Am Montag meldete die Stadt 710 Corona-Neuinfektionen. Insgesamt gibt es derzeit damit knapp 8400 Corona-Infizierte. Immer mehr Erkrankte, das bedeutet auch, dass es mehr Kontaktpersonen gibt, die sich womöglich angesteckt haben. Deren Weg führt dann oft ins Testzentrum, das seit einigen Wochen am Plärrergelände liegt. Getestet wird dort nur nach vorheriger Anmeldung, Autofahrer und Fußgänger sollten, im Gegensatz zum Testzentrum an der Messe, getrennt werden. Nun aber wächst der Unmut bei den Menschen, die in der Kälte anstehen müssen. Sie berichten von einer teils zweistündigen Wartezeit, während Autofahrer im Zehn-Minuten-Takt bedient würden. Die Stadt bestätigt den Vorfall, spricht aber von einem Einzelfall. Sie will nun nachbessern.
Richard Nille aus Oberhausen hat sich an unsere Redaktion gewandt. Er schildert ein persönliches Erlebnis, das er am frühen Samstagnachmittag hatte: "Fußgänger hatten rund zwei Stunden zu warten." Er habe sich eineinhalb Stunden gedulden müssen: "Als ich dann fertig war, war die Warteschlange erheblich länger." Völlig unverständlich sei aus seiner Sicht, dass nur eine einzige Frau die Registrierung der Personen durchgeführt habe.
Bürger ärgern sich, dass Autofahrer priorisiert werden
Während Fußgänger im Freien stehen und warten, sitzen Autofahrinnen und Autofahrer, die einen Test benötigen, im warmen Wagen. Die Autos stehen in der Langenmantelstraße. Lange warten muss man nach Beobachtungen von mehreren getesteten Personen nicht. Die
Gesundheitsreferent Reiner Erben widerspricht. "Autofahrer werden bei der Terminvergabe nicht bevorzugt", sagte er am Montag gegenüber unserer Redaktion. Allerdings sei es am Samstag zu Problemen gekommen, unter denen vor allem die wartenden Fußgänger zu leiden hatten: "Es sind zwei Testeinheiten ausgefallen, die am Samstagmittag ersetzt wurden." Den "Stau" an Wartenden abzuarbeiten, habe dann leider vor allem für die Fußgängerinnen und Fußgänger gedauert, so Erben: "Aber es musste vermieden werden, dass Autoschlangen den Straßen- und Tramverkehr beeinträchtigen."
Erben betont, dass der Andrang von Testpersonen zuletzt auch für unerwartete Mehrarbeit gesorgt habe. Das Testzentrum sei für eine Testkapazität von 1200 Tests pro Tag ausgelegt worden. "Dank der großartigen Arbeit unseres Betreibers, der Bäuerle Ambulanz, werden aktuell 1500 Testwillige aus Augsburg und Umgebung getestet, das möchte ich betonen", ergänzt der Gesundheitsreferent.
Am Plärrer lassen sich mehr Fußgänger testen als an der Messe
Erben sagt ferner, dass auf seine Anweisung hin seit Mitte Januar die Testkapazitäten erweitert und ausgebaut worden seien. Im Rahmen der Kapazitätserweiterung vor Ort und der Erfahrungen vom vergangenen Wochenende werde nun das Warteschlangenkonzept aktuell überarbeitet: "Denn wie sich zeigt, kommen im Unterschied zum Standort des Testzentrums an der Messe mehr Fußgängerinnen und Fußgänger zum jetzigen Standort." Daher werde das Testzentrum zusammen mit dem Betreiber und dem Zeltbauer derzeit umgebaut, um eine weitere Wartereihe für alle, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, einzurichten und Kindertestungen davon zu separieren. Auch die Kommunikation vor Ort durch den Sicherheitsdienst werde verbessert.
Dass es im Testzentrum derzeit nicht rund läuft, bestreitet Erben: "Mit der Organisation sind wir sehr zufrieden. Dennoch bitte ich um Verständnis, dass bei hohem Testbetrieb, wie zum Beispiel am vergangenen Wochenende, längere Wartezeiten unvermeidlich sind." Auch witterungsbedingte Probleme wie Glatteis und Sturm oder technische Probleme könnten den Testbetrieb beeinträchtigen.
Ein Ortsbesuch am Montagmittag: Die Schlange der Fußgängerinnen und Fußgänger wirkt auf den ersten Blick angenehm kurz. Auch die wartenden Fahrzeuge kann man an zwei Händen abzählen. Der gesamte Prozess des Testens scheint eine Sache von wenigen Minuten zu sein. Das Testzentrum wird im Auftrag der Stadt vom Unternehmen Bäuerle Ambulanz betrieben. Die Gründe für die Wartezeiten sind laut Tobias Hock von Bäuerle vielfältig. Er argumentiert ähnlich wie Erben. Zusätzliches Personal sei von Bäuerle bereits engagiert worden. "Momentan wird im Zwei-Schicht-Betrieb mit je 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern registriert und abgestrichen", sagt Hock. Man wolle versuchen, eine zweite Fußgängerschlange einzurichten.
Manchmal halten sich die Testpersonen nicht an die vereinbarten Termine
Ein anderer Grund, warum man teils länger warten müsse, sei die Unzuverlässigkeit einzelner Personen. Bürgerinnen und Bürger hielten sich nicht an vereinbarte Termine. Sie kämen zum Teil etliche Stunden vor dem vereinbarten Termin. Nicht selten seien Kinder dabei, die ebenfalls getestet werden sollen. Dem Vernehmen nach will Bäuerle aber keine Personen ohne einen Test wegschicken. Dadurch entstehe ein Terminstau, der Auswirkungen auf Folgetermine habe. Schließlich sei alles durchgetaktet, sagt Hock. Er empfiehlt, maximal 15 Minuten vor dem vereinbarten Termin zum Testzentrum zu kommen, um unnötige Wartezeiten für sich und andere zu vermeiden.
Geraten wird zur Terminvereinbarung über das Internet. Personen, denen es nicht möglich ist, online einen Termin zu vereinbaren, können anrufen. Die Telefonnummer: 0821/789868-94. Besetzt ist das Telefon montags bis samstags von 8 bis 16 Uhr. Schnelltests sind am Plärrer generell kostenlos - wie auch an anderen städtischen Teststationen im Stadtgebiet. Der PCR-Test ist für berechtigte Personen ebenfalls kostenlos. Allerdings muss ein Nachweis erbracht werden. Ferner gilt: Für einen PCR-Test berechtigte Personen (zum Beispiel roter Hinweis in Corona-Warn-App oder ein positiver Schnelltest) können sich auch mit Symptomen im Testzentrum am Plärrer testen lassen.