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Augsburg: Fußgängerzone Maxstraße - Resümee nach 4 Wochen

Augsburg

Fußgängerzone Maxstraße: Nach vier Wochen fällt das Resümee gemischt aus

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    Der Verkehrsversuch in der Augsburger Maximilianstraße läuft seit etwa einem Monat. Bei Ladeninhabern kommt er unterschiedlich gut an.
    Der Verkehrsversuch in der Augsburger Maximilianstraße läuft seit etwa einem Monat. Bei Ladeninhabern kommt er unterschiedlich gut an. Foto: Michael Hochgemuth

    Seit ein kurzer Teil der Augsburger Maximilian- und der benachbarten Straßen Fußgängerzone ist, ist im Skate- und Modegeschäft "Titus" in der Wintergasse einiges anders geworden: "Es kommen immer mehr seltsame Menschen", sagt ein Verkäufer - und meint das positiv. In den vergangenen Wochen seien nicht nur die klassischen Kunden da gewesen, sondern auch viele Touristen. Vor allem samstags sei der Laden jetzt zu allen Zeiten voll, während es vorher über die Mittagszeit Durststrecken gab. Viele Anliegerinnen und Anlieger beobachten seit dem Start des Versuchs genau, wie die autoarme Zone angenommen wird. Ein erstes Resümee. 

    Im Modegeschäft "Oui" empfinden die Beschäftigten die Maximilianstraße nun als viel freundlicher. Filialleiterin Fatos Kutlucan hätte sich jedoch "eine richtige grüne Oase" vor ihrer Ladentüre gewünscht. Für sie ist auch immer noch zu viel Verkehr in der Einkaufstraße. Was das Geschäftliche betrifft, will sie sich überraschen lassen. 

    Autoarme Maximilianstraße: Die Probephase ist gut angelaufen

    "Bis man wirklich etwas zu den Auswirkungen auf den Umsatz sagen kann, muss man noch deutlich länger abwarten", sagt auch Optiker Michael Lehnert. Sein Umsatz sei abhängig vom Wetter und davon, dass die Leute dicht am Laden vorbeigehen, um ins Schaufenster sehen zu können. Wenn in Zukunft mehr Leute unterwegs wären, sei das gut. Wenn jedoch vermehrt die Mitte der Straße zum Flanieren benutzt wird, befürchtet er weniger Kundschaft. Grundsätzlich ist die Probephase aus seiner Sicht gut angelaufen, was ihn jedoch stört: "Wir sind dreimal gefragt worden, ob wir eine Fußgängerzone wollen. Dreimal waren wir eher kritisch. Und jetzt hat man das trotzdem gemacht." 

    Kritik hat auch Florian Schwarz, Inhaber der Stern-Apotheke: "Die Kundinnen und Kunden spiegeln uns wider, dass sie es nicht gut finden, dass wir mit dem Auto nicht mehr zu erreichen sind." Vor allem, wenn seine Apotheke Notdienst habe, häuften sich die Klagen. Schwarz ist ein Notdienst gut in Erinnerung: Großeltern steuerten im Auftrag der Enkelin gegen Mitternacht die Stern-mussten 50 Euro bezahlen, weil sie durch die Fußgängerzone gefahren seien. "Sie haben gesagt, dass sie zur Apotheke müssten, aber das hat offenbar nichts genutzt", so Schwarz. Speziell für den Notdienst sieht er daher die weitere Entwicklung kritisch, zumal die Maxstraße seit 26. Mai in den Nächten auf Freitag, Samstag und Sonntag auch zwischen Herkulesbrunnen und St. Ulrich für Autos gesperrt wird. "Erklären sie mal Eltern, die uns am Wochenende als Notdienst-Apotheke aufsuchen, dass sie mit dem kranken Kind erst einmal einen Spaziergang machen müssen, weil man nicht mehr kurz vor der Türe halten kann." 

    Schon immer sei die Anfahrt zu seiner Apotheke aufgrund der Innenstadtlage kritisch gewesen, 25 Jahre lang hätten Ordnungsdienst und Polizei aber mit Fingerspitzengefühl gehandelt und solche Fahrten nicht geahndet. Jetzt werde durchgegriffen - während Taxen weiter ungehindert passieren, auch wenn sie keinen Fahrgast abholen oder bringen. Dass für sie und die Gäste des Hotels Maximilians' eine Ausnahme gilt, sei nicht gerecht.

    Augsburger Händler ärgern sich über Sperrung der Maximilianstraße

    Das findet auch Patrick Scheerer, Niederlassungsleiter von Degussa: "Das hat mit Gleichbehandlung nichts zu tun." Sein Schreiben an die Stadt, auch für seine Kunden eine Ausnahmegenehmigung zu erlassen, sei bislang nicht beantwortet worden. Weil es beim Goldhandel oft um hohe Summen oder Gewicht ginge, sei eine direkte Erreichbarkeit mit dem Auto nötig. Im Moment sei das Geschäft rückläufig so Scheerer, allerdings will er dies nicht in direkten Zusammenhang mit den Veränderungen auf der Maxstraße bringen. "Für ein solches Fazit ist es nach vier Wochen zu früh." An eine positive Entwicklung der neuen Flaniermeile für sein Geschäft kann er dennoch nicht so recht glauben. Dies sei möglicherweise, neben anderen Faktoren, der Auslöser, sich nach einem neuen Standort umzusehen. 

    Auch für Gerald Jakob, Inhaber des High Fidelity Studios in der Dominikanergasse, bleibt die Fußgängerzone ein Aufreger: "Es ist noch schlimmer als gedacht." Er stört sich vor allem an der Gestaltung und der Umsetzung des Projekts. "Beides ist absolut misslungen." Er sei nicht grundsätzlich gegen eine autofreie Maxstraße, wäre aber - wie andere Kolleginnen und Kollegen auch - gerne in die Planungen eingebunden worden. "So sind wir überfahren worden und konnten angesichts der jetzt geltenden Regeln nur dagegen sein." Der Kompromissvorschlag einiger Händler, die Straße erst ab dem Abend zu sperren, sei nie ernsthaft diskutiert worden. 

    Fürst Fugger Privatbank sieht autofreie Maxstraße positiv

    Bei der Fürst Fugger Privatbank dagegen ist man angetan. Von vielen Kunden höre man gutes Feedback, weggefallene Parkflächen seien kein Problem. Kundinnen und Kunden würden öffentliche Parkgaragen nutzen und schließen dem Besuch bei der Bank nun einen Stadtbummel an. "Wir können uns gut vorstellen, dass diese Maßnahmen die Aufenthaltsqualität in der Maxstraße steigern wird", so eine Sprecherin. Ähnliches erwarten die Betreiber des Restaurants Picnic. Man gehe davon aus, dass das Projekt positive Effekte haben werde - auch, weil mehr Flächen für die Außenbewirtung zur Verfügung stehen. 

    Im Buchladen Rieger & Kranzfelder ist der erste Eindruck gemischt. Bisher sei zwar weniger los, meint Inhaberin Brigitte Meyr. "Aber das muss sich einschleifen." Sie verweist auf die Bänke vor dem Buchladen, die gut angenommen würden. Meyr erhofft sich dadurch eine stärkere Wahrnehmung des Buchladens. "Angenehm ruhig" empfindet man die Fußgängerzone im Linea-Einrichtungsgeschäft. Kunden, die schwere Möbel abholen müssen, unterstütze man durch Terminvereinbarungen.

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