Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: AVV-Tarife: Nahverkehr dürfte in einem halben Jahr teurer werden

Augsburg

AVV-Tarife: Nahverkehr dürfte in einem halben Jahr teurer werden

    • |
    Fahrten mit Bus und Tram dürften bald teurer werden.
    Fahrten mit Bus und Tram dürften bald teurer werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Nahverkehrskunden in der Region werden sich zum Jahresende womöglich auf eine happige Preiserhöhung gefasst machen müssen: Man gehe nach derzeitigem Stand von knapp zehn Prozent Preissteigerung aus, wenn man die Tarife gemäß dem mit den Verkehrsunternehmen vereinbarten Index (er berücksichtigt unter anderem Treibstoff- und Personalkosten) anpassen würde, so Linda Kisabaka, Geschäftsführerin des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbundes. "Für das jetzige Angebot werden in Zukunft mehr finanzielle Mittel nötig werden." Wie man mit der Situation umgehen wird, ist noch nicht klar. Die Grünen im Aichach-Friedberger Kreistag kündigten bereits einen Antrag an, in dem sie die Aussetzung der Erhöhung beantragen werden.

    Preiserhöhung des AVV beschäftigt die Politik

    Die kurze Diskussion über die höheren Tarife fand am Donnerstag am Rande einer Sitzung in Stadtbergen statt, bei der Vertreter des Augsburger Stadtrats und der Kreistage von

    Wie mit den Ticketpreisen letztlich umgegangen wird, ist noch unklar. Eine Erhöhung mit Steuergeldern abzufedern, ist allerdings nicht unproblematisch, weil die gestiegenen Kosten früher oder später sowieso bei den Fahrgästen aufschlagen, dann meist mit größerer Wucht. Das hatte man schon vor gut zwei Jahren gesehen, als Tariferhöhungen für ein halbes Jahr ausgesetzt wurden.

    Noch gibt es keine Komplett-Absage an das 365-Euro-Ticket

    Trotz der trüben Aussichten gab es aber keine Komplett-Absage an ein 365-Euro-Ticket, auch wenn AVV-Chefin Kisabaka wenig Perspektiven sieht. Ein 365-Euro-Ticket für alle ohne Zeitbeschränkung werde AVV-weit in der Summe rund 23 Millionen Euro weniger an Einnahmen pro Jahr bringen. "Das Erste, was passiert: Wer mehr als 365 Euro im Jahr zahlt, wird sein bisheriges Ticket nicht mehr kaufen", so Kisabaka. Das sei zwar ein Geschenk für diese Fahrgäste, die Finanzierung sei aber völlig unklar. Die Zahl der Neukunden sei nach Berechnungen eines vom AVV beauftragten Beratungsunternehmens verschwindend gering. Durch Neukunden werde es nur 0,7 Prozent mehr Fahrten geben. Der größte Effekt werde der sein, dass bisherige Fahrgäste mit einem 365-Euro-Ticket häufiger fahren. Vor diesem Hintergrund müsse man auch das geplante Neun-Euro-Ticket sehen. "Das wird ein großer Feldversuch: Wirkt sich so etwas auf Pendler aus oder wird das nur ein Ausflugsticket am Wochenende in die Berge?"

    Doch vor allem die Freien Wähler und die Grünen aus den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg wollten darum nicht in den Komplett-Abgesang auf ein 365-Euro-Ticket einstimmen. Marion Brülls (Grüne,

    Auf Antrag von Rudi Fuchs (FW, Aichach-Friedberg) wurde schließlich der Beschlussvorschlag so geändert, dass man die Einführung eines 365-Euro-Tickets grundsätzlich befürwortet, momentan keine finanziellen Chancen dafür sieht, aber nach intensiver Analyse erneut in die Beratung geht. Dafür gab es eine Mehrheit.

    Grüne: Die Zahlen im Nahverkehr sind ernüchternd

    Von den Augsburger Grünen gab es, anders als in der Vergangenheit, kein engagiertes Statement für ein 365-Euro-Ticket. Die Zahlen seien ernüchternd, so Stadtrat Matthias Lorentzen. "Wenn wir zur Erkenntnis kommen, dass das 365-Euro-Ticket keinen großen Gewinn bringt, müssen wir uns eher rüberlegen, was der richtige Weg ist", so Lorentzen. Er erinnerte daran, dass sich Nürnberg schon auf den Weg zum 365-Euro-Ticket gemacht hatte, im März aber die Reißleine wegen Nichtfinanzierbarkeit zog. Der AVV soll nun auf Anregung aus der Stadt Augsburg prüfen, welche Städte starke Fahrgastzuwächse haben und wie diese zustande kommen. Voraussetzung, so CSU-Stadtrat Matthias Fink, sei realistischerweise aber, dass der Staat mehr Geld für den Nahverkehr springen lässt. "Das 365-Euro-Ticket klang unglaublich verführerisch, aber es ist wohl nicht die Lösung."

    Laut AVV-Chefin Kisabaka ist ein neues Angebot in Sicht, das dem gestiegenen Homeoffice-Anteil Rechnung trägt. Die Zahl der Pendler und Pendlerinnen, die an fünf Tagen die Woche in die Arbeit fahren, dürfte sinken. Die Idee ist eine Art Basis-Abo, bei dem Zusatzfahrten dazugebucht werden können. Je mehr es werden, desto stärker sinkt der Preis pro Fahrt. Allerdings werde es dieses Ticket wegen des flexiblen Rabatts nur elektronisch geben können. Aktuell gebe es auch noch Diskussionen über die Einnahmeverteilung zwischen den Verkehrsunternehmen innerhalb des AVV.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden