinderbetreuungsplätze zu tun, die Eltern ermöglichen, arbeiten gehen zu können", sagte er. Deshalb müsse jetzt alles dafür getan werden, dass es genügend Betreuungsplätze im Grundschulbereich gebe. Er könne nicht verstehen, dass noch vor einem Jahr betont worden sei, dass trotz Theaterfinanzierung alles "Notwendige" möglich sei und – nur ein Jahr später – auf fehlendes Geld Bezug genommen werde. Ihm ist das Konzept deshalb zu "wenig ambitioniert". Regina Stuber-Schneider (Bürgerliche Mitte) brach eine Lanze für das in ihren Augen "sehr wohl ambitionierte Konzept". Das darauf hingewiesen werde, dass eine Umsetzung bis 2026 unrealistisch sei, finde sie "nur ehrlich". 

    CSU-Stadtrat Max Weinkamm betonte, dass es im Städtetag alle Kommunen geklagt hätten, dass sie diese Aufgabe nicht rechtzeitig stemmen könnten und ausbaden müssten, was der Bund beschlossen habe. Das sei kein Augsburger Problem. Eva-Maria Hermanns, Leiterin des Amts für Kindertagesbetreuung, sagt, dass sie für die rund 3000 fehlenden Betreuungsplätze 800 bis 850 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigten. "Die werden nicht einfach vom Himmel fallen." 

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