Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Stadt will Außengastronomie neu regeln: Für Gastro-Tische fallen Parkplätze weg

Augsburg

Stadt will Außengastronomie neu regeln: Für Gastro-Tische fallen Parkplätze weg

    • |
    Die Stadt will mehr Außengastronomie erlauben.
    Die Stadt will mehr Außengastronomie erlauben. Foto: Annette Zoepf

    Er habe so gehofft, dass er weiterhin auf den beiden Parkplätzen vor seinem Lokal bestuhlen und die Gäste bewirten darf. Rainer Thum von der Sushibar auf dem Kreuz sagt, er sei glücklich über die sich abzeichnende Entscheidung der Stadt. Denn die will nach den Erfahrungen in den Corona-Sommern dauerhaft mehr Freiheiten für die Außengastronomie schaffen. Auto-Stellplätze am Straßenrand sollen künftig jeden Sommer als zusätzliche Bewirtungsfläche genutzt werden dürfen. Bei Augsburger Gastronominnen und Gastronomen wird die Idee mit Freude begrüßt. Zwischen Anfang März und Ende Oktober soll es nach Antrag möglich sein, Tische und Stühle auch auf Stellplätzen vor dem Lokal zu platzieren. Im vergangenen Jahr haben 22 Lokale solche "Schanigärten" eingerichtet, für die jeweils zwei bis vier Parkplätze wegfallen. 

    Formal wird die Parkplatz-Umnutzung erst am Donnerstag im Stadtrat beschlossen, allerdings ist mit einer Mehrheit zu rechnen. Die Verwaltung merkt an, dass die Bestuhlung in den Parkbuchten zu Wildwuchs geführt habe. Manche Wirte besorgten sich Rankgitter aus dem Baumarkt, viele stellten Warnbaken wie bei einer Baustelle als Begrenzung auf die Straße. Die Stadt fordert jetzt Pflanzkübel im Abstand von zwei bis drei Metern sowie, je nach geltendem Tempo-Limit, ein Gitter, ein Holzpodest auf Gehsteigniveau oder ein befestigtes Geländer. Baustellenbaken soll es nicht mehr geben. An den Ecken müssen aber reflektierende Markierungen angebracht werden. 

    Augsburger Gastronom lobt Stadt: "Für uns war das Corona-Hilfe pur"

    Werner Bahmann vom Picnic in der Maximilianstraße zählte zu den Ersten, die das Angebot während der Pandemie ergriffen. "Was sich die Stadt da einfallen ließ, war stark. Für uns war das Corona-Hilfe pur", lobt Bahmann. Dass aus dieser "Notlösung" nun aller Voraussicht nach eine dauerhafte Möglichkeit wird, findet der Gastronom großartig. Auch, weil er und sein Kompagnon Vitaluccio Bellano einiges in die zunächst vorübergehende Außengestaltung investiert hatten. "Wir haben viele Pflanzen gekauft, die in den Wintermonaten bei einer Gärtnerei eingelagert werden. Das alles kostet ja auch was." 

    Die Sushibar Auf dem Kreuz hat durch ihr Podest 20 Plätze in der Außengastronomie dazu gewonnen.
    Die Sushibar Auf dem Kreuz hat durch ihr Podest 20 Plätze in der Außengastronomie dazu gewonnen. Foto: Rainer Thum

    In den Gestaltungsrichtlinien für die zusätzliche Außengastronomie werden, wie schon bisher, auch Dinge wie die Sonnenschirmgestaltung, Tisch- und Stuhlfarbe oder das Verbot von Heizstrahlern festgelegt. Auch die Größe von Werbereitern vor Geschäften, die in der Vergangenheit teils Gehsteige zustellten, ist darin geregelt. Mitunter entzündet sich immer wieder Kritik von Gewerbetreibenden an den Regelungen. Zuletzt gab es Ärger wegen der Tische vor dem "Il Gabbiano" – die sind nach den bisherigen Richtlinien verboten und werden es auch in Zukunft sein. In der Maximilianstraße sollen die Hauswände grundsätzlich frei bleiben von Bestuhlung, allerdings gibt es einige definierte Ausnahmen. 

    In die Neuregelung hat die Stadt auch einige Lockerungen einfließen lassen, etwa, dass das Außengastro-Mobiliar bei einem Betrieb auch unterschiedlich groß sein darf (aber identisch gestaltet sein muss) oder Geschäfte Pflanzkübel vor den Laden stellen dürfen. Die Club- und Kulturkommission sieht als Sprachrohr eines Teils der Augsburger Gastronomie aber weiterhin zu enge Regeln, etwa, dass Sonnenschirme keine Fremdwerbung tragen dürfen, keine Zapfanlagen im Freien aufgestellt werden dürfen oder Gastroflächen nicht zusätzlich von Wirten beleuchtet werden dürfen. Die Stadtverwaltung hingegen fürchtet einen Wildwuchs im Erscheinungsbild. 

    Sportkind-Streit: Noch keine Klarheit zu Schaufenstern

    Die Gestaltungssatzung hat noch nichts mit der künftigen Regelung zur Schaufenstergestaltung zu tun. Diese wurde nach den Diskussionen um die Monitore im Sportkind-Schaufenster am Rathausplatz angestoßen. Die Verwaltung wollte mit Rückendeckung des Bauausschusses die dort installierten großflächigen Monitore verbieten, Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) grätschte am Ende dazwischen, nachdem inzwischen viele Innenstadtgeschäfte mit Monitoren arbeiten. Laut bisherigen Regelungen sind die Monitore allerdings nicht zulässig. Fraktionsübergreifend verständigte man sich daraufhin auf eine Neuregelung. Laut dem zuständigen Wirtschaftsreferenten Wolfgang Hübschle (CSU) finden noch Abstimmungsgespräche statt. "Es wurden konkrete Inhalte und Regelungsvorschläge diskutiert, die nun in einen Entwurf umgesetzt werden", so Hübschle. Das letzte Wort wird der Stadtrat haben.

    Werner Bahmann vom Picnic und Rainer Thum von der Sushibar sind auf die Gestaltungsrichtlinien gespannt. Thum hätte noch gerne die Möglichkeit für eine Überdachung für seine zusätzlichen 20 Sitzgelegenheiten am Straßenrand gehabt, "doch das wurde uns leider nicht erlaubt". Die Picnic-Betreiber jedenfalls werden demnächst ihre Pflanzen aus der Winterunterkunft abholen. Dann arrangieren sie die Palmen, Oliven-, Zitronen- und Orangenbäumchen wieder zwischen den einzelnen Tischen auf der Maxstraße. "Das passt doch zur schönsten Straße in der nördlichsten Stadt Italiens", befindet Werner Bahmann mit einem Augenzwinkern.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden